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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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Beschreibung
dern ein jeder nach seinem Vermögen darinnen sich
aufführet.

Die Frauen derer Vornehmen/ tragen grosse Pa-
ans
von Wolle unterschiedlicher Farbe/ und sehr artig
zusammen gewebet. Sie sind aber nicht sehr lang/
sondern eben so zugebunden wie der Frauens zu Fida,
doch mit diesem Unterscheid/ daß die letztern den Paan
vorne offen tragen/ die andre aber an der Seite oder
hinten. Den Oberleib bedecken sie gemeiniglich mit
sehr schönem Gezeug/ nicht anders als mit einer
Scherpe ohngefehr drey Ehlen lang/ wie die Frauens
zu Gvinea. Um den Hals tragen sie auf einen Fa-
den unterschiedliche Corallen. Gemeine Frauens-
leute haben von Kupffer oder auch polirten Eysen
gemachte Armbänder/ einige tragen sie auch um die
Füsse/ und stecken ihre Finger voller meßingen Ringe.
Nicht weniger Unterscheid findet sich zwischen der Klei-
dung armer und reicher Frauensleute/ als wir unter
den Mannsleuten angemercket haben/ daß nemlich
in dem Gezeug oder Linnen welches diese letztere tra-
gen/ eines feiner das andre grober ist.

Jhre Kinder gehen schier gantz nackend bis ins 12.
und 14. Jahr/ haben auch nichts an den Leib als eini-
ge Schnüre von Corallen/ die sie an statt derer
Gürtel gebrauchen.

Die Mannsleute kräuseln oder machen ihre Haare
niemahls auf/ sondern lassen sie wie die Natur sie ge-
geben/ ohne daß sie zuweilen 2. oder drey grosse Lo-
cken drein schlagen/ an welche sie einen grossen Co-
rallen anhangen. Dagegen aber sind die Frauens-
leute so viel sorgfältiger/ und machen unterschiedliche
kleine und grosse Locken darein/ welche sie mit vieler

Ge-

Beſchreibung
dern ein jeder nach ſeinem Vermoͤgen darinnen ſich
auffuͤhret.

Die Frauen derer Vornehmen/ tragen groſſe Pa-
ans
von Wolle unterſchiedlicher Farbe/ und ſehr artig
zuſammen gewebet. Sie ſind aber nicht ſehr lang/
ſondern eben ſo zugebunden wie der Frauens zu Fida,
doch mit dieſem Unterſcheid/ daß die letztern den Paan
vorne offen tragen/ die andre aber an der Seite oder
hinten. Den Oberleib bedecken ſie gemeiniglich mit
ſehr ſchoͤnem Gezeug/ nicht anders als mit einer
Scherpe ohngefehr drey Ehlen lang/ wie die Frauens
zu Gvinea. Um den Hals tragen ſie auf einen Fa-
den unterſchiedliche Corallen. Gemeine Frauens-
leute haben von Kupffer oder auch polirten Eyſen
gemachte Armbaͤnder/ einige tragen ſie auch um die
Fuͤſſe/ und ſtecken ihre Finger voller meßingen Ringe.
Nicht weniger Unterſcheid findet ſich zwiſchen der Klei-
dung armer und reicher Frauensleute/ als wir unter
den Mannsleuten angemercket haben/ daß nemlich
in dem Gezeug oder Linnen welches dieſe letztere tra-
gen/ eines feiner das andre grober iſt.

Jhre Kinder gehen ſchier gantz nackend bis ins 12.
und 14. Jahr/ haben auch nichts an den Leib als eini-
ge Schnuͤre von Corallen/ die ſie an ſtatt derer
Guͤrtel gebrauchen.

Die Mannsleute kraͤuſeln oder machen ihre Haare
niemahls auf/ ſondern laſſen ſie wie die Natur ſie ge-
geben/ ohne daß ſie zuweilen 2. oder drey groſſe Lo-
cken drein ſchlagen/ an welche ſie einen groſſen Co-
rallen anhangen. Dagegen aber ſind die Frauens-
leute ſo viel ſorgfaͤltiger/ und machen unterſchiedliche
kleine und groſſe Locken darein/ welche ſie mit vieler

Ge-
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[530/0590] Beſchreibung dern ein jeder nach ſeinem Vermoͤgen darinnen ſich auffuͤhret. Die Frauen derer Vornehmen/ tragen groſſe Pa- ans von Wolle unterſchiedlicher Farbe/ und ſehr artig zuſammen gewebet. Sie ſind aber nicht ſehr lang/ ſondern eben ſo zugebunden wie der Frauens zu Fida, doch mit dieſem Unterſcheid/ daß die letztern den Paan vorne offen tragen/ die andre aber an der Seite oder hinten. Den Oberleib bedecken ſie gemeiniglich mit ſehr ſchoͤnem Gezeug/ nicht anders als mit einer Scherpe ohngefehr drey Ehlen lang/ wie die Frauens zu Gvinea. Um den Hals tragen ſie auf einen Fa- den unterſchiedliche Corallen. Gemeine Frauens- leute haben von Kupffer oder auch polirten Eyſen gemachte Armbaͤnder/ einige tragen ſie auch um die Fuͤſſe/ und ſtecken ihre Finger voller meßingen Ringe. Nicht weniger Unterſcheid findet ſich zwiſchen der Klei- dung armer und reicher Frauensleute/ als wir unter den Mannsleuten angemercket haben/ daß nemlich in dem Gezeug oder Linnen welches dieſe letztere tra- gen/ eines feiner das andre grober iſt. Jhre Kinder gehen ſchier gantz nackend bis ins 12. und 14. Jahr/ haben auch nichts an den Leib als eini- ge Schnuͤre von Corallen/ die ſie an ſtatt derer Guͤrtel gebrauchen. Die Mannsleute kraͤuſeln oder machen ihre Haare niemahls auf/ ſondern laſſen ſie wie die Natur ſie ge- geben/ ohne daß ſie zuweilen 2. oder drey groſſe Lo- cken drein ſchlagen/ an welche ſie einen groſſen Co- rallen anhangen. Dagegen aber ſind die Frauens- leute ſo viel ſorgfaͤltiger/ und machen unterſchiedliche kleine und groſſe Locken darein/ welche ſie mit vieler Ge-

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 530. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/590>, abgerufen am 17.05.2024.