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Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696.

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Liebes-Geschichte.
net haben: Und so ich nicht befürchte/ setzte er läch-
lend hinzu/ daß er euer Hertz zu erobern einen Anfall
waget/ so muß ich davor halten/ daß er doch eurer
Schönheit durch den verursachten Kummer Gewalt
thut. Aber entschlaget euch der Sorgen/ Madame,
ich bitte euch sehr darum/ und nehmet Don Alvaros
sein Unternehmen als eine Ausschweiffung an/ die
ich zu erdulden nicht umhin kan/ weil sie nicht gantz
und gar freywillig ist. Euer Nachsehen/ antwortete
die Hertzogin mit grosser Freundlichkeit/ schicket sich
endlich wohl zu meinem Zorne; und wenn euer gü-
tiges Vertrauen mich aus allem eyfersüchtigen
Verdachte läßt/ so soll ich doch einen Menschen/
den ich hasse/ um desto weniger schonen/ je mehr ich
einen so liebreichen Gemahl verpflichtet bin. Fede-
ric
drückete seiner schönen Gemahlin ihre Hand auf
die verliebteste Art/ und nach weniger Zeit begaben
sie sich wieder zusammen nach Hause; da vollends
der Hertzog von Arione nichts vergaß/ was bey der
annehmlichen Victorie den über Don Alvaros ge-
schöpfften Verdruß vollends vertreiben kunte.

Einige Tage darauf dichtete diese junge Hertzogin
einige Unpäßlichkeit/ um sich des Hofes zu enthalten/
und Don Alvaros Gegenwart zu vermeiden. Man
kunte sie nicht lange daselbst entbähren/ und die Prin-
ceßin von Asturias schickete sehr offt nach ihr/ endlich
gab sie ihr selbst die Visite, und da sie Victoriens
Schönheit nicht das geringste geändert fand/ gab sie
ihr einen verpflichteten Verweiß/ daß sie aus bloßer
Kaltsinnigkeit sich die Zeit her ihrer Conversation
entzogen hätte. Die Hertzogin rechtfertigete sich.
Jmmittelst muste sie doch voriger Gewonheit nach

sich

Liebes-Geſchichte.
net haben: Und ſo ich nicht befuͤrchte/ ſetzte er laͤch-
lend hinzu/ daß er euer Hertz zu erobern einen Anfall
waget/ ſo muß ich davor halten/ daß er doch eurer
Schoͤnheit durch den verurſachten Kum̃er Gewalt
thut. Aber entſchlaget euch der Sorgen/ Madame,
ich bitte euch ſehr darum/ und nehmet Don Alvaros
ſein Unternehmen als eine Ausſchweiffung an/ die
ich zu erdulden nicht umhin kan/ weil ſie nicht gantz
und gar freywillig iſt. Euer Nachſehen/ antwortete
die Hertzogin mit groſſer Freundlichkeit/ ſchicket ſich
endlich wohl zu meinem Zorne; und wenn euer guͤ-
tiges Vertrauen mich aus allem eyferſuͤchtigen
Verdachte laͤßt/ ſo ſoll ich doch einen Menſchen/
den ich haſſe/ um deſto weniger ſchonen/ je mehr ich
einen ſo liebreichen Gemahl verpflichtet bin. Fede-
ric
druͤckete ſeiner ſchoͤnen Gemahlin ihre Hand auf
die verliebteſte Art/ und nach weniger Zeit begaben
ſie ſich wieder zuſammen nach Hauſe; da vollends
der Hertzog von Arione nichts vergaß/ was bey der
annehmlichen Victorie den uͤber Don Alvaros ge-
ſchoͤpfften Verdruß vollends vertreiben kunte.

Einige Tage darauf dichtete dieſe junge Hertzogin
einige Unpaͤßlichkeit/ um ſich des Hofes zu enthalten/
und Don Alvaros Gegenwart zu vermeiden. Man
kunte ſie nicht lange daſelbſt entbaͤhren/ und die Prin-
ceßin von Aſturias ſchickete ſehr offt nach ihr/ endlich
gab ſie ihr ſelbſt die Viſite, und da ſie Victoriens
Schoͤnheit nicht das geringſte geaͤndert fand/ gab ſie
ihr einen verpflichteten Verweiß/ daß ſie aus bloßer
Kaltſinnigkeit ſich die Zeit her ihrer Converſation
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[335/0367] Liebes-Geſchichte. net haben: Und ſo ich nicht befuͤrchte/ ſetzte er laͤch- lend hinzu/ daß er euer Hertz zu erobern einen Anfall waget/ ſo muß ich davor halten/ daß er doch eurer Schoͤnheit durch den verurſachten Kum̃er Gewalt thut. Aber entſchlaget euch der Sorgen/ Madame, ich bitte euch ſehr darum/ und nehmet Don Alvaros ſein Unternehmen als eine Ausſchweiffung an/ die ich zu erdulden nicht umhin kan/ weil ſie nicht gantz und gar freywillig iſt. Euer Nachſehen/ antwortete die Hertzogin mit groſſer Freundlichkeit/ ſchicket ſich endlich wohl zu meinem Zorne; und wenn euer guͤ- tiges Vertrauen mich aus allem eyferſuͤchtigen Verdachte laͤßt/ ſo ſoll ich doch einen Menſchen/ den ich haſſe/ um deſto weniger ſchonen/ je mehr ich einen ſo liebreichen Gemahl verpflichtet bin. Fede- ric druͤckete ſeiner ſchoͤnen Gemahlin ihre Hand auf die verliebteſte Art/ und nach weniger Zeit begaben ſie ſich wieder zuſammen nach Hauſe; da vollends der Hertzog von Arione nichts vergaß/ was bey der annehmlichen Victorie den uͤber Don Alvaros ge- ſchoͤpfften Verdruß vollends vertreiben kunte. Einige Tage darauf dichtete dieſe junge Hertzogin einige Unpaͤßlichkeit/ um ſich des Hofes zu enthalten/ und Don Alvaros Gegenwart zu vermeiden. Man kunte ſie nicht lange daſelbſt entbaͤhren/ und die Prin- ceßin von Aſturias ſchickete ſehr offt nach ihr/ endlich gab ſie ihr ſelbſt die Viſite, und da ſie Victoriens Schoͤnheit nicht das geringſte geaͤndert fand/ gab ſie ihr einen verpflichteten Verweiß/ daß ſie aus bloßer Kaltſinnigkeit ſich die Zeit her ihrer Converſation entzogen haͤtte. Die Hertzogin rechtfertigete ſich. Jmmittelſt muſte ſie doch voriger Gewonheit nach ſich

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Zitationshilfe: Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696, S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/367>, abgerufen am 19.05.2024.