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Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696.

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Des Hertzogs von Arione &c.
daß diese zwey Personen sich nicht wider uns als
Feinde erklären solten. So lasset demnach zu/ daß
ich mich an einen stillen Ort wende/ wo dergleichen
unbeqveme Anfälle meine Ruhe nicht weiter stöh-
ren. Glaubet nicht/ daß ich von meinem Vorsatz ab-
stehe. Jch werde mich über eure allzu grosse Gefäl-
ligkeit beklagen/ wenn ihr mir meine Bitte versa-
get/ und ich werde mir einbilden/ daß ich gar nicht
bey euch in dem Credite stehe/ welchen meine Liebe
verdienet.

Federic muste endlich auf so inständiges Suchen
in ihr Verlangen willigen/ und führete sie nach Vill-
horado,
allwo ihre Liebe einen so glücklichen An-
fang genommmen hatte. Sie befande sich daselbst so
ruhig und vergnügt/ als man leicht sich einbilden
kan. Jhre gantze Aufführung ware weit munterer
als in der grossen Gesellschafft des Hofes/ und ihre
Schönheit so vollkommen/ daß Federic in deren völ-
liger Geniessung sein Glück sondergleichen schätzete.

Jhre Ergötzlichkeiten waren die allerreinesten.
Die Fischerey/ die Jagd/ die Spatzierfahrten/ die
Visiten der umliegenden vornehmen Familien ga-
ben ihnen vergnügten Zeitvertreib ab. Aber nach
vierzehn Tagen ware der Hertzog genöthiget/ wieder
nach Vailladolid sich zu begeben; woran er zwar
mit rechtem Widerwillen gienge. Doch sie tröstete
ihn/ und bat nur um seine ehefte Wiederkunfft/ auch
daß er nichts schönes/ so es möglich wäre/ am Hofe
antreffen solte.

Er reisete also ab/ und kame bald zu Vaillade lid
an; abereben den Tag seines Aufbruchs/ da einige
Weiber ein Zimmer/ worinnen er sich sonst anzu-

klei-

Des Hertzogs von Arione &c.
daß dieſe zwey Perſonen ſich nicht wider uns als
Feinde erklaͤren ſolten. So laſſet demnach zu/ daß
ich mich an einen ſtillen Ort wende/ wo dergleichen
unbeqveme Anfaͤlle meine Ruhe nicht weiter ſtoͤh-
ren. Glaubet nicht/ daß ich von meinem Vorſatz ab-
ſtehe. Jch werde mich uͤber eure allzu groſſe Gefaͤl-
ligkeit beklagen/ wenn ihr mir meine Bitte verſa-
get/ und ich werde mir einbilden/ daß ich gar nicht
bey euch in dem Credite ſtehe/ welchen meine Liebe
verdienet.

Federic muſte endlich auf ſo inſtaͤndiges Suchen
in ihr Verlangen willigen/ und fuͤhrete ſie nach Vill-
horado,
allwo ihre Liebe einen ſo gluͤcklichen An-
fang genomm̃en hatte. Sie befande ſich daſelbſt ſo
ruhig und vergnuͤgt/ als man leicht ſich einbilden
kan. Jhre gantze Auffuͤhrung ware weit munterer
als in der groſſen Geſellſchafft des Hofes/ und ihre
Schoͤnheit ſo vollkommen/ daß Federic in deren voͤl-
liger Genieſſung ſein Gluͤck ſondergleichen ſchaͤtzete.

Jhre Ergoͤtzlichkeiten waren die allerreineſten.
Die Fiſcherey/ die Jagd/ die Spatzierfahrten/ die
Viſiten der umliegenden vornehmen Familien ga-
ben ihnen vergnuͤgten Zeitvertreib ab. Aber nach
vierzehn Tagen ware der Hertzog genoͤthiget/ wieder
nach Vailladolid ſich zu begeben; woran er zwar
mit rechtem Widerwillen gienge. Doch ſie troͤſtete
ihn/ und bat nur um ſeine ehefte Wiederkunfft/ auch
daß er nichts ſchoͤnes/ ſo es moͤglich waͤre/ am Hofe
antreffen ſolte.

Er reiſete alſo ab/ und kame bald zu Vaillade lid
an; abereben den Tag ſeines Aufbruchs/ da einige
Weiber ein Zimmer/ worinnen er ſich ſonſt anzu-

klei-
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[342/0374] Des Hertzogs von Arione &c. daß dieſe zwey Perſonen ſich nicht wider uns als Feinde erklaͤren ſolten. So laſſet demnach zu/ daß ich mich an einen ſtillen Ort wende/ wo dergleichen unbeqveme Anfaͤlle meine Ruhe nicht weiter ſtoͤh- ren. Glaubet nicht/ daß ich von meinem Vorſatz ab- ſtehe. Jch werde mich uͤber eure allzu groſſe Gefaͤl- ligkeit beklagen/ wenn ihr mir meine Bitte verſa- get/ und ich werde mir einbilden/ daß ich gar nicht bey euch in dem Credite ſtehe/ welchen meine Liebe verdienet. Federic muſte endlich auf ſo inſtaͤndiges Suchen in ihr Verlangen willigen/ und fuͤhrete ſie nach Vill- horado, allwo ihre Liebe einen ſo gluͤcklichen An- fang genomm̃en hatte. Sie befande ſich daſelbſt ſo ruhig und vergnuͤgt/ als man leicht ſich einbilden kan. Jhre gantze Auffuͤhrung ware weit munterer als in der groſſen Geſellſchafft des Hofes/ und ihre Schoͤnheit ſo vollkommen/ daß Federic in deren voͤl- liger Genieſſung ſein Gluͤck ſondergleichen ſchaͤtzete. Jhre Ergoͤtzlichkeiten waren die allerreineſten. Die Fiſcherey/ die Jagd/ die Spatzierfahrten/ die Viſiten der umliegenden vornehmen Familien ga- ben ihnen vergnuͤgten Zeitvertreib ab. Aber nach vierzehn Tagen ware der Hertzog genoͤthiget/ wieder nach Vailladolid ſich zu begeben; woran er zwar mit rechtem Widerwillen gienge. Doch ſie troͤſtete ihn/ und bat nur um ſeine ehefte Wiederkunfft/ auch daß er nichts ſchoͤnes/ ſo es moͤglich waͤre/ am Hofe antreffen ſolte. Er reiſete alſo ab/ und kame bald zu Vaillade lid an; abereben den Tag ſeines Aufbruchs/ da einige Weiber ein Zimmer/ worinnen er ſich ſonſt anzu- klei-

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Zitationshilfe: Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/374>, abgerufen am 18.05.2024.