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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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Beschreibung

Hievon glaube ich die Ursach zu seyn/ nicht nur dem
König so viel mehr Ehre und Ansehen bey seinen Unter-
thanen zu Wege zu bringen/ sondern auch im Fall eine
Empörung oder sonsten feindlicher Einfall im Lande
vorfiele/ den König nicht finden zu können/ damit er in
wehrender Zeit Gelegenheit hätte sich davon zu machen.

Ohne dergleichen gedachte grosse Ausgaben/ be-
schencket er noch die Europäer sehr reichlich/ und bis-
weilen öffters/ insonderheit wenn er mercket daß es
diesen nicht unangenehm ist/ und desfals eine gehörige
Erkenntligkeit spüren lassen.

Täglich versorget er ihre Tafel mit Hammeln/
Schweinen/ Hühnern/ Ochsenfleisch/ Brodt/ Früch-
ten/ Bier/ in Summa mit allen behörigen Nohtwen-
digkeiten/ und zwar so häuffig/ daß sie es mit allen An-
gehörigen nicht verzehren können.

Zeit meines Daseyns waren die Holländer inson-
derheit trefflich wohl gelitten; der König schickte ihnen
obgedachte Erfrischungen vor allen andern/ offters in
doppelter Portion. So bald aber die Schiffs-Herren
dahin gehandelt haben/ höre ich daß nunmehro unsere
Nation nicht so hoch angesehen; in dem es diese Schiffs-
leute versehen/ und sich in diese Leute nicht wohl haben
schicken können; so daß sie als keine unverständige Leute
von der Zeit an unsere Nation verachtet. Wannenhe-
ro ich befürchte sie möchten mit der Zeit die Sclaven-
Handlung gäntzlich verderben/ und Ursach seyn daß
man die Sclaven ins künfftige noch einmahl so theuer
wird bezahlen müssen. Doch ich will mich hierbey nicht
länger aufhalten/ weil allbereit im siebenden Send-
Schreiben meine Meynung hierüber eröffnet/ damit
ichs nicht verderbe bey denen Schiffs-Herren/ welche

sich
Beſchreibung

Hievon glaube ich die Urſach zu ſeyn/ nicht nur dem
Koͤnig ſo viel mehr Ehre und Anſehen bey ſeinen Unter-
thanen zu Wege zu bringen/ ſondern auch im Fall eine
Empoͤrung oder ſonſten feindlicher Einfall im Lande
vorfiele/ den Koͤnig nicht finden zu koͤnnen/ damit er in
wehrender Zeit Gelegenheit haͤtte ſich davon zu machen.

Ohne dergleichen gedachte groſſe Ausgaben/ be-
ſchencket er noch die Europaͤer ſehr reichlich/ und bis-
weilen oͤffters/ inſonderheit wenn er mercket daß es
dieſen nicht unangenehm iſt/ und desfals eine gehoͤrige
Erkenntligkeit ſpuͤren laſſen.

Taͤglich verſorget er ihre Tafel mit Hammeln/
Schweinen/ Huͤhnern/ Ochſenfleiſch/ Brodt/ Fruͤch-
ten/ Bier/ in Summa mit allen behoͤrigen Nohtwen-
digkeiten/ und zwar ſo haͤuffig/ daß ſie es mit allen An-
gehoͤrigen nicht verzehren koͤnnen.

Zeit meines Daſeyns waren die Hollaͤnder inſon-
derheit trefflich wohl gelitten; der Koͤnig ſchickte ihnen
obgedachte Erfriſchungen vor allen andern/ offters in
doppelter Portion. So bald aber die Schiffs-Herren
dahin gehandelt haben/ hoͤre ich daß nunmehro unſere
Nation nicht ſo hoch angeſehẽ; in dem es dieſe Schiffs-
leute verſehen/ und ſich in dieſe Leute nicht wohl haben
ſchicken koͤnnen; ſo daß ſie als keine unverſtaͤndige Leute
von der Zeit an unſere Nation verachtet. Wannenhe-
ro ich befuͤrchte ſie moͤchten mit der Zeit die Sclaven-
Handlung gaͤntzlich verderben/ und Urſach ſeyn daß
man die Sclaven ins kuͤnfftige noch einmahl ſo theuer
wird bezahlen muͤſſen. Doch ich will mich hierbey nicht
laͤnger aufhalten/ weil allbereit im ſiebenden Send-
Schreiben meine Meynung hieruͤber eroͤffnet/ damit
ichs nicht verderbe bey denen Schiffs-Herren/ welche

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[434/0490] Beſchreibung Hievon glaube ich die Urſach zu ſeyn/ nicht nur dem Koͤnig ſo viel mehr Ehre und Anſehen bey ſeinen Unter- thanen zu Wege zu bringen/ ſondern auch im Fall eine Empoͤrung oder ſonſten feindlicher Einfall im Lande vorfiele/ den Koͤnig nicht finden zu koͤnnen/ damit er in wehrender Zeit Gelegenheit haͤtte ſich davon zu machen. Ohne dergleichen gedachte groſſe Ausgaben/ be- ſchencket er noch die Europaͤer ſehr reichlich/ und bis- weilen oͤffters/ inſonderheit wenn er mercket daß es dieſen nicht unangenehm iſt/ und desfals eine gehoͤrige Erkenntligkeit ſpuͤren laſſen. Taͤglich verſorget er ihre Tafel mit Hammeln/ Schweinen/ Huͤhnern/ Ochſenfleiſch/ Brodt/ Fruͤch- ten/ Bier/ in Summa mit allen behoͤrigen Nohtwen- digkeiten/ und zwar ſo haͤuffig/ daß ſie es mit allen An- gehoͤrigen nicht verzehren koͤnnen. Zeit meines Daſeyns waren die Hollaͤnder inſon- derheit trefflich wohl gelitten; der Koͤnig ſchickte ihnen obgedachte Erfriſchungen vor allen andern/ offters in doppelter Portion. So bald aber die Schiffs-Herren dahin gehandelt haben/ hoͤre ich daß nunmehro unſere Nation nicht ſo hoch angeſehẽ; in dem es dieſe Schiffs- leute verſehen/ und ſich in dieſe Leute nicht wohl haben ſchicken koͤnnen; ſo daß ſie als keine unverſtaͤndige Leute von der Zeit an unſere Nation verachtet. Wannenhe- ro ich befuͤrchte ſie moͤchten mit der Zeit die Sclaven- Handlung gaͤntzlich verderben/ und Urſach ſeyn daß man die Sclaven ins kuͤnfftige noch einmahl ſo theuer wird bezahlen muͤſſen. Doch ich will mich hierbey nicht laͤnger aufhalten/ weil allbereit im ſiebenden Send- Schreiben meine Meynung hieruͤber eroͤffnet/ damit ichs nicht verderbe bey denen Schiffs-Herren/ welche ſich

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 434. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/490>, abgerufen am 22.05.2024.