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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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Beschreibung.

Jst nun diese albereit mannbahr/ führet sie der
Bräutigam alsofort mit sich nach Hause/ im Gegen-
theil aber/ wenn sie die gehörige Jahre noch nicht er-
langet/ muß sie bey ihren Eltern einige Zeitlang ver-
harren/ wiewol die wenigsten aus nachfolgenden Ur-
sachen sich hiezu verstehen wollen. Die Braut brin-
get nichts als ihren eigenen Leib/ und der Bräutigam
hat auch keine grosse Ausgaben nöthig/ es sey denn die
Hochzeit Kosten zu entrichten/ welche auf weniges
Gold/ etwas Wein/ Brantwein/ ein Schaaff vor
der Braut Eltern/ und ein neues Kleid vor die Braut
hinaus lauffen. Hierüber führet derselbe nichts desto-
weniger genaue Rechnung/ damit im Fall seine Frau
ihm abtrünnig würde/ er die Bezahlung seiner Unko-
sten fordern könne/ wozu denn bey solcher Gelegenheit
die Eltern auff den letzten Heller zu bezahlen gehalten
seyn; im Gegentheil aber wenn er seine Frau von sich
stiesse/ müste er alles verliehren/ es sey denn daß er zu-
längliche Beweiß-Gründe darthun könne von Ver-
stossung seiner Frauen/ alsdenn ihm ebenfals die Be-
zahlung nicht geweigert werden kan.

Ubrigens haben sie nicht die geringste Ergetzligkeit
bey ihrer Verehligung/ wird auch bey ihnen vor
keinen Freuden- oder Fest-Tag gehalten/ sondern der
Bräutigam lässet einige Tage in schönen Kleidern von
Gold und anderm Schmuck sich sehen/ welche sie doch
gemeiniglich entweder leihen/ oder vor gewisses Geld
dingen; eben als wenn man bey uns Leute siehet/ wel-
che bey gewissen Versammlungen/ Fest-Tagen oder
Leichbegängnissen in fremder und ihnen nicht zustän-
diger Kleidung sich brüsten.

Die Zahl der Frauen anbelangend/ können sie so

viel
Beſchreibung.

Jſt nun dieſe albereit mannbahr/ fuͤhret ſie der
Braͤutigam alſofort mit ſich nach Hauſe/ im Gegen-
theil aber/ wenn ſie die gehoͤrige Jahre noch nicht er-
langet/ muß ſie bey ihren Eltern einige Zeitlang ver-
harren/ wiewol die wenigſten aus nachfolgenden Ur-
ſachen ſich hiezu verſtehen wollen. Die Braut brin-
get nichts als ihren eigenen Leib/ und der Braͤutigam
hat auch keine groſſe Ausgaben noͤthig/ es ſey denn die
Hochzeit Koſten zu entrichten/ welche auf weniges
Gold/ etwas Wein/ Brantwein/ ein Schaaff vor
der Braut Eltern/ und ein neues Kleid vor die Braut
hinaus lauffen. Hieruͤber fuͤhret derſelbe nichts deſto-
weniger genaue Rechnung/ damit im Fall ſeine Frau
ihm abtruͤnnig wuͤrde/ er die Bezahlung ſeiner Unko-
ſten fordern koͤnne/ wozu denn bey ſolcher Gelegenheit
die Eltern auff den letzten Heller zu bezahlen gehalten
ſeyn; im Gegentheil aber wenn er ſeine Frau von ſich
ſtieſſe/ muͤſte er alles verliehren/ es ſey denn daß er zu-
laͤngliche Beweiß-Gruͤnde darthun koͤnne von Ver-
ſtoſſung ſeiner Frauen/ alsdenn ihm ebenfals die Be-
zahlung nicht geweigert werden kan.

Ubrigens haben ſie nicht die geringſte Ergetzligkeit
bey ihrer Verehligung/ wird auch bey ihnen vor
keinen Freuden- oder Feſt-Tag gehalten/ ſondern der
Braͤutigam laͤſſet einige Tage in ſchoͤnen Kleidern von
Gold und anderm Schmuck ſich ſehen/ welche ſie doch
gemeiniglich entweder leihen/ oder vor gewiſſes Geld
dingen; eben als wenn man bey uns Leute ſiehet/ wel-
che bey gewiſſen Verſammlungen/ Feſt-Tagen oder
Leichbegaͤngniſſen in fremder und ihnen nicht zuſtaͤn-
diger Kleidung ſich bruͤſten.

Die Zahl der Frauen anbelangend/ koͤnnen ſie ſo

viel
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[240/0284] Beſchreibung. Jſt nun dieſe albereit mannbahr/ fuͤhret ſie der Braͤutigam alſofort mit ſich nach Hauſe/ im Gegen- theil aber/ wenn ſie die gehoͤrige Jahre noch nicht er- langet/ muß ſie bey ihren Eltern einige Zeitlang ver- harren/ wiewol die wenigſten aus nachfolgenden Ur- ſachen ſich hiezu verſtehen wollen. Die Braut brin- get nichts als ihren eigenen Leib/ und der Braͤutigam hat auch keine groſſe Ausgaben noͤthig/ es ſey denn die Hochzeit Koſten zu entrichten/ welche auf weniges Gold/ etwas Wein/ Brantwein/ ein Schaaff vor der Braut Eltern/ und ein neues Kleid vor die Braut hinaus lauffen. Hieruͤber fuͤhret derſelbe nichts deſto- weniger genaue Rechnung/ damit im Fall ſeine Frau ihm abtruͤnnig wuͤrde/ er die Bezahlung ſeiner Unko- ſten fordern koͤnne/ wozu denn bey ſolcher Gelegenheit die Eltern auff den letzten Heller zu bezahlen gehalten ſeyn; im Gegentheil aber wenn er ſeine Frau von ſich ſtieſſe/ muͤſte er alles verliehren/ es ſey denn daß er zu- laͤngliche Beweiß-Gruͤnde darthun koͤnne von Ver- ſtoſſung ſeiner Frauen/ alsdenn ihm ebenfals die Be- zahlung nicht geweigert werden kan. Ubrigens haben ſie nicht die geringſte Ergetzligkeit bey ihrer Verehligung/ wird auch bey ihnen vor keinen Freuden- oder Feſt-Tag gehalten/ ſondern der Braͤutigam laͤſſet einige Tage in ſchoͤnen Kleidern von Gold und anderm Schmuck ſich ſehen/ welche ſie doch gemeiniglich entweder leihen/ oder vor gewiſſes Geld dingen; eben als wenn man bey uns Leute ſiehet/ wel- che bey gewiſſen Verſammlungen/ Feſt-Tagen oder Leichbegaͤngniſſen in fremder und ihnen nicht zuſtaͤn- diger Kleidung ſich bruͤſten. Die Zahl der Frauen anbelangend/ koͤnnen ſie ſo viel

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/284>, abgerufen am 25.11.2024.