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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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des Landes Gvinea.
die Auffsicht haben muß über die vorgehende Kauff-
mannschafft zwischen Mohren und Weissen.

Wird jemand eines Verbrechens beschuldiget/ ohne
mit gnugsamen Beweiß denselben zu überführen/ muß
er bey Verläugnung der That sich mit einem Eyde
rechtfertigen/ in Ergreiffung derer Fetiches wie zu
Gvinea, oder muß/ welches noch gewöhnlicher sich an
einen dem Königl. Pallast nahe gelegenen Fluß tragen
lassen/ von welchem man fürgiebt/ alle diejenige so schul-
dig seynd auf den Grund zu ziehen/ und zu ersäuffen/
(einer Probe so sonsten von unverständigen Leuten
bey den alten Hexen vor gewiß und unstreitig
angenommen wird) die unschuldige aber frey und un-
versehret lasse heraus gehen/ falls sie schwimmen kön-
nen/ da ich denn niemahls gehöret jemanden hiedurch
überzeuget worden zu seyn/ angesehen sie durchgehends
wohl schwimmen können/ und alle so hinein geworf-
fen werden/ augenblicklich wieder heraus kommen nebst
Erlegung eines gewissen Geldes/ welches ich vor
die eintzige Ursach halte/ so man bey dieser Probe zum
Absehen hat.

Die Unter-oder Vice Könige machen es bey ihrem
Regiment eben so/ und verdammen offtermahls die al-
lergröbste Ubelthäter zu einer Geld-Straffe/ nur damit
sie auch etwas davon bekommen.

Weiter kan ich nichts merckliches von ihrem Regi-
ment melden/ dannenhero zur Betrachtung des Königl.
Hauses schreite.

Der heutige König ist einige 50. Jahr alt/ dabey
aber frifch und eben so munter als ein junger
Mann von 35. Jahren. Sonsten der höfflichste und
freygebigste als ich noch einen unter den Mohren ge-

fun-

des Landes Gvinea.
die Auffſicht haben muß uͤber die vorgehende Kauff-
mannſchafft zwiſchen Mohren und Weiſſen.

Wird jemand eines Verbrechens beſchuldiget/ ohne
mit gnugſamen Beweiß denſelben zu uͤberfuͤhren/ muß
er bey Verlaͤugnung der That ſich mit einem Eyde
rechtfertigen/ in Ergreiffung derer Fetiches wie zu
Gvinea, oder muß/ welches noch gewoͤhnlicher ſich an
einen dem Koͤnigl. Pallaſt nahe gelegenen Fluß tragen
laſſen/ von welchem man fuͤrgiebt/ alle diejenige ſo ſchul-
dig ſeynd auf den Grund zu ziehen/ und zu erſaͤuffen/
(einer Probe ſo ſonſten von unverſtaͤndigen Leuten
bey den alten Hexen vor gewiß und unſtreitig
angenommen wird) die unſchuldige aber frey und un-
verſehret laſſe heraus gehen/ falls ſie ſchwimmen koͤn-
nen/ da ich denn niemahls gehoͤret jemanden hiedurch
uͤberzeuget worden zu ſeyn/ angeſehen ſie durchgehends
wohl ſchwimmen koͤnnen/ und alle ſo hinein geworf-
fen werden/ augenblicklich wieder heraus kom̃en nebſt
Erlegung eines gewiſſen Geldes/ welches ich vor
die eintzige Urſach halte/ ſo man bey dieſer Probe zum
Abſehen hat.

Die Unter-oder Vice Koͤnige machen es bey ihrem
Regiment eben ſo/ und verdammen offtermahls die al-
lergroͤbſte Ubelthaͤter zu einer Geld-Straffe/ nur damit
ſie auch etwas davon bekommen.

Weiter kan ich nichts merckliches von ihrem Regi-
ment melden/ dannenheꝛo zur Betrachtung des Koͤnigl.
Hauſes ſchreite.

Der heutige Koͤnig iſt einige 50. Jahr alt/ dabey
aber frifch und eben ſo munter als ein junger
Mann von 35. Jahren. Sonſten der hoͤfflichſte und
freygebigſte als ich noch einen unter den Mohren ge-

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[427/0483] des Landes Gvinea. die Auffſicht haben muß uͤber die vorgehende Kauff- mannſchafft zwiſchen Mohren und Weiſſen. Wird jemand eines Verbrechens beſchuldiget/ ohne mit gnugſamen Beweiß denſelben zu uͤberfuͤhren/ muß er bey Verlaͤugnung der That ſich mit einem Eyde rechtfertigen/ in Ergreiffung derer Fetiches wie zu Gvinea, oder muß/ welches noch gewoͤhnlicher ſich an einen dem Koͤnigl. Pallaſt nahe gelegenen Fluß tragen laſſen/ von welchem man fuͤrgiebt/ alle diejenige ſo ſchul- dig ſeynd auf den Grund zu ziehen/ und zu erſaͤuffen/ (einer Probe ſo ſonſten von unverſtaͤndigen Leuten bey den alten Hexen vor gewiß und unſtreitig angenommen wird) die unſchuldige aber frey und un- verſehret laſſe heraus gehen/ falls ſie ſchwimmen koͤn- nen/ da ich denn niemahls gehoͤret jemanden hiedurch uͤberzeuget worden zu ſeyn/ angeſehen ſie durchgehends wohl ſchwimmen koͤnnen/ und alle ſo hinein geworf- fen werden/ augenblicklich wieder heraus kom̃en nebſt Erlegung eines gewiſſen Geldes/ welches ich vor die eintzige Urſach halte/ ſo man bey dieſer Probe zum Abſehen hat. Die Unter-oder Vice Koͤnige machen es bey ihrem Regiment eben ſo/ und verdammen offtermahls die al- lergroͤbſte Ubelthaͤter zu einer Geld-Straffe/ nur damit ſie auch etwas davon bekommen. Weiter kan ich nichts merckliches von ihrem Regi- ment melden/ dannenheꝛo zur Betrachtung des Koͤnigl. Hauſes ſchreite. Der heutige Koͤnig iſt einige 50. Jahr alt/ dabey aber frifch und eben ſo munter als ein junger Mann von 35. Jahren. Sonſten der hoͤfflichſte und freygebigſte als ich noch einen unter den Mohren ge- fun-

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 427. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/483>, abgerufen am 25.11.2024.