Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696.geheime Liebes-Geschichte. er seinen Degen ziehet/ im willens seinen Wortendurch die That den Nachdruck zu geben; allein so wohl die Königin als Catharina von Sandoval ver- hindern ihn an solcher verzweiffelten Probe/ und ver- giessen beyde ihre Thränen/ daß sie ihn so weit verlei- tet haben. Die Königin gestehet also gegen die von Sandoval, was sie ohnediß nicht mehr verbergen kan/ daß sie Alphonsum liebe: beklaget aber dabey/ daß beyde nicht vermöchten/ sein Glück zu machen/ sondern vielmehr seinen Untergang zu befördern/ wo der König dahinter käme. Also wäre die beste Par- tie vor ihn/ sich anderswo anzumachen/ und sobald ihm nur erlaubet/ wieder an Hoff zu kommen/ sich alsdenn zu verheyrathen. Catharina von Sando- val ist mit der Königin darinnen eins; Alphonsus aber will von nichts hören/ als daß er will fortfahren/ die Königin und die von Sandoval zu lieben/ und al- le andere Damen zu hassen. Sie reden ihm aber so lange zu/ biß er endlich verspricht/ sich ihnen nicht län- ger zu widersetzen/ und damit scheiden sie von einan- der. Als die Königin allein/ überleget sie alles vom neuen/ und wird auf Alphonsus höchst zornig/ daß er noch lange gezaudert/ ehe er sich erklären wollen/ sie zu lieben; da er doch das Glück bereits genossen/ sie zu besitzen. Jmmittelst verliebt sich Bertrand de la Cueva auf das euserste in die Königin/ weil ihn doch einmahl der König schon erwehlet gehabt/ seinen Platz [verlorenes Material - 1 Zeichen fehlt]n ihrem Bette zu nehmen. Er suchet alle Wege/ sich beliebt zu machen; und die Königin entschliesset sich/ bessen zu bedienen/ um Alphonsum zur Eyfersucht [z]u bringen. La Cueva bildet sich ein/ die Königin [verlorenes Material - 1 Zeichen fehlt]iebe ihn in Ernst/ und nicht meynend/ daß sie davon Nach- J i 2
geheime Liebes-Geſchichte. er ſeinen Degen ziehet/ im willens ſeinen Wortendurch die That den Nachdruck zu geben; allein ſo wohl die Koͤnigin als Catharina von Sandoval ver- hindern ihn an ſolcher verzweiffelten Probe/ und ver- gieſſen beyde ihre Thraͤnen/ daß ſie ihn ſo weit verlei- tet haben. Die Koͤnigin geſtehet alſo gegen die von Sandoval, was ſie ohnediß nicht mehr verbergen kan/ daß ſie Alphonſum liebe: beklaget aber dabey/ daß beyde nicht vermoͤchten/ ſein Gluͤck zu machen/ ſondern vielmehr ſeinen Untergang zu befoͤrdern/ wo der Koͤnig dahinter kaͤme. Alſo waͤre die beſte Par- tie vor ihn/ ſich anderswo anzumachen/ und ſobald ihm nur erlaubet/ wieder an Hoff zu kommen/ ſich alsdenn zu verheyrathen. Catharina von Sando- val iſt mit der Koͤnigin darinnen eins; Alphonſus aber will von nichts hoͤren/ als daß er will fortfahren/ die Koͤnigin und die von Sandoval zu lieben/ und al- le andere Damen zu haſſen. Sie reden ihm aber ſo lange zu/ biß er endlich verſpricht/ ſich ihnen nicht laͤn- ger zu widerſetzen/ und damit ſcheiden ſie von einan- der. Als die Koͤnigin allein/ uͤberleget ſie alles vom neuen/ und wird auf Alphonſus hoͤchſt zornig/ daß er noch lange gezaudert/ ehe er ſich erklaͤren wollen/ ſie zu lieben; da er doch das Gluͤck bereits genoſſen/ ſie zu beſitzen. Jmmittelſt verliebt ſich Bertrand de la Cuéva auf das euſerſte in die Koͤnigin/ weil ihn doch einmahl der Koͤnig ſchon eꝛwehlet gehabt/ ſeinen Platz [verlorenes Material – 1 Zeichen fehlt]n ihrem Bette zu nehmen. Er ſuchet alle Wege/ ſich beliebt zu machen; und die Koͤnigin entſchlieſſet ſich/ beſſen zu bedienen/ um Alphonſum zur Eyferſucht [z]u bringen. La Cuéva bildet ſich ein/ die Koͤnigin [verlorenes Material – 1 Zeichen fehlt]iebe ihn in Ernſt/ und nicht meynend/ daß ſie davon Nach- J i 2
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geheime Liebes-Geſchichte.
er ſeinen Degen ziehet/ im willens ſeinen Worten
durch die That den Nachdruck zu geben; allein ſo
wohl die Koͤnigin als Catharina von Sandoval ver-
hindern ihn an ſolcher verzweiffelten Probe/ und ver-
gieſſen beyde ihre Thraͤnen/ daß ſie ihn ſo weit verlei-
tet haben. Die Koͤnigin geſtehet alſo gegen die von
Sandoval, was ſie ohnediß nicht mehr verbergen
kan/ daß ſie Alphonſum liebe: beklaget aber dabey/
daß beyde nicht vermoͤchten/ ſein Gluͤck zu machen/
ſondern vielmehr ſeinen Untergang zu befoͤrdern/ wo
der Koͤnig dahinter kaͤme. Alſo waͤre die beſte Par-
tie vor ihn/ ſich anderswo anzumachen/ und ſobald
ihm nur erlaubet/ wieder an Hoff zu kommen/ ſich
alsdenn zu verheyrathen. Catharina von Sando-
val iſt mit der Koͤnigin darinnen eins; Alphonſus
aber will von nichts hoͤren/ als daß er will fortfahren/
die Koͤnigin und die von Sandoval zu lieben/ und al-
le andere Damen zu haſſen. Sie reden ihm aber ſo
lange zu/ biß er endlich verſpricht/ ſich ihnen nicht laͤn-
ger zu widerſetzen/ und damit ſcheiden ſie von einan-
der. Als die Koͤnigin allein/ uͤberleget ſie alles vom
neuen/ und wird auf Alphonſus hoͤchſt zornig/ daß er
noch lange gezaudert/ ehe er ſich erklaͤren wollen/ ſie
zu lieben; da er doch das Gluͤck bereits genoſſen/ ſie
zu beſitzen. Jmmittelſt verliebt ſich Bertrand de la
Cuéva auf das euſerſte in die Koͤnigin/ weil ihn doch
einmahl der Koͤnig ſchon eꝛwehlet gehabt/ ſeinen Platz
_n ihrem Bette zu nehmen. Er ſuchet alle Wege/ ſich
beliebt zu machen; und die Koͤnigin entſchlieſſet ſich/
beſſen zu bedienen/ um Alphonſum zur Eyferſucht
zu bringen. La Cuéva bildet ſich ein/ die Koͤnigin
_iebe ihn in Ernſt/ und nicht meynend/ daß ſie davon
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