Borinski, Karl: Deutsche Poetik. Stuttgart, 1895.pbo_089.001 Dein hohes Lob, o Sohn! Wer bin ich, pbo_089.002 Daß ich mich auch in die Jubel dränge?*) pbo_089.003 Schön ist, Mutter Natur, deiner Erfindung Pracht pbo_089.010 Auf die Fluren verstreut, schöner ein froh Gesicht, pbo_089.011 Das den großen Gedanken pbo_089.012 Deiner Schöpfung noch einmal denkt.**) pbo_089.013 Wen des Genius Blick, als er geboren ward, pbo_089.021 pbo_089.022Mit einweihendem Lächeln sah -- § 58. Der Reim als Vorreim und Nach(End-)reim pbo_089.023 Mittel der Strophenbindung. pbo_089.024 *) pbo_089.029 Ebend. Dem Erlöser a. a. O. No. 6. **) pbo_089.030 Ebend. Der Zürchersee a. a. O. No. 4. ***) pbo_089.031
Vergl. Sammlung Göschen Bd. 1. Nr. 1. pbo_089.001 Dein hohes Lob, o Sohn! Wer bin ich, pbo_089.002 Daß ich mich auch in die Jubel dränge?*) pbo_089.003 Schön ist, Mutter Natur, deiner Erfindung Pracht pbo_089.010 Auf die Fluren verstreut, schöner ein froh Gesicht, pbo_089.011 Das den großen Gedanken pbo_089.012 Deiner Schöpfung noch einmal denkt.**) pbo_089.013 Wen des Genius Blick, als er geboren ward, pbo_089.021 pbo_089.022Mit einweihendem Lächeln sah — § 58. Der Reim als Vorreim und Nach(End-)reim pbo_089.023 Mittel der Strophenbindung. pbo_089.024 *) pbo_089.029 Ebend. Dem Erlöser a. a. O. No. 6. **) pbo_089.030 Ebend. Der Zürchersee a. a. O. No. 4. ***) pbo_089.031
Vergl. Sammlung Göschen Bd. 1. Nr. 1. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0093" n="89"/> <lb n="pbo_089.001"/> <lg> <l>Dein hohes Lob, o Sohn! Wer bin ich, </l> <lb n="pbo_089.002"/> <l>Daß ich mich auch in die Jubel dränge?<note corresp="PBO_089_*" place="foot" n="*)"><lb n="pbo_089.029"/> Ebend. <hi rendition="#g">Dem Erlöser</hi> a. a. O. No. 6.</note></l> </lg> <p><lb n="pbo_089.003"/> Die sogenannte <hi rendition="#g">fünfte Asklepiadeenstrophe,</hi> aus zwei <lb n="pbo_089.004"/> kleineren Asklepiadeen (von einem alexandrinischen Dichter <lb n="pbo_089.005"/> Asklepiades) dem Glykoneus (nach einem dunklen Dichter <lb n="pbo_089.006"/> Glykon) und vor diesem aus einem um eine Silbe kürzeren <lb n="pbo_089.007"/> Verse (dem Pherekrateus, nach dem attischen Komödiendichter <lb n="pbo_089.008"/> Pherekrates) zusammengesetzt:</p> <lb n="pbo_089.009"/> <lg> <l>Schön ist, Mutter Natur, deiner Erfindung Pracht</l> <lb n="pbo_089.010"/> <l>Auf die Fluren verstreut, schöner ein froh Gesicht, </l> <lb n="pbo_089.011"/> <l>Das den großen Gedanken</l> <lb n="pbo_089.012"/> <l>Deiner Schöpfung noch einmal denkt.<note corresp="PBO_089_**" place="foot" n="**)"><lb n="pbo_089.030"/> Ebend. <hi rendition="#g">Der Zürchersee</hi> a. a. O. No. 4.</note></l> </lg> <p><lb n="pbo_089.013"/> Von den zweireihigen antiken Strophen (Distichen) wollen <lb n="pbo_089.014"/> wir außer dem schon erörterten <foreign xml:lang="grc">κατ' ἐξοχήν</foreign> sogenannten <lb n="pbo_089.015"/> (elegischen) <hi rendition="#g">Distichon</hi> aus Hexameter und Pentameter nur <lb n="pbo_089.016"/> die <hi rendition="#g">dritte asklepiadeische</hi> erwähnen. Sie besteht aus <lb n="pbo_089.017"/> dem kleineren Asklepiadeus und dem Glykoneus. Klopstock <lb n="pbo_089.018"/> braucht sie in seiner ersten Ode (1747) „Der Lehrling der <lb n="pbo_089.019"/> Griechen“<note corresp="PBO_089_***" place="foot" n="***)"><lb n="pbo_089.031"/> Vergl. <hi rendition="#g">Sammlung Göschen</hi> Bd. 1. Nr. 1.</note>:</p> <lb n="pbo_089.020"/> <lg> <l>Wen des Genius Blick, als er geboren ward, </l> <lb n="pbo_089.021"/> <l>Mit einweihendem Lächeln sah —</l> </lg> <lb n="pbo_089.022"/> </div> <div n="4"> <head> <hi rendition="#c">§ 58. Der Reim als Vorreim und Nach(End-)reim <lb n="pbo_089.023"/> Mittel der Strophenbindung.</hi> </head> <p><lb n="pbo_089.024"/> Wir haben schon darauf vorbereitet, daß in den neueren <lb n="pbo_089.025"/> Zeiten der <hi rendition="#g">Reim</hi> fast ausschließlich den strophischen Wechsel <lb n="pbo_089.026"/> bestreitet. Die kirchliche Hymnendichtung, welche für uns die <lb n="pbo_089.027"/> sichtbare Brücke von der antiken zur neueren Versübung bildet, <lb n="pbo_089.028"/> kann den Uebergang Schritt für Schritt belegen, der von dem </p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [89/0093]
pbo_089.001
Dein hohes Lob, o Sohn! Wer bin ich, pbo_089.002
Daß ich mich auch in die Jubel dränge? *)
pbo_089.003
Die sogenannte fünfte Asklepiadeenstrophe, aus zwei pbo_089.004
kleineren Asklepiadeen (von einem alexandrinischen Dichter pbo_089.005
Asklepiades) dem Glykoneus (nach einem dunklen Dichter pbo_089.006
Glykon) und vor diesem aus einem um eine Silbe kürzeren pbo_089.007
Verse (dem Pherekrateus, nach dem attischen Komödiendichter pbo_089.008
Pherekrates) zusammengesetzt:
pbo_089.009
Schön ist, Mutter Natur, deiner Erfindung Pracht pbo_089.010
Auf die Fluren verstreut, schöner ein froh Gesicht, pbo_089.011
Das den großen Gedanken pbo_089.012
Deiner Schöpfung noch einmal denkt. **)
pbo_089.013
Von den zweireihigen antiken Strophen (Distichen) wollen pbo_089.014
wir außer dem schon erörterten κατ' ἐξοχήν sogenannten pbo_089.015
(elegischen) Distichon aus Hexameter und Pentameter nur pbo_089.016
die dritte asklepiadeische erwähnen. Sie besteht aus pbo_089.017
dem kleineren Asklepiadeus und dem Glykoneus. Klopstock pbo_089.018
braucht sie in seiner ersten Ode (1747) „Der Lehrling der pbo_089.019
Griechen“ ***):
pbo_089.020
Wen des Genius Blick, als er geboren ward, pbo_089.021
Mit einweihendem Lächeln sah —
pbo_089.022
§ 58. Der Reim als Vorreim und Nach(End-)reim pbo_089.023
Mittel der Strophenbindung. pbo_089.024
Wir haben schon darauf vorbereitet, daß in den neueren pbo_089.025
Zeiten der Reim fast ausschließlich den strophischen Wechsel pbo_089.026
bestreitet. Die kirchliche Hymnendichtung, welche für uns die pbo_089.027
sichtbare Brücke von der antiken zur neueren Versübung bildet, pbo_089.028
kann den Uebergang Schritt für Schritt belegen, der von dem
*) pbo_089.029
Ebend. Dem Erlöser a. a. O. No. 6.
**) pbo_089.030
Ebend. Der Zürchersee a. a. O. No. 4.
***) pbo_089.031
Vergl. Sammlung Göschen Bd. 1. Nr. 1.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/borinski_poetik_1895 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/borinski_poetik_1895/93 |
Zitationshilfe: | Borinski, Karl: Deutsche Poetik. Stuttgart, 1895, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/borinski_poetik_1895/93>, abgerufen am 31.07.2024. |