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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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des Landes Gvinea.
welcher an Verstand und Geschickligkeit vor dieser
Nation etwas schiene voraus zu haben/ folglich nicht
verkauffet/ sondern nach Franckreich an Hoff gefüh-
ret ward/ allwo der lose Geselle sich vor den Sohn und
Nach folger des Königes zu Assine ausgabe/ auch solch
Gehör bey dem Hofe fande/ daß ihn der König reich-
lich beschenckte/ und wieder zurück in sein Vaterland
schickte auf vor erwehnte Art. So bald er nun an-
gelanget/ an statt daß er der König seyn solte/ war er
nichtes mehr als ein gemeiner Sclave/ gieng deswegen
alsobald bey seinen alten Herren einen Caboceer in
Assine, gedachte auch an nichts weniger als an die Be-
kehrung seiner unterthanen/ sondern begabe sich also-
fort wieder zum Heydenthum.

Jhr könnet hieraus leichtlich abnehmen/ wie es die
Frantzosen müsse verdrossen haben/ von einem Mohren
so um die Fichte geführet zu seyn/ insonderheit da ihnen
ihr Anschlag mißlunge/ vermöge welchen sie durch
Hülffe dieses Königes gedachten in Gvinea festen Fuß
zu setzen. Ohne daß der gute Wille des Königes von
Franckreich einen heydnischen Printzen zu bekehren
vergebens und umsonst war/ nicht weniger auch der
Bischoff von Meaux und Cardinal von Nouilles
fruchtlos sich bemühet hatten/ folglich dem gantzen
Hoff eine ziemliche Nase angedrehet.

Sehet mein Herr/ wie es unter den einfältigen un-
schuldigen Mohren auch nicht ermangele an listigen
und verschlagenen Köpffen/ die einen so berühmten
und scharffsichtigen Hoff als in Franckreich betrie-
gen können. Jch glaube nicht es werde derselbige

wegen

des Landes Gvinea.
welcher an Verſtand und Geſchickligkeit vor dieſer
Nation etwas ſchiene voraus zu haben/ folglich nicht
verkauffet/ ſondern nach Franckreich an Hoff gefuͤh-
ret ward/ allwo der loſe Geſelle ſich vor den Sohn und
Nach folger des Koͤniges zu Aſſiné ausgabe/ auch ſolch
Gehoͤr bey dem Hofe fande/ daß ihn der Koͤnig reich-
lich beſchenckte/ und wieder zuruͤck in ſein Vaterland
ſchickte auf vor erwehnte Art. So bald er nun an-
gelanget/ an ſtatt daß er der Koͤnig ſeyn ſolte/ war er
nichtes mehr als ein gemeiner Sclave/ gieng deswegen
alſobald bey ſeinen alten Herren einen Caboceer in
Aſſiné, gedachte auch an nichts weniger als an die Be-
kehrung ſeiner unterthanen/ ſondern begabe ſich alſo-
fort wieder zum Heydenthum.

Jhr koͤnnet hieraus leichtlich abnehmen/ wie es die
Frantzoſen muͤſſe verdroſſen haben/ von einem Mohren
ſo um die Fichte gefuͤhret zu ſeyn/ inſonderheit da ihnen
ihr Anſchlag mißlunge/ vermoͤge welchen ſie durch
Huͤlffe dieſes Koͤniges gedachten in Gvinea feſten Fuß
zu ſetzen. Ohne daß der gute Wille des Koͤniges von
Franckreich einen heydniſchen Printzen zu bekehren
vergebens und umſonſt war/ nicht weniger auch der
Biſchoff von Meaux und Cardinal von Nouilles
fruchtlos ſich bemuͤhet hatten/ folglich dem gantzen
Hoff eine ziemliche Naſe angedrehet.

Sehet mein Herr/ wie es unter den einfaͤltigen un-
ſchuldigen Mohren auch nicht ermangele an liſtigen
und verſchlagenen Koͤpffen/ die einen ſo beruͤhmten
und ſcharffſichtigen Hoff als in Franckreich betrie-
gen koͤnnen. Jch glaube nicht es werde derſelbige

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[507/0567] des Landes Gvinea. welcher an Verſtand und Geſchickligkeit vor dieſer Nation etwas ſchiene voraus zu haben/ folglich nicht verkauffet/ ſondern nach Franckreich an Hoff gefuͤh- ret ward/ allwo der loſe Geſelle ſich vor den Sohn und Nach folger des Koͤniges zu Aſſiné ausgabe/ auch ſolch Gehoͤr bey dem Hofe fande/ daß ihn der Koͤnig reich- lich beſchenckte/ und wieder zuruͤck in ſein Vaterland ſchickte auf vor erwehnte Art. So bald er nun an- gelanget/ an ſtatt daß er der Koͤnig ſeyn ſolte/ war er nichtes mehr als ein gemeiner Sclave/ gieng deswegen alſobald bey ſeinen alten Herren einen Caboceer in Aſſiné, gedachte auch an nichts weniger als an die Be- kehrung ſeiner unterthanen/ ſondern begabe ſich alſo- fort wieder zum Heydenthum. Jhr koͤnnet hieraus leichtlich abnehmen/ wie es die Frantzoſen muͤſſe verdroſſen haben/ von einem Mohren ſo um die Fichte gefuͤhret zu ſeyn/ inſonderheit da ihnen ihr Anſchlag mißlunge/ vermoͤge welchen ſie durch Huͤlffe dieſes Koͤniges gedachten in Gvinea feſten Fuß zu ſetzen. Ohne daß der gute Wille des Koͤniges von Franckreich einen heydniſchen Printzen zu bekehren vergebens und umſonſt war/ nicht weniger auch der Biſchoff von Meaux und Cardinal von Nouilles fruchtlos ſich bemuͤhet hatten/ folglich dem gantzen Hoff eine ziemliche Naſe angedrehet. Sehet mein Herr/ wie es unter den einfaͤltigen un- ſchuldigen Mohren auch nicht ermangele an liſtigen und verſchlagenen Koͤpffen/ die einen ſo beruͤhmten und ſcharffſichtigen Hoff als in Franckreich betrie- gen koͤnnen. Jch glaube nicht es werde derſelbige wegen

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 507. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/567>, abgerufen am 18.05.2024.