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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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Beschreibung
sehr höfflich und dienstfertig/ von denen alles sehr leicht-
lich zu erhalten/ fals man ihnen gütig begegnet; als-
denn sie mit gedoppelter Freygebigkeit die ihnen bezeig-
te Höffligkeit ersetzen/ auch selten einem etwas abschla-
gen werden/ ohngeachtet sie dessen selbst hochbenöthiget
seynd.

Doch wollen sie ebenfals höfflich und gütig bege-
gnet seyn/ und können nicht leiden daß man sie sauer an-
sehe; denn so würde man mit aller Macht auch nicht
das geringste von ihnen erhalten/ ohngeachtet alles
Ernstes und Bedrohungen die man vergeblich anwen-
den wolt. Was ihre Handlung betrifft/ seynd sie
über die massen richtig und accurat, würden auch nie-
mahls von ihren Gebräuchen im geringsten nachlassen;
daher wenn man ihnen hierinn zu fügen weiß/ trefflich
wohl zu recht kommen kan/ angesehen sie ihrer Seiten
nichts ermangeln lassen um nach Möglichkeit ein gu-
tes Vernehmen unter einander zu stifften.

Das übelste ist/ daß sie ein wenig langsam in ihrer
Handlung seyn/ dahero es offtermahls zu geschehen
pfleget/ daß ohngeachtet ihres guten Vorraths von E-
lephanten Zähnen/ dennoch ein 8. oder 10. Tage vor-
bey streichen/ ehe man eins mit ihnen werden kan. Je-
doch wissen sie dieses mit so viel Höffligkeit zu bemän-
teln/ daß man über ihre Schläffrigkeit unmöglich ey-
fern könne.

Zweytens muß man bey der Ankunfft sehr viele
Kauff-Waaren auf Borg ihnen geben/ davon sie sich
neue Paans oder Röcke machen lassen/ und bisweilen so
lange auf die Bezahlung warten/ daß man ohne diese
abzureisen gezwungen/ theils wegen einfallen der Jah-
res-Zeit/ theils auch wegen Mangel gehöriger Lebens-

Mit-

Beſchreibung
ſehr hoͤfflich und dienſtfertig/ von denen alles ſehr leicht-
lich zu erhalten/ fals man ihnen guͤtig begegnet; als-
denn ſie mit gedoppelter Freygebigkeit die ihnen bezeig-
te Hoͤffligkeit erſetzen/ auch ſelten einem etwas abſchla-
gen werden/ ohngeachtet ſie deſſen ſelbſt hochbenoͤthiget
ſeynd.

Doch wollen ſie ebenfals hoͤfflich und guͤtig bege-
gnet ſeyn/ und koͤnnen nicht leiden daß man ſie ſauer an-
ſehe; denn ſo wuͤrde man mit aller Macht auch nicht
das geringſte von ihnen erhalten/ ohngeachtet alles
Ernſtes und Bedrohungen die man vergeblich anwen-
den wolt. Was ihre Handlung betrifft/ ſeynd ſie
uͤber die maſſen richtig und accurat, wuͤrden auch nie-
mahls von ihren Gebraͤuchen im geringſten nachlaſſen;
daher wenn man ihnen hierinn zu fuͤgen weiß/ trefflich
wohl zu recht kommen kan/ angeſehen ſie ihrer Seiten
nichts ermangeln laſſen um nach Moͤglichkeit ein gu-
tes Vernehmen unter einander zu ſtifften.

Das uͤbelſte iſt/ daß ſie ein wenig langſam in ihrer
Handlung ſeyn/ dahero es offtermahls zu geſchehen
pfleget/ daß ohngeachtet ihres guten Vorraths von E-
lephanten Zaͤhnen/ dennoch ein 8. oder 10. Tage vor-
bey ſtreichen/ ehe man eins mit ihnen werden kan. Je-
doch wiſſen ſie dieſes mit ſo viel Hoͤffligkeit zu bemaͤn-
teln/ daß man uͤber ihre Schlaͤffrigkeit unmoͤglich ey-
fern koͤnne.

Zweytens muß man bey der Ankunfft ſehr viele
Kauff-Waaren auf Borg ihnen geben/ davon ſie ſich
neue Paans oder Roͤcke machen laſſen/ und bisweilen ſo
lange auf die Bezahlung warten/ daß man ohne dieſe
abzureiſen gezwungen/ theils wegen einfallen der Jah-
res-Zeit/ theils auch wegen Mangel gehoͤriger Lebens-

Mit-
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[522/0582] Beſchreibung ſehr hoͤfflich und dienſtfertig/ von denen alles ſehr leicht- lich zu erhalten/ fals man ihnen guͤtig begegnet; als- denn ſie mit gedoppelter Freygebigkeit die ihnen bezeig- te Hoͤffligkeit erſetzen/ auch ſelten einem etwas abſchla- gen werden/ ohngeachtet ſie deſſen ſelbſt hochbenoͤthiget ſeynd. Doch wollen ſie ebenfals hoͤfflich und guͤtig bege- gnet ſeyn/ und koͤnnen nicht leiden daß man ſie ſauer an- ſehe; denn ſo wuͤrde man mit aller Macht auch nicht das geringſte von ihnen erhalten/ ohngeachtet alles Ernſtes und Bedrohungen die man vergeblich anwen- den wolt. Was ihre Handlung betrifft/ ſeynd ſie uͤber die maſſen richtig und accurat, wuͤrden auch nie- mahls von ihren Gebraͤuchen im geringſten nachlaſſen; daher wenn man ihnen hierinn zu fuͤgen weiß/ trefflich wohl zu recht kommen kan/ angeſehen ſie ihrer Seiten nichts ermangeln laſſen um nach Moͤglichkeit ein gu- tes Vernehmen unter einander zu ſtifften. Das uͤbelſte iſt/ daß ſie ein wenig langſam in ihrer Handlung ſeyn/ dahero es offtermahls zu geſchehen pfleget/ daß ohngeachtet ihres guten Vorraths von E- lephanten Zaͤhnen/ dennoch ein 8. oder 10. Tage vor- bey ſtreichen/ ehe man eins mit ihnen werden kan. Je- doch wiſſen ſie dieſes mit ſo viel Hoͤffligkeit zu bemaͤn- teln/ daß man uͤber ihre Schlaͤffrigkeit unmoͤglich ey- fern koͤnne. Zweytens muß man bey der Ankunfft ſehr viele Kauff-Waaren auf Borg ihnen geben/ davon ſie ſich neue Paans oder Roͤcke machen laſſen/ und bisweilen ſo lange auf die Bezahlung warten/ daß man ohne dieſe abzureiſen gezwungen/ theils wegen einfallen der Jah- res-Zeit/ theils auch wegen Mangel gehoͤriger Lebens- Mit-

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 522. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/582>, abgerufen am 25.11.2024.