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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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Beschreibung
ben nicht abstehen würde/ doch muß dieses nur bey gu-
ter Stunde geschehen/ sonsten würde auch derselbe
auf ihre Plaudereyen und Geschwätze nicht viel geben.

Ehe ich aber weiter gehe/ muß ich nicht vergessen zu
sagen/ daß ich diese Beschreibung der entferneten
Mohren/ nicht aus eigener Erfahrung habe/ indem ich
persönlich niemahls da gewesen/ sondern alles von de-
nen daher kommenden Landes Einwohnern mir erzeh-
len lassen/ denen wie in allem andern/ auch hierinnen
vollkommener Glaube beyzumessen.

Es müssen auch die Weiber ihren Männern un-
terschiedliche Höfligkeiten und Liebes-Dienste anthun
wenn sie dieser ihre Liebe gewinnen wollen/ zumahlen
sie ihren Männern unterworffen. Wiewol die Män-
ner insgemein allen Streit zu vermeiden/ ihre Gegen-
Liebe unter ihre Weiber vertheilen/ so daß eine jede die
Reihe einmahl trifft und deren Liebe geniesset.

Geschiehet es daß sie schwanger wird/ thut ihr der
Mann viel Ehre an/ und wenn es das erstemahl ist/
werden den Götzen reiche Opffer-Gaben dargegeben/
damit sie ein glückliches Kind-Bette halten möge.
Die hiebey gewöhnlichen Ceremonien sind sehr lächer-
lich. Sobald sich gnugsame Zeichen ihrer Schwan-
gerschafft finden/ wird sie an das Meer gebracht und
gewaschen/ da ihr längst den Weg eine ungemeine An-
zahl junger Leute beyderley Geschlechts folgen/ welche
sie beunreinigen und allerhand Mist auf sie zu werffen/
so lange bis sie dem Strande genähert/ ins Meer ge-
tuncket und rein gewaschen ist. Was hievon die Ur-
sache sey kan ich nicht wissen/ ausgenommen daß die
Mohren sagen wollen/ im Fall sie dergleichen nicht
thäten/ müsse entweder die Mutter oder Kind/ oder

auch

Beſchreibung
ben nicht abſtehen wuͤrde/ doch muß dieſes nur bey gu-
ter Stunde geſchehen/ ſonſten wuͤrde auch derſelbe
auf ihre Plaudereyen und Geſchwaͤtze nicht viel geben.

Ehe ich aber weiter gehe/ muß ich nicht vergeſſen zu
ſagen/ daß ich dieſe Beſchreibung der entferneten
Mohren/ nicht aus eigener Erfahrung habe/ indem ich
perſoͤnlich niemahls da geweſen/ ſondern alles von de-
nen daher kommenden Landes Einwohnern mir erzeh-
len laſſen/ denen wie in allem andern/ auch hierinnen
vollkommener Glaube beyzumeſſen.

Es muͤſſen auch die Weiber ihren Maͤnnern un-
terſchiedliche Hoͤfligkeiten und Liebes-Dienſte anthun
wenn ſie dieſer ihre Liebe gewinnen wollen/ zumahlen
ſie ihren Maͤnnern unterworffen. Wiewol die Maͤn-
ner insgemein allen Streit zu vermeiden/ ihre Gegen-
Liebe unter ihre Weiber vertheilen/ ſo daß eine jede die
Reihe einmahl trifft und deren Liebe genieſſet.

Geſchiehet es daß ſie ſchwanger wird/ thut ihr der
Mann viel Ehre an/ und wenn es das erſtemahl iſt/
werden den Goͤtzen reiche Opffer-Gaben dargegeben/
damit ſie ein gluͤckliches Kind-Bette halten moͤge.
Die hiebey gewoͤhnlichen Ceremonien ſind ſehr laͤcher-
lich. Sobald ſich gnugſame Zeichen ihrer Schwan-
gerſchafft finden/ wird ſie an das Meer gebracht und
gewaſchen/ da ihr laͤngſt den Weg eine ungemeine An-
zahl junger Leute beyderley Geſchlechts folgen/ welche
ſie beunreinigen und allerhand Miſt auf ſie zu werffen/
ſo lange bis ſie dem Strande genaͤhert/ ins Meer ge-
tuncket und rein gewaſchen iſt. Was hievon die Ur-
ſache ſey kan ich nicht wiſſen/ ausgenommen daß die
Mohren ſagen wollen/ im Fall ſie dergleichen nicht
thaͤten/ muͤſſe entweder die Mutter oder Kind/ oder

auch
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[250/0294] Beſchreibung ben nicht abſtehen wuͤrde/ doch muß dieſes nur bey gu- ter Stunde geſchehen/ ſonſten wuͤrde auch derſelbe auf ihre Plaudereyen und Geſchwaͤtze nicht viel geben. Ehe ich aber weiter gehe/ muß ich nicht vergeſſen zu ſagen/ daß ich dieſe Beſchreibung der entferneten Mohren/ nicht aus eigener Erfahrung habe/ indem ich perſoͤnlich niemahls da geweſen/ ſondern alles von de- nen daher kommenden Landes Einwohnern mir erzeh- len laſſen/ denen wie in allem andern/ auch hierinnen vollkommener Glaube beyzumeſſen. Es muͤſſen auch die Weiber ihren Maͤnnern un- terſchiedliche Hoͤfligkeiten und Liebes-Dienſte anthun wenn ſie dieſer ihre Liebe gewinnen wollen/ zumahlen ſie ihren Maͤnnern unterworffen. Wiewol die Maͤn- ner insgemein allen Streit zu vermeiden/ ihre Gegen- Liebe unter ihre Weiber vertheilen/ ſo daß eine jede die Reihe einmahl trifft und deren Liebe genieſſet. Geſchiehet es daß ſie ſchwanger wird/ thut ihr der Mann viel Ehre an/ und wenn es das erſtemahl iſt/ werden den Goͤtzen reiche Opffer-Gaben dargegeben/ damit ſie ein gluͤckliches Kind-Bette halten moͤge. Die hiebey gewoͤhnlichen Ceremonien ſind ſehr laͤcher- lich. Sobald ſich gnugſame Zeichen ihrer Schwan- gerſchafft finden/ wird ſie an das Meer gebracht und gewaſchen/ da ihr laͤngſt den Weg eine ungemeine An- zahl junger Leute beyderley Geſchlechts folgen/ welche ſie beunreinigen und allerhand Miſt auf ſie zu werffen/ ſo lange bis ſie dem Strande genaͤhert/ ins Meer ge- tuncket und rein gewaſchen iſt. Was hievon die Ur- ſache ſey kan ich nicht wiſſen/ ausgenommen daß die Mohren ſagen wollen/ im Fall ſie dergleichen nicht thaͤten/ muͤſſe entweder die Mutter oder Kind/ oder auch

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/294>, abgerufen am 27.05.2024.