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Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696.

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Liebes-Geschichte.

Jmmittelst fienge die Königin von Navarra mit
der Reichs-Feldmarschallin von Castilien auch an
zu schertzen: Madame, sagte sie/ Monsieur de
Luna
hat auch eine Neben-Buhlerin gegeben/ die
euch nicht eyfersüchtig machen soll; Und er suchet
nichts anders/ als sich nur eurer desto würdiger zu
zeigen/ indem er seine Neigung an Tag leget/ die er
zur Victorie hat.

Jch weiß nicht/ Madame, war ihre Antwort/
ob ich eben an dem/ was vorgehet/ Theil nehmen soll.
Der Herr Reichs-Feldmarschall von Castilien
thut jedesmahl was er will/ ohne daß ich mir solte die
Mühe nehmen/ seine Handlungen zu examiniren.

Die Königin von Castilien, welche weder der
Feldmarschallin noch ihrem Gemahl günstig/ mi-
schete sich auch darein/ und sagte: Wann die Fran
Reichs-Feldmarschallin mit ihrer Neben-Buhle-
rin gleich zufrieden/ so gläube ich doch/ daß Mon-
sieur de Luna
solches mit seinen Rivalen desto we-
niger sey/ denn da sehe ich dreye/ die gewißlich keine
Geschicklichkeit sparen werden/ ihm die Victorie zu
disputiren.

Der Schall der Trompeten unterbrach diesen
Discurs. Der verliebte und eyfersüchtige Reichs-
Feldherr/ der zwischen der Victorien und des Her-
tzogs von Arione beyden Scharpen eine so gar gros-
se Aehnlichkeit fande/ wurde gantz rasend darüber/
und muthmaßete zwischen diesen beyden Verliebten
ein genauer Verständniß: dannenhero er heimlich
drohete alle seinen Zorn über den Hertzog auszulassen.

Das erste Rennen hielt er wider den Printz von
Viana, und hätte diesen Herrn sonder Zweiffel ü-

ber-
April. 1696. Z
Liebes-Geſchichte.

Jmmittelſt fienge die Koͤnigin von Navarra mit
der Reichs-Feldmarſchallin von Caſtilien auch an
zu ſchertzen: Madame, ſagte ſie/ Monſieur de
Luna
hat auch eine Neben-Buhlerin gegeben/ die
euch nicht eyferſuͤchtig machen ſoll; Und er ſuchet
nichts anders/ als ſich nur eurer deſto wuͤrdiger zu
zeigen/ indem er ſeine Neigung an Tag leget/ die er
zur Victorie hat.

Jch weiß nicht/ Madame, war ihre Antwort/
ob ich eben an dem/ was vorgehet/ Theil nehmen ſoll.
Der Herꝛ Reichs-Feldmarſchall von Caſtilien
thut jedesmahl was er will/ ohne daß ich mir ſolte die
Muͤhe nehmen/ ſeine Handlungen zu examiniren.

Die Koͤnigin von Caſtilien, welche weder der
Feldmarſchallin noch ihrem Gemahl guͤnſtig/ mi-
ſchete ſich auch darein/ und ſagte: Wann die Fran
Reichs-Feldmarſchallin mit ihrer Neben-Buhle-
rin gleich zufrieden/ ſo glaͤube ich doch/ daß Mon-
ſieur de Luna
ſolches mit ſeinen Rivalen deſto we-
niger ſey/ denn da ſehe ich dreye/ die gewißlich keine
Geſchicklichkeit ſparen werden/ ihm die Victorie zu
diſputiren.

Der Schall der Trompeten unterbrach dieſen
Diſcurs. Der verliebte und eyferſuͤchtige Reichs-
Feldherr/ der zwiſchen der Victorien und des Her-
tzogs von Arione beyden Scharpen eine ſo gar groſ-
ſe Aehnlichkeit fande/ wurde gantz raſend daruͤber/
und muthmaßete zwiſchen dieſen beyden Verliebten
ein genauer Verſtaͤndniß: dannenhero er heimlich
drohete alle ſeinen Zorn uͤber den Hertzog auszulaſſen.

Das erſte Rennen hielt er wider den Printz von
Viana, und haͤtte dieſen Herꝛn ſonder Zweiffel uͤ-

ber-
April. 1696. Z
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[325/0357] Liebes-Geſchichte. Jmmittelſt fienge die Koͤnigin von Navarra mit der Reichs-Feldmarſchallin von Caſtilien auch an zu ſchertzen: Madame, ſagte ſie/ Monſieur de Luna hat auch eine Neben-Buhlerin gegeben/ die euch nicht eyferſuͤchtig machen ſoll; Und er ſuchet nichts anders/ als ſich nur eurer deſto wuͤrdiger zu zeigen/ indem er ſeine Neigung an Tag leget/ die er zur Victorie hat. Jch weiß nicht/ Madame, war ihre Antwort/ ob ich eben an dem/ was vorgehet/ Theil nehmen ſoll. Der Herꝛ Reichs-Feldmarſchall von Caſtilien thut jedesmahl was er will/ ohne daß ich mir ſolte die Muͤhe nehmen/ ſeine Handlungen zu examiniren. Die Koͤnigin von Caſtilien, welche weder der Feldmarſchallin noch ihrem Gemahl guͤnſtig/ mi- ſchete ſich auch darein/ und ſagte: Wann die Fran Reichs-Feldmarſchallin mit ihrer Neben-Buhle- rin gleich zufrieden/ ſo glaͤube ich doch/ daß Mon- ſieur de Luna ſolches mit ſeinen Rivalen deſto we- niger ſey/ denn da ſehe ich dreye/ die gewißlich keine Geſchicklichkeit ſparen werden/ ihm die Victorie zu diſputiren. Der Schall der Trompeten unterbrach dieſen Diſcurs. Der verliebte und eyferſuͤchtige Reichs- Feldherr/ der zwiſchen der Victorien und des Her- tzogs von Arione beyden Scharpen eine ſo gar groſ- ſe Aehnlichkeit fande/ wurde gantz raſend daruͤber/ und muthmaßete zwiſchen dieſen beyden Verliebten ein genauer Verſtaͤndniß: dannenhero er heimlich drohete alle ſeinen Zorn uͤber den Hertzog auszulaſſen. Das erſte Rennen hielt er wider den Printz von Viana, und haͤtte dieſen Herꝛn ſonder Zweiffel uͤ- ber- April. 1696. Z

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Zitationshilfe: Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/357>, abgerufen am 27.11.2024.