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Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696.

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Des Hertzogs von Arione &c.
ist schon vorbey/ und ihr wollet noch nichts vom
Schlaffe hören? Seyd ihr entschlossen/ auch eurer
Bedienten ihre Ruhe als wie eurer Liebhaber ihre
zu stören: So lege dich dann nieder Zaide, antwor-
tete Victoria, heute sey es dir erlaubet/ wenn du
mich nur nicht in meinem Schreiben störest.

Wenn es an dem Hertzog von Arione ist/ sagte
dieses Mägdgen lächlend/ so will ich gerne darein
willigen/ aber wenn es an dem Reichs-Feldherrn
von Castilien ist/ so will ich mich mit aller Gewalt
widersetzen. Du bist eine Närrin/ Zaide, hub Vi-
ctoria
an/ und eine recht vollkommene Närrin. Wor-
an dencket ihr/ Madame, sagte Zaide, erzürnet euch
nicht über eure getreue Dienerin; und vergebet ihr/
wann sie euch versichert/ daß Don Alvaros de Lu-
na
in euch verliebet sey. Schweig Schwätzerin/ ge-
both ihr Victoria, und lege dich schlaffen/ daß deine
verlohrne Vernunfft sich wiederfinde. Jhr werdet
einmahl sehen/ Madame, sagte Zaide, ob ich sie ver-
lohren habe; und ob ich die Liebe kenne. Darauf
schwiege sie/ und Victoria schriebe folgendes:

Victoria an den Hertzog von Arione.

Die Gräfin von Haro, die euch eine Scharpe
von meiner Liberey und von meiner Hand
verfertiget übersendet/ will/ daß ihr selbige bey
dem Turniere tragen sollet/ in der Versiche-
rung/ daß eure Geschicklichkeit ihr viel Ehre
geben wird; und ich wünsche/ daß dieses Zei-
chen ihrer Hochachtung euch so viel Vergnü-
gung gebe/ als ich dabey empfunden/ indem
ich einer Person gehorsamet/ ohne deren Befehl
ich nichts darff noch werde vornehmen.

Ein

Des Hertzogs von Arione &c.
iſt ſchon vorbey/ und ihr wollet noch nichts vom
Schlaffe hoͤren? Seyd ihr entſchloſſen/ auch eurer
Bedienten ihre Ruhe als wie eurer Liebhaber ihre
zu ſtoͤren: So lege dich dann nieder Zaide, antwor-
tete Victoria, heute ſey es dir erlaubet/ wenn du
mich nur nicht in meinem Schreiben ſtoͤreſt.

Wenn es an dem Hertzog von Arione iſt/ ſagte
dieſes Maͤgdgen laͤchlend/ ſo will ich gerne darein
willigen/ aber wenn es an dem Reichs-Feldherꝛn
von Caſtilien iſt/ ſo will ich mich mit aller Gewalt
widerſetzen. Du biſt eine Naͤrrin/ Zaide, hub Vi-
ctoria
an/ und eine recht vollkom̃ene Naͤrrin. Wor-
an dencket ihr/ Madame, ſagte Zaide, erzuͤrnet euch
nicht uͤber eure getreue Dienerin; und vergebet ihr/
wann ſie euch verſichert/ daß Don Alvaros de Lu-
na
in euch verliebet ſey. Schweig Schwaͤtzerin/ ge-
both ihr Victoria, und lege dich ſchlaffen/ daß deine
verlohrne Vernunfft ſich wiederfinde. Jhr werdet
einmahl ſehen/ Madame, ſagte Zaide, ob ich ſie ver-
lohren habe; und ob ich die Liebe kenne. Darauf
ſchwiege ſie/ und Victoria ſchriebe folgendes:

Victoria an den Hertzog von Arione.

Die Graͤfin von Haro, die euch eine Scharpe
von meiner Liberey und von meiner Hand
verfertiget uͤberſendet/ will/ daß ihr ſelbige bey
dem Turniere tragen ſollet/ in der Verſiche-
rung/ daß eure Geſchicklichkeit ihr viel Ehre
geben wird; und ich wuͤnſche/ daß dieſes Zei-
chen ihrer Hochachtung euch ſo viel Vergnuͤ-
gung gebe/ als ich dabey empfunden/ indem
ich einer Perſon gehorſamet/ ohne deren Befehl
ich nichts darff noch werde vornehmen.

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[320/0352] Des Hertzogs von Arione &c. iſt ſchon vorbey/ und ihr wollet noch nichts vom Schlaffe hoͤren? Seyd ihr entſchloſſen/ auch eurer Bedienten ihre Ruhe als wie eurer Liebhaber ihre zu ſtoͤren: So lege dich dann nieder Zaide, antwor- tete Victoria, heute ſey es dir erlaubet/ wenn du mich nur nicht in meinem Schreiben ſtoͤreſt. Wenn es an dem Hertzog von Arione iſt/ ſagte dieſes Maͤgdgen laͤchlend/ ſo will ich gerne darein willigen/ aber wenn es an dem Reichs-Feldherꝛn von Caſtilien iſt/ ſo will ich mich mit aller Gewalt widerſetzen. Du biſt eine Naͤrrin/ Zaide, hub Vi- ctoria an/ und eine recht vollkom̃ene Naͤrrin. Wor- an dencket ihr/ Madame, ſagte Zaide, erzuͤrnet euch nicht uͤber eure getreue Dienerin; und vergebet ihr/ wann ſie euch verſichert/ daß Don Alvaros de Lu- na in euch verliebet ſey. Schweig Schwaͤtzerin/ ge- both ihr Victoria, und lege dich ſchlaffen/ daß deine verlohrne Vernunfft ſich wiederfinde. Jhr werdet einmahl ſehen/ Madame, ſagte Zaide, ob ich ſie ver- lohren habe; und ob ich die Liebe kenne. Darauf ſchwiege ſie/ und Victoria ſchriebe folgendes: Victoria an den Hertzog von Arione. Die Graͤfin von Haro, die euch eine Scharpe von meiner Liberey und von meiner Hand verfertiget uͤberſendet/ will/ daß ihr ſelbige bey dem Turniere tragen ſollet/ in der Verſiche- rung/ daß eure Geſchicklichkeit ihr viel Ehre geben wird; und ich wuͤnſche/ daß dieſes Zei- chen ihrer Hochachtung euch ſo viel Vergnuͤ- gung gebe/ als ich dabey empfunden/ indem ich einer Perſon gehorſamet/ ohne deren Befehl ich nichts darff noch werde vornehmen. Ein

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Zitationshilfe: Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696, S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/352>, abgerufen am 22.11.2024.