Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

Bild:
<< vorherige Seite

Beschreibung
Evangelium auf und annehmen/ sich allezeit in allen ih-
ren Verrichtungen nach ihm betragende.

Es fället mir hiebey ein/ ehe dessen einen gewissen
Autorem gelesen zu haben/ wo nicht andre mehr/ so
dafür hielten/ daß die Mohren zum Teuffel gingen/
um sich bey demselben in allen Vorfällen zu befragen/
und dessen Antwort zu folgen; allein ich kan im Gegen-
theil versichern/ durch eigene Erfahrenheit befunden
zu haben/ daß alles falsch und erdichtet sey/ indem sie
nicht verlangen (welches lobens würdig ist) mit dem
Teuffel eine so genaue Verbündniß zu pflegen/ sondern
vielmehr alle ihr Anliegen dem Götzen oder ihren Geist-
lichen entdecken/ ohne jemahls an den Teuffel noch des-
sen Hülffe oder Gunst zu gedencken/ geschweige daß sie
denselben in ihren Heimligkeiten befragen/ oder solche
nach dessen Ausspruch einrichten solten.

Die Art und Weise nun ihre Götzen oder Todten zu
fragen/ ist unterschiedlich/ und will ich nur ein Exempel
davon anführen. Es nehmen einige Menschen in Bey-
seyn des Geistlichen den Todten auf die Achsel/ fragende:
ob er nicht von diesem oder jenem Zufall gestorben? ists
daß sie die Ursach treffen/ müssen diese Leute ich weiß
nicht durch was heimliche List oder Erfindung mit des
Verstorbenen Haupt eine Neigung machen gegen
den Fragenden/ zum Zeichen einer gleichgültigen
mündlichen Bejahung/ sonsten aber bleiben sie unbe-
weglich. Sehet mein Herr ob dieses zu glauben stehe/
ich fürchte ihr werdet so wenig als ich darauf geben.

Jmmittelst haben sie sobald nicht gesehen/ daß der
Krancke seinen Geist aufgegeben oder sie fangen also-
fort an zu heulen/ zu lermen/ und mit vollem Halse zu
schreyen/ daß das gantze Dorff erschallet/ ist hiebey

also-

Beſchreibung
Evangelium auf und annehmen/ ſich allezeit in allen ih-
ren Verrichtungen nach ihm betragende.

Es faͤllet mir hiebey ein/ ehe deſſen einen gewiſſen
Autorem geleſen zu haben/ wo nicht andre mehr/ ſo
dafuͤr hielten/ daß die Mohren zum Teuffel gingen/
um ſich bey demſelben in allen Vorfaͤllen zu befragen/
und deſſen Antwort zu folgen; allein ich kan im Gegen-
theil verſichern/ durch eigene Erfahrenheit befunden
zu haben/ daß alles falſch und erdichtet ſey/ indem ſie
nicht verlangen (welches lobens wuͤrdig iſt) mit dem
Teuffel eine ſo genaue Verbuͤndniß zu pflegen/ ſondern
vielmehr alle ihr Anliegen dem Goͤtzen oder ihren Geiſt-
lichen entdecken/ ohne jemahls an den Teuffel noch deſ-
ſen Huͤlffe oder Gunſt zu gedencken/ geſchweige daß ſie
denſelben in ihren Heimligkeiten befragen/ oder ſolche
nach deſſen Ausſpruch einrichten ſolten.

Die Art und Weiſe nun ihre Goͤtzen oder Todten zu
fragen/ iſt unterſchiedlich/ und will ich nur ein Exempel
davon anfuͤhren. Es nehmen einige Menſchen in Bey-
ſeyn des Geiſtlichen den Todten auf die Achſel/ fragende:
ob er nicht von dieſem oder jenem Zufall geſtorben? iſts
daß ſie die Urſach treffen/ muͤſſen dieſe Leute ich weiß
nicht durch was heimliche Liſt oder Erfindung mit des
Verſtorbenen Haupt eine Neigung machen gegen
den Fragenden/ zum Zeichen einer gleichguͤltigen
muͤndlichen Bejahung/ ſonſten aber bleiben ſie unbe-
weglich. Sehet mein Herr ob dieſes zu glauben ſtehe/
ich fuͤrchte ihr werdet ſo wenig als ich darauf geben.

Jmmittelſt haben ſie ſobald nicht geſehen/ daß der
Krancke ſeinen Geiſt aufgegeben oder ſie fangen alſo-
fort an zu heulen/ zu lermen/ und mit vollem Halſe zu
ſchreyen/ daß das gantze Dorff erſchallet/ iſt hiebey

alſo-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0312" n="268"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Be&#x017F;chreibung</hi></fw><lb/>
Evangelium auf und annehmen/ &#x017F;ich allezeit in allen ih-<lb/>
ren Verrichtungen nach ihm betragende.</p><lb/>
        <p>Es fa&#x0364;llet mir hiebey ein/ ehe de&#x017F;&#x017F;en einen gewi&#x017F;&#x017F;en<lb/><hi rendition="#aq">Autorem</hi> gele&#x017F;en zu haben/ wo nicht andre mehr/ &#x017F;o<lb/>
dafu&#x0364;r hielten/ daß die Mohren zum Teuffel gingen/<lb/>
um &#x017F;ich bey dem&#x017F;elben in allen Vorfa&#x0364;llen zu befragen/<lb/>
und de&#x017F;&#x017F;en Antwort zu folgen; allein ich kan im Gegen-<lb/>
theil ver&#x017F;ichern/ durch eigene Erfahrenheit befunden<lb/>
zu haben/ daß alles fal&#x017F;ch und erdichtet &#x017F;ey/ indem &#x017F;ie<lb/>
nicht verlangen (welches lobens wu&#x0364;rdig i&#x017F;t) mit dem<lb/>
Teuffel eine &#x017F;o genaue Verbu&#x0364;ndniß zu pflegen/ &#x017F;ondern<lb/>
vielmehr alle ihr Anliegen dem Go&#x0364;tzen oder ihren Gei&#x017F;t-<lb/>
lichen entdecken/ ohne jemahls an den Teuffel noch de&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en Hu&#x0364;lffe oder Gun&#x017F;t zu gedencken/ ge&#x017F;chweige daß &#x017F;ie<lb/>
den&#x017F;elben in ihren Heimligkeiten befragen/ oder &#x017F;olche<lb/>
nach de&#x017F;&#x017F;en Aus&#x017F;pruch einrichten &#x017F;olten.</p><lb/>
        <p>Die Art und Wei&#x017F;e nun ihre Go&#x0364;tzen oder Todten zu<lb/>
fragen/ i&#x017F;t unter&#x017F;chiedlich/ und will ich nur ein Exempel<lb/>
davon anfu&#x0364;hren. Es nehmen einige Men&#x017F;chen in Bey-<lb/>
&#x017F;eyn des Gei&#x017F;tlichen den Todten auf die Ach&#x017F;el/ fragende:<lb/>
ob er nicht von die&#x017F;em oder jenem Zufall ge&#x017F;torben? i&#x017F;ts<lb/>
daß &#x017F;ie die Ur&#x017F;ach treffen/ mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en die&#x017F;e Leute ich weiß<lb/>
nicht durch was heimliche Li&#x017F;t oder Erfindung mit des<lb/>
Ver&#x017F;torbenen Haupt eine Neigung machen gegen<lb/>
den Fragenden/ zum Zeichen einer gleichgu&#x0364;ltigen<lb/>
mu&#x0364;ndlichen Bejahung/ &#x017F;on&#x017F;ten aber bleiben &#x017F;ie unbe-<lb/>
weglich. Sehet mein Herr ob die&#x017F;es zu glauben &#x017F;tehe/<lb/>
ich fu&#x0364;rchte ihr werdet &#x017F;o wenig als ich darauf geben.</p><lb/>
        <p>Jmmittel&#x017F;t haben &#x017F;ie &#x017F;obald nicht ge&#x017F;ehen/ daß der<lb/>
Krancke &#x017F;einen Gei&#x017F;t aufgegeben oder &#x017F;ie fangen al&#x017F;o-<lb/>
fort an zu heulen/ zu lermen/ und mit vollem Hal&#x017F;e zu<lb/>
&#x017F;chreyen/ daß das gantze Dorff er&#x017F;challet/ i&#x017F;t hiebey<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">al&#x017F;o-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[268/0312] Beſchreibung Evangelium auf und annehmen/ ſich allezeit in allen ih- ren Verrichtungen nach ihm betragende. Es faͤllet mir hiebey ein/ ehe deſſen einen gewiſſen Autorem geleſen zu haben/ wo nicht andre mehr/ ſo dafuͤr hielten/ daß die Mohren zum Teuffel gingen/ um ſich bey demſelben in allen Vorfaͤllen zu befragen/ und deſſen Antwort zu folgen; allein ich kan im Gegen- theil verſichern/ durch eigene Erfahrenheit befunden zu haben/ daß alles falſch und erdichtet ſey/ indem ſie nicht verlangen (welches lobens wuͤrdig iſt) mit dem Teuffel eine ſo genaue Verbuͤndniß zu pflegen/ ſondern vielmehr alle ihr Anliegen dem Goͤtzen oder ihren Geiſt- lichen entdecken/ ohne jemahls an den Teuffel noch deſ- ſen Huͤlffe oder Gunſt zu gedencken/ geſchweige daß ſie denſelben in ihren Heimligkeiten befragen/ oder ſolche nach deſſen Ausſpruch einrichten ſolten. Die Art und Weiſe nun ihre Goͤtzen oder Todten zu fragen/ iſt unterſchiedlich/ und will ich nur ein Exempel davon anfuͤhren. Es nehmen einige Menſchen in Bey- ſeyn des Geiſtlichen den Todten auf die Achſel/ fragende: ob er nicht von dieſem oder jenem Zufall geſtorben? iſts daß ſie die Urſach treffen/ muͤſſen dieſe Leute ich weiß nicht durch was heimliche Liſt oder Erfindung mit des Verſtorbenen Haupt eine Neigung machen gegen den Fragenden/ zum Zeichen einer gleichguͤltigen muͤndlichen Bejahung/ ſonſten aber bleiben ſie unbe- weglich. Sehet mein Herr ob dieſes zu glauben ſtehe/ ich fuͤrchte ihr werdet ſo wenig als ich darauf geben. Jmmittelſt haben ſie ſobald nicht geſehen/ daß der Krancke ſeinen Geiſt aufgegeben oder ſie fangen alſo- fort an zu heulen/ zu lermen/ und mit vollem Halſe zu ſchreyen/ daß das gantze Dorff erſchallet/ iſt hiebey alſo-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/312
Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/312>, abgerufen am 24.11.2024.