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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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Beschreibung

Währender Zeit/ daß auf itzt besagte Art die Frau-
ens ausserhalb Hauses sich anlegen/ sitzen die nächsten
Freunde bey dem todten Cörper/ mit ungemeinen Ler-
men denselbigen waschende/ reinigende/ und zur Be-
erdigung beqvem machende; da hingegen die andern
Freunde von allen Seiten herzu lauffen/ um diesen
Ceremonien mit bey zu wohnen/ indem es übel solte
aufgenommen werden/ dafern jemand aussenbliebe/
ohngeachtet er wegen seiner Abwesenheit zulängliche
Entschuldigung vorwenden könnt.

Nicht weniger erscheinen auch andre Gefreundete
von auswärtigen Dörffern/ um das Geschrey so viel
stärcker/ und die Reihe so viel ansehnlicher zu machen/
bringen auch einjeder unter ihnen ein Geschenck von
Gold/ Brandwein/ einem schönen Kleid/ oder Tuch/
oder dergleichen etwas/ mit Vorgeben/ daß solches al-
les zur Beerdigung des Cörpers gereichet würde; da
denn derjenige/ der sich am besten angreiffet/ den grö-
sten Ruhm und Ehre davon träget.

Jn dem Sterb-Hause giebet man allen Leich-Be-
gleitern tapffer zu trincken/ des Morgends Brant-
wein und des Nachmittags Palmenwein/ so daß ein
Mohren Begräbniß/ wenn der Verstorbene bemit-
telt gewesen/ ungemein viel Geld kostet. Der Cörper
wird herrlich und prächtig angethan/ in eine Todten-
Kiste geleget/ und nachgehends begraben/ nebst Hinzu-
thuung unterschiedlicher Kostlichkeiten/ damit dersel-
bige im andern Leben sich solcher bedienen könne/ mei-
stentheils in schöner Kleidung/ Gold-Fetichen, einem
kostbahren Corall, davon ich öffters erinnert habe/ aus
Conte de Terra, und andern Dingen mehr bestehend/
welche dem Verstorbenen zu Nutz kommen können.

Je-
Beſchreibung

Waͤhrender Zeit/ daß auf itzt beſagte Art die Frau-
ens auſſerhalb Hauſes ſich anlegen/ ſitzen die naͤchſten
Freunde bey dem todten Coͤrper/ mit ungemeinen Ler-
men denſelbigen waſchende/ reinigende/ und zur Be-
erdigung beqvem machende; da hingegen die andern
Freunde von allen Seiten herzu lauffen/ um dieſen
Ceremonien mit bey zu wohnen/ indem es uͤbel ſolte
aufgenommen werden/ dafern jemand auſſenbliebe/
ohngeachtet er wegen ſeiner Abweſenheit zulaͤngliche
Entſchuldigung vorwenden koͤnnt.

Nicht weniger erſcheinen auch andre Gefreundete
von auswaͤrtigen Doͤrffern/ um das Geſchrey ſo viel
ſtaͤrcker/ und die Reihe ſo viel anſehnlicher zu machen/
bringen auch einjeder unter ihnen ein Geſchenck von
Gold/ Brandwein/ einem ſchoͤnen Kleid/ oder Tuch/
oder dergleichen etwas/ mit Vorgeben/ daß ſolches al-
les zur Beerdigung des Coͤrpers gereichet wuͤrde; da
denn derjenige/ der ſich am beſten angreiffet/ den groͤ-
ſten Ruhm und Ehre davon traͤget.

Jn dem Sterb-Hauſe giebet man allen Leich-Be-
gleitern tapffer zu trincken/ des Morgends Brant-
wein und des Nachmittags Palmenwein/ ſo daß ein
Mohren Begraͤbniß/ wenn der Verſtorbene bemit-
telt geweſen/ ungemein viel Geld koſtet. Der Coͤrper
wird herrlich und praͤchtig angethan/ in eine Todten-
Kiſte geleget/ und nachgehends begraben/ nebſt Hinzu-
thuung unterſchiedlicher Koſtlichkeiten/ damit derſel-
bige im andern Leben ſich ſolcher bedienen koͤnne/ mei-
ſtentheils in ſchoͤner Kleidung/ Gold-Fetichen, einem
koſtbahren Corall, davon ich oͤffters erinnert habe/ aus
Conte de Terra, und andern Dingen mehr beſtehend/
welche dem Verſtorbenen zu Nutz kommen koͤnnen.

Je-
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[270/0314] Beſchreibung Waͤhrender Zeit/ daß auf itzt beſagte Art die Frau- ens auſſerhalb Hauſes ſich anlegen/ ſitzen die naͤchſten Freunde bey dem todten Coͤrper/ mit ungemeinen Ler- men denſelbigen waſchende/ reinigende/ und zur Be- erdigung beqvem machende; da hingegen die andern Freunde von allen Seiten herzu lauffen/ um dieſen Ceremonien mit bey zu wohnen/ indem es uͤbel ſolte aufgenommen werden/ dafern jemand auſſenbliebe/ ohngeachtet er wegen ſeiner Abweſenheit zulaͤngliche Entſchuldigung vorwenden koͤnnt. Nicht weniger erſcheinen auch andre Gefreundete von auswaͤrtigen Doͤrffern/ um das Geſchrey ſo viel ſtaͤrcker/ und die Reihe ſo viel anſehnlicher zu machen/ bringen auch einjeder unter ihnen ein Geſchenck von Gold/ Brandwein/ einem ſchoͤnen Kleid/ oder Tuch/ oder dergleichen etwas/ mit Vorgeben/ daß ſolches al- les zur Beerdigung des Coͤrpers gereichet wuͤrde; da denn derjenige/ der ſich am beſten angreiffet/ den groͤ- ſten Ruhm und Ehre davon traͤget. Jn dem Sterb-Hauſe giebet man allen Leich-Be- gleitern tapffer zu trincken/ des Morgends Brant- wein und des Nachmittags Palmenwein/ ſo daß ein Mohren Begraͤbniß/ wenn der Verſtorbene bemit- telt geweſen/ ungemein viel Geld koſtet. Der Coͤrper wird herrlich und praͤchtig angethan/ in eine Todten- Kiſte geleget/ und nachgehends begraben/ nebſt Hinzu- thuung unterſchiedlicher Koſtlichkeiten/ damit derſel- bige im andern Leben ſich ſolcher bedienen koͤnne/ mei- ſtentheils in ſchoͤner Kleidung/ Gold-Fetichen, einem koſtbahren Corall, davon ich oͤffters erinnert habe/ aus Conte de Terra, und andern Dingen mehr beſtehend/ welche dem Verſtorbenen zu Nutz kommen koͤnnen. Je-

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/314>, abgerufen am 24.11.2024.