Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696.Heinrich des Vierdten aus er ihre heimliche Eyfersucht wohl mercken kan.Er vergnüget sich darüber/ und da ihm Catharina von Sandoval berichtet/ was die Königin seinetwe- gen gethan/ ihn aus dem Gefängnüß zu Medina zu helffen/ vergisset wieder/ wie viel er der von Sando- val schuldig sey/ und wirfft sich in ihrer Gegenwart vor der Königin Füsse/ umfasset ihre Knie/ und hebt mit aufsteigenden Thränen in die Augen sie also an- zureden an: Ach Madame, ist es möglich/ daß Al- phonsus bey euch etwas gelte. Mehr zu sagen ver- hindert ihn die wehmütige Zärtlichkeit; Die Köni- gin aber/ welche auch ihre Thränen nicht halten kan/ umarmet ihn/ daß er wieder aufstehen soll. Catharina von Sandoval mercket daraus beyder Catharina von Sandoval seine neue Bewegun- Die Königin hätte lieber gesehen/ daß ihre Ne- er
Heinrich des Vierdten aus er ihre heimliche Eyferſucht wohl mercken kan.Er vergnuͤget ſich daruͤber/ und da ihm Catharina von Sandoval berichtet/ was die Koͤnigin ſeinetwe- gen gethan/ ihn aus dem Gefaͤngnuͤß zu Medina zu helffen/ vergiſſet wieder/ wie viel er der von Sando- val ſchuldig ſey/ und wirfft ſich in ihrer Gegenwart vor der Koͤnigin Fuͤſſe/ umfaſſet ihre Knie/ und hebt mit aufſteigenden Thraͤnen in die Augen ſie alſo an- zureden an: Ach Madame, iſt es moͤglich/ daß Al- phonſus bey euch etwas gelte. Mehr zu ſagen ver- hindert ihn die wehmuͤtige Zaͤrtlichkeit; Die Koͤni- gin aber/ welche auch ihre Thraͤnen nicht halten kan/ umarmet ihn/ daß er wieder aufſtehen ſoll. Catharina von Sandoval mercket daraus beyder Catharina von Sandoval ſeine neue Bewegun- Die Koͤnigin haͤtte lieber geſehen/ daß ihre Ne- er
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Heinrich des Vierdten
aus er ihre heimliche Eyferſucht wohl mercken kan.
Er vergnuͤget ſich daruͤber/ und da ihm Catharina
von Sandoval berichtet/ was die Koͤnigin ſeinetwe-
gen gethan/ ihn aus dem Gefaͤngnuͤß zu Medina zu
helffen/ vergiſſet wieder/ wie viel er der von Sando-
val ſchuldig ſey/ und wirfft ſich in ihrer Gegenwart
vor der Koͤnigin Fuͤſſe/ umfaſſet ihre Knie/ und hebt
mit aufſteigenden Thraͤnen in die Augen ſie alſo an-
zureden an: Ach Madame, iſt es moͤglich/ daß Al-
phonſus bey euch etwas gelte. Mehr zu ſagen ver-
hindert ihn die wehmuͤtige Zaͤrtlichkeit; Die Koͤni-
gin aber/ welche auch ihre Thraͤnen nicht halten kan/
umarmet ihn/ daß er wieder aufſtehen ſoll.
Catharina von Sandoval mercket daraus beyder
ihre Liebe/ und weil ſie ſich alſo gleichſam verrathen
ſiehet/ empfindet ſie alles/ was eine betrogene Lieb-
haberin nur empfinden kan. Sie wandelt die Farbe/
ſie feuffzet; Alphonſus mercket es/ und es fehlet nicht
viel/ daß er nicht abermahls von der Koͤnigin abtrit/
und ſich wieder zu ihr wendet; ſo wenig iſt ein Hertz
von ſeiner Art vor ſich ſelbſten ſicher.
Catharina von Sandoval ſeine neue Bewegun-
gen ſpuͤhrend/ zwinget ſich doch ſein beſtes gegen die
Koͤnigin vor ihn zu reden/ und ſie zu erſuchen/ mehr
hinfuͤhro ſein Intereſſe zu beobachten.
Die Koͤnigin haͤtte lieber geſehen/ daß ihre Ne-
benbuhlerin mehr Eyferſucht von ſich ſpuͤhren laſſen:
Jndem aber ſolches nicht geſchiehet/ bringet ſie doch
Alphonſum dahin/ daß er bekennet/ wie er ſie beyde
liebe; ſetzet auch hinzu/ daß/ ſo ſie vermeyneten/ er
betroͤge ſie/ und ſein Hertz meyne es nicht aufrichtig/
wolle er es in ihrer Gegenwart durchſtoffen. Womit
er
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