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Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696.

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Des Hertzogs von Arione &c.
wohl ein wenig jaloux seyn; Wann eine Dame so
viel Tugend hat/ als ihr/ antwortete Federic, so mü-
ste man gantz von Sinnen seyn/ wenn man auf solche
Ausschweiffungen fallen solte. Jch bete euch als mei-
ne Gebieterin an/ und ehre euch als die Weißheit
selbsten. Die Qvalität eines Ehemannes hat mir
darum gar keine Entzückung der Liebe genommen;
und eure verpflichteten Blicke geben mir noch eben
soviel Freude/ als wenn ich meines Glücks ungewiß
wäre. Aber/ Madame, ich gläubete euch zu beley-
digen/ und mich eurer unwürdig zu machen/ wenn ich
fähig wäre/ eyfersüchtig zu werden. Sehet/ so offt es
euch gefällt den Reichs-Feldherrn und Don Al-
phonso
von Arragonien, die euch lieben; Sehet al-
les/ was in beyden Castiliern am liebenswürdigsten
ist; ich werde darum nichts weniger ruhig bleiben.

Ach/ Monsieur d'Arione, ruffete Victoria, ihr
verlieret entweder den Verstand/ oder die Zärtlich-
keit im Lieben/ die ihr sonst gegen mich erwiesen: die-
ses grosse Vertrauen ist eine Wirckung einer Lau-
lichkeit. Ja/ ihr liebet mich weniger/ als zuvor/ und
wann die Neigung hefftig ist/ kan man unmöglich so
gleichgültig seyn.

Madame, widerlegte sie Federic, ich liebe euch
versichert mehr/ als eine Person jemahls geliebet hat/
dieweil ich euch vollkommen kenne; und so ich ja
Kennzeichen meiner Eyfersucht euch zu eurer Ver-
gnügung geben soll/ so will ich mich bemühen/ daß die
Ehrerbietung/ so ich vor euch habe/ soll aus den ge-
wöhnlichen Grentzen treten. Aber ich hoffe/ ihr wer-
det damit zufrieden seyn/ daß ich euch sage/ daß nie-
mahls ein Ehmann verliebter/ getreuer/ und weniger
eyfersüchtig als der eurige sey.

Jch

Des Hertzogs von Arione &c.
wohl ein wenig jaloux ſeyn; Wann eine Dame ſo
viel Tugend hat/ als ihr/ antwortete Federic, ſo muͤ-
ſte man gantz von Sinnen ſeyn/ wenn man auf ſolche
Ausſchweiffungen fallen ſolte. Jch bete euch als mei-
ne Gebieterin an/ und ehre euch als die Weißheit
ſelbſten. Die Qvalitaͤt eines Ehemannes hat mir
darum gar keine Entzuͤckung der Liebe genommen;
und eure verpflichteten Blicke geben mir noch eben
ſoviel Freude/ als wenn ich meines Gluͤcks ungewiß
waͤre. Aber/ Madame, ich glaͤubete euch zu beley-
digen/ und mich eurer unwuͤrdig zu machen/ wenn ich
faͤhig waͤre/ eyferſuͤchtig zu werden. Sehet/ ſo offt es
euch gefaͤllt den Reichs-Feldherrn und Don Al-
phonſo
von Arragonien, die euch lieben; Sehet al-
les/ was in beyden Caſtiliern am liebenswuͤrdigſten
iſt; ich werde darum nichts weniger ruhig bleiben.

Ach/ Monſieur d’Arione, ruffete Victoria, ihr
verlieret entweder den Verſtand/ oder die Zaͤrtlich-
keit im Lieben/ die ihr ſonſt gegen mich erwieſen: die-
ſes groſſe Vertrauen iſt eine Wirckung einer Lau-
lichkeit. Ja/ ihr liebet mich weniger/ als zuvor/ und
wann die Neigung hefftig iſt/ kan man unmoͤglich ſo
gleichguͤltig ſeyn.

Madame, widerlegte ſie Federic, ich liebe euch
verſichert mehr/ als eine Perſon jemahls geliebet hat/
dieweil ich euch vollkommen kenne; und ſo ich ja
Kennzeichen meiner Eyferſucht euch zu eurer Ver-
gnuͤgung geben ſoll/ ſo will ich mich bemuͤhen/ daß die
Ehrerbietung/ ſo ich vor euch habe/ ſoll aus den ge-
woͤhnlichen Grentzen treten. Aber ich hoffe/ ihr wer-
det damit zufrieden ſeyn/ daß ich euch ſage/ daß nie-
mahls ein Ehmann verliebter/ getreuer/ und weniger
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[340/0372] Des Hertzogs von Arione &c. wohl ein wenig jaloux ſeyn; Wann eine Dame ſo viel Tugend hat/ als ihr/ antwortete Federic, ſo muͤ- ſte man gantz von Sinnen ſeyn/ wenn man auf ſolche Ausſchweiffungen fallen ſolte. Jch bete euch als mei- ne Gebieterin an/ und ehre euch als die Weißheit ſelbſten. Die Qvalitaͤt eines Ehemannes hat mir darum gar keine Entzuͤckung der Liebe genommen; und eure verpflichteten Blicke geben mir noch eben ſoviel Freude/ als wenn ich meines Gluͤcks ungewiß waͤre. Aber/ Madame, ich glaͤubete euch zu beley- digen/ und mich eurer unwuͤrdig zu machen/ wenn ich faͤhig waͤre/ eyferſuͤchtig zu werden. Sehet/ ſo offt es euch gefaͤllt den Reichs-Feldherrn und Don Al- phonſo von Arragonien, die euch lieben; Sehet al- les/ was in beyden Caſtiliern am liebenswuͤrdigſten iſt; ich werde darum nichts weniger ruhig bleiben. Ach/ Monſieur d’Arione, ruffete Victoria, ihr verlieret entweder den Verſtand/ oder die Zaͤrtlich- keit im Lieben/ die ihr ſonſt gegen mich erwieſen: die- ſes groſſe Vertrauen iſt eine Wirckung einer Lau- lichkeit. Ja/ ihr liebet mich weniger/ als zuvor/ und wann die Neigung hefftig iſt/ kan man unmoͤglich ſo gleichguͤltig ſeyn. Madame, widerlegte ſie Federic, ich liebe euch verſichert mehr/ als eine Perſon jemahls geliebet hat/ dieweil ich euch vollkommen kenne; und ſo ich ja Kennzeichen meiner Eyferſucht euch zu eurer Ver- gnuͤgung geben ſoll/ ſo will ich mich bemuͤhen/ daß die Ehrerbietung/ ſo ich vor euch habe/ ſoll aus den ge- woͤhnlichen Grentzen treten. Aber ich hoffe/ ihr wer- det damit zufrieden ſeyn/ daß ich euch ſage/ daß nie- mahls ein Ehmann verliebter/ getreuer/ und weniger eyferſuͤchtig als der eurige ſey. Jch

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Zitationshilfe: Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/372>, abgerufen am 18.05.2024.