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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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des Landes Gvinea.
grandes, imgleichen denen Gouverneurs eine ge-
wisse Anzahl armer Leute unterhalten in ihren Resi-
dentien,
deren einige fals sie geschickt sind ihre Kost
zu gewinnen/ zur Arbeit angestrenget/ im Gegen-
theil aber bis an ihr Ende verpfleget werden/ damit
jene den Namen der Barmhertzigen erlangen mögen.

Sie mögen einander trefflich gerne beschencken/
massen sie auch denen Europäern ein mehreres zuwerf-
fen als diese nöthig haben/ ja es greiffen sich einige der-
massen an/ daß sie gar aus allen Kräfften kommen/
um bey denen Fremden sich in Ansehen zu bringen

Jhre Kleidung ist auch viel besser und geschickter
als derer Gvineser. Die Reichen tragen unten auf
dem Leibe ein weiß Linnen von feiner Wolle ohnge-
fehr 3. Ehlen lang und anderthalb breit/ welches sie
an statt der Schlaffhosen brauchen. Uber diesem tra-
gen sie noch ein feiners ebenfals von weiß Wollen-Lin-
nen/ bisweilen 30. Ehlen lang/ welches sie artig rund
um den Leib in Falten zu schlagen wissen. Endlich ha-
ben sie über diesen zweyten Rock eine seydene oder von
andern Stoff eine Scherpe/ zwey oder drey Ehlen
lang und einer halben breit/ an deren Ende eine Spitze
oder Frange hanget/ denen Gvineischen nicht un-
gleich. Der Oberleib ist meistentheils nackend. Und
dieses ist ihre Kleidung wenn sie ausgehen. Da-
heim aber haben sie nichts als einen grossen Paan an
statt der Schlaffhosen/ darüber hangen sie einen gros-
sen gemahlten und von Linnen gewebten Rock/ nicht
anders wie einen Mantel.

Gemeine Leute seynd auch fast eben so gekleidet/
bloß daß ihr Linnenzeug bey weiten nicht so fein/ son-

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des Landes Gvinea.
grandes, imgleichen denen Gouverneurs eine ge-
wiſſe Anzahl armer Leute unterhalten in ihren Reſi-
dentien,
deren einige fals ſie geſchickt ſind ihre Koſt
zu gewinnen/ zur Arbeit angeſtrenget/ im Gegen-
theil aber bis an ihr Ende verpfleget werden/ damit
jene den Namen der Barmhertzigen erlangen moͤgen.

Sie moͤgen einander trefflich gerne beſchencken/
maſſen ſie auch denen Europaͤern ein mehreres zuwerf-
fen als dieſe noͤthig haben/ ja es greiffen ſich einige der-
maſſen an/ daß ſie gar aus allen Kraͤfften kommen/
um bey denen Fremden ſich in Anſehen zu bringen

Jhre Kleidung iſt auch viel beſſer und geſchickter
als derer Gvineſer. Die Reichen tragen unten auf
dem Leibe ein weiß Linnen von feiner Wolle ohnge-
fehr 3. Ehlen lang und anderthalb breit/ welches ſie
an ſtatt der Schlaffhoſen brauchen. Uber dieſem tra-
gen ſie noch ein feiners ebenfals von weiß Wollen-Lin-
nen/ bisweilen 30. Ehlen lang/ welches ſie artig rund
um den Leib in Falten zu ſchlagen wiſſen. Endlich ha-
ben ſie uͤber dieſen zweyten Rock eine ſeydene oder von
andern Stoff eine Scherpe/ zwey oder drey Ehlen
lang und einer halben breit/ an deren Ende eine Spitze
oder Frange hanget/ denen Gvineiſchen nicht un-
gleich. Der Oberleib iſt meiſtentheils nackend. Und
dieſes iſt ihre Kleidung wenn ſie ausgehen. Da-
heim aber haben ſie nichts als einen groſſen Paan an
ſtatt der Schlaffhoſen/ daruͤber hangen ſie einen groſ-
ſen gemahlten und von Linnen gewebten Rock/ nicht
anders wie einen Mantel.

Gemeine Leute ſeynd auch faſt eben ſo gekleidet/
bloß daß ihr Linnenzeug bey weiten nicht ſo fein/ ſon-

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[529/0589] des Landes Gvinea. grandes, imgleichen denen Gouverneurs eine ge- wiſſe Anzahl armer Leute unterhalten in ihren Reſi- dentien, deren einige fals ſie geſchickt ſind ihre Koſt zu gewinnen/ zur Arbeit angeſtrenget/ im Gegen- theil aber bis an ihr Ende verpfleget werden/ damit jene den Namen der Barmhertzigen erlangen moͤgen. Sie moͤgen einander trefflich gerne beſchencken/ maſſen ſie auch denen Europaͤern ein mehreres zuwerf- fen als dieſe noͤthig haben/ ja es greiffen ſich einige der- maſſen an/ daß ſie gar aus allen Kraͤfften kommen/ um bey denen Fremden ſich in Anſehen zu bringen Jhre Kleidung iſt auch viel beſſer und geſchickter als derer Gvineſer. Die Reichen tragen unten auf dem Leibe ein weiß Linnen von feiner Wolle ohnge- fehr 3. Ehlen lang und anderthalb breit/ welches ſie an ſtatt der Schlaffhoſen brauchen. Uber dieſem tra- gen ſie noch ein feiners ebenfals von weiß Wollen-Lin- nen/ bisweilen 30. Ehlen lang/ welches ſie artig rund um den Leib in Falten zu ſchlagen wiſſen. Endlich ha- ben ſie uͤber dieſen zweyten Rock eine ſeydene oder von andern Stoff eine Scherpe/ zwey oder drey Ehlen lang und einer halben breit/ an deren Ende eine Spitze oder Frange hanget/ denen Gvineiſchen nicht un- gleich. Der Oberleib iſt meiſtentheils nackend. Und dieſes iſt ihre Kleidung wenn ſie ausgehen. Da- heim aber haben ſie nichts als einen groſſen Paan an ſtatt der Schlaffhoſen/ daruͤber hangen ſie einen groſ- ſen gemahlten und von Linnen gewebten Rock/ nicht anders wie einen Mantel. Gemeine Leute ſeynd auch faſt eben ſo gekleidet/ bloß daß ihr Linnenzeug bey weiten nicht ſo fein/ ſon- dern L l

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 529. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/589>, abgerufen am 17.05.2024.