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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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des Landes Gvinea.
Gedult oben auf dem Haupt in richtige Ordnung ein-
theilen. Einige haben ihrer mehr als zwantzig/ nach
dem sie viel oder wenig Haare haben/ andre schmieren
sie mit Nußbaum-Öhl ein/ welches die schwartze Far-
be allgemach benimmt/ und eine etwas röthliche verur-
sachet; weil diese sehr hoch bey ihnen aestimiret wird/
ohngeachtet ich und meines gleichen wenig hübsches
darinn finden kan.

Die Männer mögen so viel Weiber nehmen als sie
nehren können/ doch geschiehet solches so von Grossen
als Geringen ohne einige Weitläufftigkeit/ bloß daß
jene der Braut Anverwandten mit einem bessern Au-
ge aufnehmen als diese.

Sehet wie sie es mit ihrem Heyrathen ferner hal-
ten. Hat irgends ein junger Mensch sich in ein jung
Mädgen verliebet/ so entdecket er solches an einem ih-
rer vornehmsten Anverwandten/ welcher zu ihren El-
tern hingehet und um die Tochter Ansuchung thut/
und fast niemahls vergeblich/ fals sie nicht an jemand
anders versprochen. Darauf nach beyderseitigem
erhaltenen Jawort/ die Ehe geschlossen/ und alsofort
vom Bräutigam unterschiedliche schöne Kleider/
Hals- und Armbänder an seine Braut geschencket
werden/ womit die Hochzeit ein Ende hat/ wenn zu-
vor beyder[e]its Anverwandten vergnüget und wohl
aufgenommen seynd. Doch ist lächerlich/ daß man kei-
ne Mahlzeit anrichtet/ weder im Hause der Verlob-
ten noch sonsten wo/ sondern gewisse Speise zurichtet/
und selbige denen Anverwandten ins besondere nach
Hause zuschicken lässet.

Die Männer sind ungemein eyfersüchtig und arg-
wöhnlich über ihre Weiber/ doch nicht so sehr auf

uns
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des Landes Gvinea.
Gedult oben auf dem Haupt in richtige Ordnung ein-
theilen. Einige haben ihrer mehr als zwantzig/ nach
dem ſie viel oder wenig Haare haben/ andre ſchmieren
ſie mit Nußbaum-Oͤhl ein/ welches die ſchwartze Far-
be allgemach benimmt/ und eine etwas roͤthliche verur-
ſachet; weil dieſe ſehr hoch bey ihnen æſtimiret wird/
ohngeachtet ich und meines gleichen wenig huͤbſches
darinn finden kan.

Die Maͤnner moͤgen ſo viel Weiber nehmen als ſie
nehren koͤnnen/ doch geſchiehet ſolches ſo von Groſſen
als Geringen ohne einige Weitlaͤufftigkeit/ bloß daß
jene der Braut Anverwandten mit einem beſſern Au-
ge aufnehmen als dieſe.

Sehet wie ſie es mit ihrem Heyrathen ferner hal-
ten. Hat irgends ein junger Menſch ſich in ein jung
Maͤdgen verliebet/ ſo entdecket er ſolches an einem ih-
rer vornehmſten Anverwandten/ welcher zu ihren El-
tern hingehet und um die Tochter Anſuchung thut/
und faſt niemahls vergeblich/ fals ſie nicht an jemand
anders verſprochen. Darauf nach beyderſeitigem
erhaltenen Jawort/ die Ehe geſchloſſen/ und alſofort
vom Braͤutigam unterſchiedliche ſchoͤne Kleider/
Hals- und Armbaͤnder an ſeine Braut geſchencket
werden/ womit die Hochzeit ein Ende hat/ wenn zu-
vor beyder[e]its Anverwandten vergnuͤget und wohl
aufgenommen ſeynd. Doch iſt laͤcherlich/ daß man kei-
ne Mahlzeit anrichtet/ weder im Hauſe der Verlob-
ten noch ſonſten wo/ ſondern gewiſſe Speiſe zurichtet/
und ſelbige denen Anverwandten ins beſondere nach
Hauſe zuſchicken laͤſſet.

Die Maͤnner ſind ungemein eyferſuͤchtig und arg-
woͤhnlich uͤber ihre Weiber/ doch nicht ſo ſehr auf

uns
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[531/0591] des Landes Gvinea. Gedult oben auf dem Haupt in richtige Ordnung ein- theilen. Einige haben ihrer mehr als zwantzig/ nach dem ſie viel oder wenig Haare haben/ andre ſchmieren ſie mit Nußbaum-Oͤhl ein/ welches die ſchwartze Far- be allgemach benimmt/ und eine etwas roͤthliche verur- ſachet; weil dieſe ſehr hoch bey ihnen æſtimiret wird/ ohngeachtet ich und meines gleichen wenig huͤbſches darinn finden kan. Die Maͤnner moͤgen ſo viel Weiber nehmen als ſie nehren koͤnnen/ doch geſchiehet ſolches ſo von Groſſen als Geringen ohne einige Weitlaͤufftigkeit/ bloß daß jene der Braut Anverwandten mit einem beſſern Au- ge aufnehmen als dieſe. Sehet wie ſie es mit ihrem Heyrathen ferner hal- ten. Hat irgends ein junger Menſch ſich in ein jung Maͤdgen verliebet/ ſo entdecket er ſolches an einem ih- rer vornehmſten Anverwandten/ welcher zu ihren El- tern hingehet und um die Tochter Anſuchung thut/ und faſt niemahls vergeblich/ fals ſie nicht an jemand anders verſprochen. Darauf nach beyderſeitigem erhaltenen Jawort/ die Ehe geſchloſſen/ und alſofort vom Braͤutigam unterſchiedliche ſchoͤne Kleider/ Hals- und Armbaͤnder an ſeine Braut geſchencket werden/ womit die Hochzeit ein Ende hat/ wenn zu- vor beydereits Anverwandten vergnuͤget und wohl aufgenommen ſeynd. Doch iſt laͤcherlich/ daß man kei- ne Mahlzeit anrichtet/ weder im Hauſe der Verlob- ten noch ſonſten wo/ ſondern gewiſſe Speiſe zurichtet/ und ſelbige denen Anverwandten ins beſondere nach Hauſe zuſchicken laͤſſet. Die Maͤnner ſind ungemein eyferſuͤchtig und arg- woͤhnlich uͤber ihre Weiber/ doch nicht ſo ſehr auf uns L l 2

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 531. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/591>, abgerufen am 25.11.2024.