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Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696.

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Liebes-Geschichte.
gung schläget euch solches nicht ab/ es ist der Wohl-
stand/ und was ich meiner Frau Mutter schuldig bin.
Aber weil sie doch euch verpflichtet um meinetwillen/
so wil ich es von ihr fodern/ fast gewiß/ daß ich solches
erhalten wil: und so sie es bewilliget/ so sollet ihr mor-
gen früh davon Antwort haben/ um euch nach eurem
Gefallen dazu zuentschliessen. Victoria muste hie ab-
brechen/ weil die Princeßin von Asturias sie ruffete/
also hatte nur der Hertzog einen Augenblick noch Zeit
ihr Danck zu sagen. Das Fräulein eröffnete ihrer
Frau Mutter des Hertzogs Ansuchen. Die Gräfin
ware mit der Conduite ihrer Tochter zufrieden; und
ließ ihr zu denselben nicht allein zu vergnügen/ sondern
wolte auch/ daß sie ihm eine Scharpe von ihrer Libe-
rey gäbe/ mit eigener Hand stickete/ und mit einem
honneten Brieffe übersendete. Victoria, ob sie
schon den Willen ihrer Frau Mutter zu folgen gar
nicht widerspenstig war/ fragte doch/ ob dieses alles
nicht zuviel Gunst noch zur Zeit dem Hertzog erwiesen
hiesse. Aber die Gräfin antwortete mit nein. Es wä-
re noch weniger/ als sie Fede ric schuldig. Und wann
ein Cavallier von seinem Range, und dem sie das Le-
ben zu dancken/ einen Brieff und eine Scharpe auf
Befehl einer Mutter von ihr empfänge/ habe sie dar-
um keine übele Nachrede zu gewarten. Das schöne
Fräulein machete einen höflichen Reverenz, und
gieng in ihr Zimmer/ die Gräfin aber von Haro eröffnete
die gantze Sache ihrem Gemahl/ der gleichfals alles
vor gut befande.

Victoria brach von ihrem Schlaffe ab/ und sticke-
te mit Silber eine incarnate Scharpe/ fragte aber
darauf ihre Mohrin/ was sie ihm schreiben solte. Wie
nun/ sagte diese schwartze Sclavin/ die halbe Nacht

Liebes-Geſchichte.
gung ſchlaͤget euch ſolches nicht ab/ es iſt der Wohl-
ſtand/ und was ich meiner Frau Mutter ſchuldig bin.
Aber weil ſie doch euch verpflichtet um meinetwillen/
ſo wil ich es von ihr fodern/ faſt gewiß/ daß ich ſolches
erhalten wil: und ſo ſie es bewilliget/ ſo ſollet ihr mor-
gen fruͤh davon Antwort haben/ um euch nach eurem
Gefallen dazu zuentſchlieſſen. Victoria muſte hie ab-
brechen/ weil die Princeßin von Aſturias ſie ruffete/
alſo hatte nur der Hertzog einen Augenblick noch Zeit
ihr Danck zu ſagen. Das Fraͤulein eroͤffnete ihrer
Frau Mutter des Hertzogs Anſuchen. Die Graͤfin
ware mit der Conduite ihrer Tochter zufrieden; und
ließ ihr zu denſelben nicht allein zu veꝛgnuͤgen/ ſondern
wolte auch/ daß ſie ihm eine Scharpe von ihrer Libe-
rey gaͤbe/ mit eigener Hand ſtickete/ und mit einem
honnéten Brieffe uͤberſendete. Victoria, ob ſie
ſchon den Willen ihrer Frau Mutter zu folgen gar
nicht widerſpenſtig war/ fragte doch/ ob dieſes alles
nicht zuviel Gunſt noch zur Zeit dem Hertzog erwieſen
hieſſe. Aber die Graͤfin antwortete mit nein. Es waͤ-
re noch weniger/ als ſie Fede ric ſchuldig. Und wann
ein Cavallier von ſeinem Range, und dem ſie das Le-
ben zu dancken/ einen Brieff und eine Scharpe auf
Befehl einer Mutter von ihr empfaͤnge/ habe ſie dar-
um keine uͤbele Nachrede zu gewarten. Das ſchoͤne
Fraͤulein machete einen hoͤflichen Reverenz, und
gieng in ihr Zim̃er/ die Graͤfin aber von Haro eꝛoͤffnete
die gantze Sache ihrem Gemahl/ der gleichfals alles
vor gut befande.

Victoria brach von ihrem Schlaffe ab/ und ſticke-
te mit Silber eine incarnate Scharpe/ fragte aber
darauf ihre Mohrin/ was ſie ihm ſchreiben ſolte. Wie
nun/ ſagte dieſe ſchwartze Sclavin/ die halbe Nacht

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[319/0351] Liebes-Geſchichte. gung ſchlaͤget euch ſolches nicht ab/ es iſt der Wohl- ſtand/ und was ich meiner Frau Mutter ſchuldig bin. Aber weil ſie doch euch verpflichtet um meinetwillen/ ſo wil ich es von ihr fodern/ faſt gewiß/ daß ich ſolches erhalten wil: und ſo ſie es bewilliget/ ſo ſollet ihr mor- gen fruͤh davon Antwort haben/ um euch nach eurem Gefallen dazu zuentſchlieſſen. Victoria muſte hie ab- brechen/ weil die Princeßin von Aſturias ſie ruffete/ alſo hatte nur der Hertzog einen Augenblick noch Zeit ihr Danck zu ſagen. Das Fraͤulein eroͤffnete ihrer Frau Mutter des Hertzogs Anſuchen. Die Graͤfin ware mit der Conduite ihrer Tochter zufrieden; und ließ ihr zu denſelben nicht allein zu veꝛgnuͤgen/ ſondern wolte auch/ daß ſie ihm eine Scharpe von ihrer Libe- rey gaͤbe/ mit eigener Hand ſtickete/ und mit einem honnéten Brieffe uͤberſendete. Victoria, ob ſie ſchon den Willen ihrer Frau Mutter zu folgen gar nicht widerſpenſtig war/ fragte doch/ ob dieſes alles nicht zuviel Gunſt noch zur Zeit dem Hertzog erwieſen hieſſe. Aber die Graͤfin antwortete mit nein. Es waͤ- re noch weniger/ als ſie Fede ric ſchuldig. Und wann ein Cavallier von ſeinem Range, und dem ſie das Le- ben zu dancken/ einen Brieff und eine Scharpe auf Befehl einer Mutter von ihr empfaͤnge/ habe ſie dar- um keine uͤbele Nachrede zu gewarten. Das ſchoͤne Fraͤulein machete einen hoͤflichen Reverenz, und gieng in ihr Zim̃er/ die Graͤfin aber von Haro eꝛoͤffnete die gantze Sache ihrem Gemahl/ der gleichfals alles vor gut befande. Victoria brach von ihrem Schlaffe ab/ und ſticke- te mit Silber eine incarnate Scharpe/ fragte aber darauf ihre Mohrin/ was ſie ihm ſchreiben ſolte. Wie nun/ ſagte dieſe ſchwartze Sclavin/ die halbe Nacht

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Zitationshilfe: Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696, S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/351>, abgerufen am 25.11.2024.