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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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Beschreibung
Assine, davon die Frantzosen seit einiger Zeit Meister
waren/ und zwar durch folgende lächerliche Begeben-
heit/ welche ich zu erzehlen nicht nachlassen kan. Der
Autor des Europäischen Mercurii, erzehlet in seinem
ersten Theile des 1701sten Jahres von einem Moh-
ren König welcher sich zum Christlichen Glauben be-
kehret/ folgen des.

Sehet abermahl einen heydnischen König zum
Christenthum gebracht/ ich meyne den Ludwig Han-
nibal
König von Syrien (worinnen er sich versehen/
denn es ist Assine) in Africa, wo das Gold herkommt.
Dieser nachdem er lange Zeit zu Paris unterwiesen/
und von dem Bischoff zu Meaux getauffet worden/ in
Beyseyn des Königes als seines Tauffzeugen/ em-
pfing darauf die Communion von dem Cardinal von
Nouilles am 27. Febr. 1701. und opferte zu derselbi-
gen Zeit an die Jungfrau Maria eine Tafel welche er
zur Schutz-Göttin aller seiner Länder angenommen/
unter diesem Gelübde/ er wolte bey seiner Heimkunfft
äusserst beflissen seyn/ das gantze Königreich zu bekeh-
ren. Wannenhero dieser Mohren König den 24. fol-
genden Monats abreisete/ um zu Port Lovis unter
dem Geleite zwey oder dreyer Kriegs-Schiffe und dem
Commando des Ritters Damon. So weit ge-
dachter Autor.

Nun wird nicht unbillig seyn etwas weniges von
dem Herkommen dieses Königes zu gedencken/ und
was sich mit ihm mehr zugetragen. Vor einigen Jah-
ren waren die Frantzosen gewohnet/ alle die Sclaven
welche in ihre Schiffe kamen nach America hin über zu
führen/ und daselbst vor Sclaven zu verkauffen. Un-
ter diesen war nun auch unser Ludwig Hannibal-

wel-

Beſchreibung
Aſſiné, davon die Frantzoſen ſeit einiger Zeit Meiſter
waren/ und zwar durch folgende laͤcherliche Begeben-
heit/ welche ich zu erzehlen nicht nachlaſſen kan. Der
Autor des Europaͤiſchen Mercurii, erzehlet in ſeinem
erſten Theile des 1701ſten Jahres von einem Moh-
ren Koͤnig welcher ſich zum Chriſtlichen Glauben be-
kehret/ folgen des.

Sehet abermahl einen heydniſchen Koͤnig zum
Chriſtenthum gebracht/ ich meyne den Ludwig Han-
nibal
Koͤnig von Syrien (worinnen er ſich verſehen/
denn es iſt Aſſiné) in Africa, wo das Gold herkommt.
Dieſer nachdem er lange Zeit zu Paris unterwieſen/
und von dem Biſchoff zu Meaux getauffet worden/ in
Beyſeyn des Koͤniges als ſeines Tauffzeugen/ em-
pfing darauf die Communion von dem Cardinal von
Nouilles am 27. Febr. 1701. und opferte zu derſelbi-
gen Zeit an die Jungfrau Maria eine Tafel welche er
zur Schutz-Goͤttin aller ſeiner Laͤnder angenommen/
unter dieſem Geluͤbde/ er wolte bey ſeiner Heimkunfft
aͤuſſerſt befliſſen ſeyn/ das gantze Koͤnigreich zu bekeh-
ren. Wannenhero dieſer Mohren Koͤnig den 24. fol-
genden Monats abreiſete/ um zu Port Lovis unter
dem Geleite zwey oder dreyer Kriegs-Schiffe und dem
Commando des Ritters Damon. So weit ge-
dachter Autor.

Nun wird nicht unbillig ſeyn etwas weniges von
dem Herkommen dieſes Koͤniges zu gedencken/ und
was ſich mit ihm mehr zugetragen. Vor einigen Jah-
ren waren die Frantzoſen gewohnet/ alle die Sclaven
welche in ihre Schiffe kamen nach America hin uͤber zu
fuͤhren/ und daſelbſt vor Sclaven zu verkauffen. Un-
ter dieſen war nun auch unſer Ludwig Hannibal-

wel-
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[506/0566] Beſchreibung Aſſiné, davon die Frantzoſen ſeit einiger Zeit Meiſter waren/ und zwar durch folgende laͤcherliche Begeben- heit/ welche ich zu erzehlen nicht nachlaſſen kan. Der Autor des Europaͤiſchen Mercurii, erzehlet in ſeinem erſten Theile des 1701ſten Jahres von einem Moh- ren Koͤnig welcher ſich zum Chriſtlichen Glauben be- kehret/ folgen des. Sehet abermahl einen heydniſchen Koͤnig zum Chriſtenthum gebracht/ ich meyne den Ludwig Han- nibal Koͤnig von Syrien (worinnen er ſich verſehen/ denn es iſt Aſſiné) in Africa, wo das Gold herkommt. Dieſer nachdem er lange Zeit zu Paris unterwieſen/ und von dem Biſchoff zu Meaux getauffet worden/ in Beyſeyn des Koͤniges als ſeines Tauffzeugen/ em- pfing darauf die Communion von dem Cardinal von Nouilles am 27. Febr. 1701. und opferte zu derſelbi- gen Zeit an die Jungfrau Maria eine Tafel welche er zur Schutz-Goͤttin aller ſeiner Laͤnder angenommen/ unter dieſem Geluͤbde/ er wolte bey ſeiner Heimkunfft aͤuſſerſt befliſſen ſeyn/ das gantze Koͤnigreich zu bekeh- ren. Wannenhero dieſer Mohren Koͤnig den 24. fol- genden Monats abreiſete/ um zu Port Lovis unter dem Geleite zwey oder dreyer Kriegs-Schiffe und dem Commando des Ritters Damon. So weit ge- dachter Autor. Nun wird nicht unbillig ſeyn etwas weniges von dem Herkommen dieſes Koͤniges zu gedencken/ und was ſich mit ihm mehr zugetragen. Vor einigen Jah- ren waren die Frantzoſen gewohnet/ alle die Sclaven welche in ihre Schiffe kamen nach America hin uͤber zu fuͤhren/ und daſelbſt vor Sclaven zu verkauffen. Un- ter dieſen war nun auch unſer Ludwig Hannibal- wel-

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 506. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/566>, abgerufen am 17.05.2024.