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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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des Landes Gvinea.
auch der nächsten Anverwandten einer in kurtzer Zeit
sterben.

Sobald nun das Kind zur Welt gebohren/ und von
dem Priester geheiliget/ und der Teuffel ausgebannet
ist/ bekommt dasselbe fals es vornehmen Eltern zuge-
höret/ drey unterschiedliche Nahmen/ (wiewol nur ei-
ner gebrauchet wird) erstlich von dem Tage in der
Wochen an welchem es gebohren/ zweytens sofern es
ein Knäblein/ von seinen zwey Großvätern/ das Mägd-
lein aber von ihren zwey Großmüttern. Jedoch neh-
men es die Mohren so genau nicht; indem auch Eltern
sind die ihre Kinder nach ihrem eigenen Nahmen/ oder
nach jemanden aus der Freundschafft benennen las-
sen. Nachgehend nehmen mit den Jahren auch die
Nahmen zu/ hält sich jemand wohl im Kriege/ bekommt
er noch einen Ehren-Nahmen/ der mit seinen Helden-
thaten übereinkommt/ schlägt jemand einen grossen
mächtigen Feind darnieder/ fället jemand ein wildes
Thier/ so hat er allemahl einen neuen Nahmen zu hof-
fen. Jn Summa ich würde kein Ende finden/ wenn
ich alle ihre Nahmen erzehlen solte/ es mag dieses ge-
nung seyn/ wenn ich sage einige zu kennen/ welche mehr
als zwantzig haben. Wenn nun solch ein Mohr sich
in einer Gesellschafft bey dem Palmenwein einfindet/
werden alsobald einiger von denen vornehmsten/ und sei-
ner liebsten Nahmen Meldung gethan/ um jenem eine
Ehre zu beweisen. Doch werden sie nur bey ihrem
Geburts-Nahmen angeredet/ wiewol auch einige
nach der Zahl derer Kinder so ihre Mutter gehabt hat/
zum Exempel das achte/ das neunte/ das zehnte Kind be-
namset werden/ doch muß die Mutter zum wenigsten
6. oder sieben gehabt haben.

Wenn

des Landes Gvinea.
auch der naͤchſten Anverwandten einer in kurtzer Zeit
ſterben.

Sobald nun das Kind zur Welt gebohren/ und von
dem Prieſter geheiliget/ und der Teuffel ausgebannet
iſt/ bekommt daſſelbe fals es vornehmen Eltern zuge-
hoͤret/ drey unterſchiedliche Nahmen/ (wiewol nur ei-
ner gebrauchet wird) erſtlich von dem Tage in der
Wochen an welchem es gebohren/ zweytens ſofern es
ein Knaͤblein/ von ſeinen zwey Großvaͤtern/ das Maͤgd-
lein aber von ihren zwey Großmuͤttern. Jedoch neh-
men es die Mohren ſo genau nicht; indem auch Eltern
ſind die ihre Kinder nach ihrem eigenen Nahmen/ oder
nach jemanden aus der Freundſchafft benennen laſ-
ſen. Nachgehend nehmen mit den Jahren auch die
Nahmen zu/ haͤlt ſich jemand wohl im Kriege/ bekommt
er noch einen Ehren-Nahmen/ der mit ſeinen Helden-
thaten uͤbereinkommt/ ſchlaͤgt jemand einen groſſen
maͤchtigen Feind darnieder/ faͤllet jemand ein wildes
Thier/ ſo hat er allemahl einen neuen Nahmen zu hof-
fen. Jn Summa ich wuͤrde kein Ende finden/ wenn
ich alle ihre Nahmen erzehlen ſolte/ es mag dieſes ge-
nung ſeyn/ wenn ich ſage einige zu kennen/ welche mehr
als zwantzig haben. Wenn nun ſolch ein Mohr ſich
in einer Geſellſchafft bey dem Palmenwein einfindet/
werden alſobald einiger von denen voꝛnehmſten/ und ſei-
ner liebſten Nahmen Meldung gethan/ um jenem eine
Ehre zu beweiſen. Doch werden ſie nur bey ihrem
Geburts-Nahmen angeredet/ wiewol auch einige
nach der Zahl derer Kinder ſo ihre Mutter gehabt hat/
zum Exempel das achte/ das neunte/ das zehnte Kind be-
namſet werden/ doch muß die Mutter zum wenigſten
6. oder ſieben gehabt haben.

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[251/0295] des Landes Gvinea. auch der naͤchſten Anverwandten einer in kurtzer Zeit ſterben. Sobald nun das Kind zur Welt gebohren/ und von dem Prieſter geheiliget/ und der Teuffel ausgebannet iſt/ bekommt daſſelbe fals es vornehmen Eltern zuge- hoͤret/ drey unterſchiedliche Nahmen/ (wiewol nur ei- ner gebrauchet wird) erſtlich von dem Tage in der Wochen an welchem es gebohren/ zweytens ſofern es ein Knaͤblein/ von ſeinen zwey Großvaͤtern/ das Maͤgd- lein aber von ihren zwey Großmuͤttern. Jedoch neh- men es die Mohren ſo genau nicht; indem auch Eltern ſind die ihre Kinder nach ihrem eigenen Nahmen/ oder nach jemanden aus der Freundſchafft benennen laſ- ſen. Nachgehend nehmen mit den Jahren auch die Nahmen zu/ haͤlt ſich jemand wohl im Kriege/ bekommt er noch einen Ehren-Nahmen/ der mit ſeinen Helden- thaten uͤbereinkommt/ ſchlaͤgt jemand einen groſſen maͤchtigen Feind darnieder/ faͤllet jemand ein wildes Thier/ ſo hat er allemahl einen neuen Nahmen zu hof- fen. Jn Summa ich wuͤrde kein Ende finden/ wenn ich alle ihre Nahmen erzehlen ſolte/ es mag dieſes ge- nung ſeyn/ wenn ich ſage einige zu kennen/ welche mehr als zwantzig haben. Wenn nun ſolch ein Mohr ſich in einer Geſellſchafft bey dem Palmenwein einfindet/ werden alſobald einiger von denen voꝛnehmſten/ und ſei- ner liebſten Nahmen Meldung gethan/ um jenem eine Ehre zu beweiſen. Doch werden ſie nur bey ihrem Geburts-Nahmen angeredet/ wiewol auch einige nach der Zahl derer Kinder ſo ihre Mutter gehabt hat/ zum Exempel das achte/ das neunte/ das zehnte Kind be- namſet werden/ doch muß die Mutter zum wenigſten 6. oder ſieben gehabt haben. Wenn

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/295>, abgerufen am 19.05.2024.