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Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696.

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Heinrich des Vierdten

Catharina von San[d]oval scheinet durch diese wichtige Vor-
bitte sich bewegen zu lassen/ und Alphonsus der wieder zu hof-
fen anfänget/ wirfft sich zwantzig mahl zu ihren Füssen/ und
hältdavor/ er habe selbigen Augenblick die Königin gantz und
gar vergessen/ und sey keiner andern Liebe fähig/ als die nur
von seiner tugendhafften Liebhaberin ihm eingeflösset wor-
den.

Der Marquis de Villena, der in allen nichts mehr als Ca-
stilien
s Ruhe zu befördern suchet/ höret so fort/ als der Ertz-
bischoff von Sevilien einige vor den Staat vorthelhaffte Ver-
gleichungs Puncte vorschläget/ selbige an/ und nachdem der
König bewilliget/ daß die Infantin Isabella ihres Bruders
des Königes eintzige Erbin erkläret würde; daß die Königin
und ihre Tochter nach Portugal zurück geschicket würden/ und
daß Bertrand de la Cueva fortgeschaffet würde/ so werden
diese Tractaten besiegelt/ man leistet dem Könige von neuen
den Eyd der Treue/ und Isabella wird mit grossen Solennien
vor die Cron- und Erb, Princeßin von Castilien ernennet.

Alleslässet der König ehe geschehen/ als die Entsernung sei-
nes Favoriten/ das Bertrand de la Cueva, aber er muß auch
hierinnen simulireniträget ihm indessen auf/ die Königin nach
Portugal zu begleiten/ und daselbst so lange zu bleiben/ bis er
genugsame Macht bekäm/ ihn wieder zurück zu fodern.

Der Marquis de Villena vergist auch nicht bey denen Tra-
ctaten Alphonsus Inreresse: der König giebt ihm dieses gleich-
fals nach was er vor ihn suchet/ und weil die Infantin Isabella
in den Königlichen Rathe fast alle Autorität durch des Marquis
de Villena
Einschläge bekömmt/ so will selbige/ man solle Al-
phonsus
die Großmeisterschafft von St. Jacob/ als die vor-
nehmste Charge/ so bisher la Cueva besessen/ geben/ und es ste-
het auch auf gantz guten Wege mit seiner Heyrath bey Catha-
rinen von Sandoval. Allein Alphonsus, der von seiner thörich-
ten Liebe gegen die Königin allzeit angesteckt bleibet/ weiß sein
Glück gar nicht zu schonen: dannenhero erhitzt ihn von neuen
die Eyfersucht/ da er höret/ daß sein Nebenbuhler Bertrand
de la Cueva
die Königin nach Portugal begleiten soll.

Sie selbst die Königin/ schreibet ihn solches/ und am En-

de
Heinrich des Vierdten

Catharina von San[d]oval ſcheinet durch dieſe wichtige Vor-
bitte ſich bewegen zu laſſen/ und Alphonſus der wieder zu hof-
fen anfaͤnget/ wirfft ſich zwantzig mahl zu ihren Fuͤſſen/ und
haͤltdavor/ er habe ſelbigen Augenblick die Koͤnigin gantz und
gar vergeſſen/ und ſey keiner andern Liebe faͤhig/ als die nur
von ſeiner tugendhafften Liebhaberin ihm eingefloͤſſet wor-
den.

Der Marquis de Villena, der in allen nichts mehr als Ca-
ſtilien
s Ruhe zu befördern ſuchet/ hoͤret ſo fort/ als der Ertz-
biſchoff von Sevilien einige vor den Staat vorthelhaffte Ver-
gleichungs Puncte vorſchlaͤget/ ſelbige an/ und nachdem der
Koͤnig bewilliget/ daß die Infantin Iſabella ihres Bruders
des Königes eintzige Erbin erklaͤret wuͤrde; daß die Königin
und ihre Tochter nach Portugal zuruͤck geſchicket wuͤrden/ und
daß Bertrand de la Cuéva fortgeſchaffet wuͤrde/ ſo werden
dieſe Tractaten beſiegelt/ man leiſtet dem Koͤnige von neuen
den Eyd der Treue/ und Iſabella wird mit groſſen Solennien
vor die Cron- und Erb, Princeßin von Caſtilien ernennet.

Alleslaͤſſet der Koͤnig ehe geſchehen/ als die Entſernung ſei-
nes Favoriten/ das Bertrand de la Cuéva, aber er muß auch
hierinnen ſimulirenitraͤget ihm indeſſen auf/ die Koͤnigin nach
Portugal zu begleiten/ und daſelbſt ſo lange zu bleiben/ bis er
genugſame Macht bekaͤm/ ihn wieder zuruͤck zu fodern.

Der Marquis de Villena vergiſt auch nicht bey denen Tra-
ctaten Alphonſus Inrereſſe: der Koͤnig giebt ihm dieſes gleich-
fals nach was er vor ihn ſuchet/ und weil die Infantin Iſabella
in den Koͤniglichen Rathe faſt alle Autoritaͤt durch des Marquis
de Villena
Einſchlaͤge bekoͤmmt/ ſo will ſelbige/ man ſolle Al-
phonſus
die Großmeiſterſchafft von St. Jacob/ als die vor-
nehmſte Charge/ ſo bisher la Cuéva beſeſſen/ geben/ und es ſte-
het auch auf gantz guten Wege mit ſeiner Heyrath bey Catha-
rinen von Sandoval. Allein Alphonſus, der von ſeiner thörich-
ten Liebe gegen die Koͤnigin allzeit angeſteckt bleibet/ weiß ſein
Gluͤck gar nicht zu ſchonen: dannenhero erhitzt ihn von neuen
die Eyferſucht/ da er hoͤret/ daß ſein Nebenbuhler Bertrand
de la Cuéva
die Königin nach Portugal begleiten ſoll.

Sie ſelbſt die Koͤnigin/ ſchreibet ihn ſolches/ und am En-

de
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[470/0506] Heinrich des Vierdten Catharina von Sandoval ſcheinet durch dieſe wichtige Vor- bitte ſich bewegen zu laſſen/ und Alphonſus der wieder zu hof- fen anfaͤnget/ wirfft ſich zwantzig mahl zu ihren Fuͤſſen/ und haͤltdavor/ er habe ſelbigen Augenblick die Koͤnigin gantz und gar vergeſſen/ und ſey keiner andern Liebe faͤhig/ als die nur von ſeiner tugendhafften Liebhaberin ihm eingefloͤſſet wor- den. Der Marquis de Villena, der in allen nichts mehr als Ca- ſtiliens Ruhe zu befördern ſuchet/ hoͤret ſo fort/ als der Ertz- biſchoff von Sevilien einige vor den Staat vorthelhaffte Ver- gleichungs Puncte vorſchlaͤget/ ſelbige an/ und nachdem der Koͤnig bewilliget/ daß die Infantin Iſabella ihres Bruders des Königes eintzige Erbin erklaͤret wuͤrde; daß die Königin und ihre Tochter nach Portugal zuruͤck geſchicket wuͤrden/ und daß Bertrand de la Cuéva fortgeſchaffet wuͤrde/ ſo werden dieſe Tractaten beſiegelt/ man leiſtet dem Koͤnige von neuen den Eyd der Treue/ und Iſabella wird mit groſſen Solennien vor die Cron- und Erb, Princeßin von Caſtilien ernennet. Alleslaͤſſet der Koͤnig ehe geſchehen/ als die Entſernung ſei- nes Favoriten/ das Bertrand de la Cuéva, aber er muß auch hierinnen ſimulirenitraͤget ihm indeſſen auf/ die Koͤnigin nach Portugal zu begleiten/ und daſelbſt ſo lange zu bleiben/ bis er genugſame Macht bekaͤm/ ihn wieder zuruͤck zu fodern. Der Marquis de Villena vergiſt auch nicht bey denen Tra- ctaten Alphonſus Inrereſſe: der Koͤnig giebt ihm dieſes gleich- fals nach was er vor ihn ſuchet/ und weil die Infantin Iſabella in den Koͤniglichen Rathe faſt alle Autoritaͤt durch des Marquis de Villena Einſchlaͤge bekoͤmmt/ ſo will ſelbige/ man ſolle Al- phonſus die Großmeiſterſchafft von St. Jacob/ als die vor- nehmſte Charge/ ſo bisher la Cuéva beſeſſen/ geben/ und es ſte- het auch auf gantz guten Wege mit ſeiner Heyrath bey Catha- rinen von Sandoval. Allein Alphonſus, der von ſeiner thörich- ten Liebe gegen die Koͤnigin allzeit angeſteckt bleibet/ weiß ſein Gluͤck gar nicht zu ſchonen: dannenhero erhitzt ihn von neuen die Eyferſucht/ da er hoͤret/ daß ſein Nebenbuhler Bertrand de la Cuéva die Königin nach Portugal begleiten ſoll. Sie ſelbſt die Koͤnigin/ ſchreibet ihn ſolches/ und am En- de

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Zitationshilfe: Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696, S. 470. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/506>, abgerufen am 03.05.2024.