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Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696.

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Liebes-Geschichte.
vorschimmern. Wie seyd ihr doch so gar wohl zu frie-
den/ Madame, sagte sie zu ihr indem sie sie entkleide-
te/ und wie hat doch des Hertzogs von Arione Sieg
des Don Alvaros Hochmuth redlich bezahlet?

Jch gestehe dir/ antwortete Victoria, daß mein
Geist anitzo in nicht unangenehmer Situation sey:
aber warum verunruhigest du meine Vergnügung
durch die Erwehnung eines Menschen/ als Don Al-
varos
ist/ von dem ich gar nicht hören mag. Es ge-
schiehet darum/ schützete sich Zaide, daß ihr desto bes-
ser erkennen möget/ Madame, wie Federic euch
weit besser gefalle. Und diese in eurem Hertzen ein-
ander so entgegen gesetzte Personen bringen gleich
eine solche Wirckung hervor/ als meine Schwärtze
gegen eure Weisse. So bildest du dir dann ein/ frag-
te Victoria, daß ich Federic liebe? Wie ich weiß/
antwortete die Sclavin/ daß ihr ihn sollet lieben/
wann ihr anders erkentlich seyd/ so überrede ich mich
solches gar leicht. Aber Zaide, hub Victoria an/ in-
dem du mir immer von ihm redest/ so nimmst du mir
vielleicht die Mittel ihm zu gefallen; denn wenn ich
allzu lange wache/ werde ich morgen sehr übel ausse-
hen. Und wenn ihr auch schon/ sagte die Mohrin/ etwas
weniger schöne wäret/ so würde er euch gleichwol lie-
ben. Aber Madame, erhaltet durch die Ruhe eure leb-
haffte Farbe/ immittelst daß ich mich fort begebe/ und
das traurige Schicksal der andern Victorien bewei-
ne/ welche Federics seine zu krönen haben dienen müs-
sen. Jch halte davor/ sagte Victoria, daß du nichts
beweinen wilst/ als daß du so langsam dich solst nie-
derlegen/ du/ die du so gar hefftig den Schlaff liebest.

Victoria legete sich darauf zu Bette/ und blieb

allein.
Z 3

Liebes-Geſchichte.
vorſchimmern. Wie ſeyd ihr doch ſo gar wohl zu frie-
den/ Madame, ſagte ſie zu ihr indem ſie ſie entkleide-
te/ und wie hat doch des Hertzogs von Arione Sieg
des Don Alvaros Hochmuth redlich bezahlet?

Jch geſtehe dir/ antwortete Victoria, daß mein
Geiſt anitzo in nicht unangenehmer Situation ſey:
aber warum verunruhigeſt du meine Vergnuͤgung
durch die Erwehnung eines Menſchen/ als Don Al-
varos
iſt/ von dem ich gar nicht hoͤren mag. Es ge-
ſchiehet darum/ ſchuͤtzete ſich Zaide, daß ihr deſto beſ-
ſer erkennen moͤget/ Madame, wie Federic euch
weit beſſer gefalle. Und dieſe in eurem Hertzen ein-
ander ſo entgegen geſetzte Perſonen bringen gleich
eine ſolche Wirckung hervor/ als meine Schwaͤrtze
gegen eure Weiſſe. So bildeſt du dir dann ein/ frag-
te Victoria, daß ich Federic liebe? Wie ich weiß/
antwortete die Sclavin/ daß ihr ihn ſollet lieben/
wann ihr anders erkentlich ſeyd/ ſo uͤberrede ich mich
ſolches gar leicht. Aber Zaide, hub Victoria an/ in-
dem du mir immer von ihm redeſt/ ſo nim̃ſt du mir
vielleicht die Mittel ihm zu gefallen; denn wenn ich
allzu lange wache/ werde ich morgen ſehr uͤbel ausſe-
hen. Und weñ ihr auch ſchon/ ſagte die Mohrin/ etwas
weniger ſchoͤne waͤret/ ſo wuͤrde er euch gleichwol lie-
ben. Aber Madame, erhaltet duꝛch die Ruhe eure leb-
haffte Farbe/ im̃ittelſt daß ich mich fort begebe/ und
das traurige Schickſal der andern Victorien bewei-
ne/ welche Federics ſeine zu kroͤnen haben dienẽ muͤſ-
ſen. Jch halte davor/ ſagte Victoria, daß du nichts
beweinen wilſt/ als daß du ſo langſam dich ſolſt nie-
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[329/0361] Liebes-Geſchichte. vorſchimmern. Wie ſeyd ihr doch ſo gar wohl zu frie- den/ Madame, ſagte ſie zu ihr indem ſie ſie entkleide- te/ und wie hat doch des Hertzogs von Arione Sieg des Don Alvaros Hochmuth redlich bezahlet? Jch geſtehe dir/ antwortete Victoria, daß mein Geiſt anitzo in nicht unangenehmer Situation ſey: aber warum verunruhigeſt du meine Vergnuͤgung durch die Erwehnung eines Menſchen/ als Don Al- varos iſt/ von dem ich gar nicht hoͤren mag. Es ge- ſchiehet darum/ ſchuͤtzete ſich Zaide, daß ihr deſto beſ- ſer erkennen moͤget/ Madame, wie Federic euch weit beſſer gefalle. Und dieſe in eurem Hertzen ein- ander ſo entgegen geſetzte Perſonen bringen gleich eine ſolche Wirckung hervor/ als meine Schwaͤrtze gegen eure Weiſſe. So bildeſt du dir dann ein/ frag- te Victoria, daß ich Federic liebe? Wie ich weiß/ antwortete die Sclavin/ daß ihr ihn ſollet lieben/ wann ihr anders erkentlich ſeyd/ ſo uͤberrede ich mich ſolches gar leicht. Aber Zaide, hub Victoria an/ in- dem du mir immer von ihm redeſt/ ſo nim̃ſt du mir vielleicht die Mittel ihm zu gefallen; denn wenn ich allzu lange wache/ werde ich morgen ſehr uͤbel ausſe- hen. Und weñ ihr auch ſchon/ ſagte die Mohrin/ etwas weniger ſchoͤne waͤret/ ſo wuͤrde er euch gleichwol lie- ben. Aber Madame, erhaltet duꝛch die Ruhe eure leb- haffte Farbe/ im̃ittelſt daß ich mich fort begebe/ und das traurige Schickſal der andern Victorien bewei- ne/ welche Federics ſeine zu kroͤnen haben dienẽ muͤſ- ſen. Jch halte davor/ ſagte Victoria, daß du nichts beweinen wilſt/ als daß du ſo langſam dich ſolſt nie- derlegen/ du/ die du ſo gar hefftig den Schlaff liebeſt. Victoria legete ſich darauf zu Bette/ und blieb allein. Z 3

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Zitationshilfe: Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/361>, abgerufen am 26.11.2024.