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Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696.

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Die Würckungen
modiret sich nach seiner Zärtligkeit/ und so bald die
Hochzeit vorüber/ suchet er seine junge Gemahlin den
Augen des Hofes zu entziehen/ und sie mit sich in
Bretagne nach Chateau-Briant zu nehmen. Doch
ein öffentliches Fest/ so am Hofe soll gehalten werden/
verhindert ihn/ daß er solches Absehen nicht so fort
vollziehen kan.

König Franciscus I. will mit seiner Gemahlin
der Königin kurtz nach seiner Krönung einen solen-
nen Einzug in Paris halten; diese Zeitung beunruhi-
get den Grafen von Chateau-Briant über die mas-
sen/ weil er nicht leiden kan/ daß die Schönheit seiner
Gemahlin so vieler ihrem Anschauen ausgesetzet sey/
die nur suchen/ Galanterien zu machen. Doch darf er
sich nicht mercken lassen/ dieses solenne Schauspiel
nicht abzuwarten/ damit er nicht wegen seiner allzu-
sorgfältigen Eyfersucht des Hofes Spott werde.

Monsieur von Lantree vermehret seinen Kum-
mer/ als er ihm die Nachricht giebet/ daß die Königin
und Madame von Augouleme ihm gantz freund-
lich befraget/ warum seine neue vermählte Schwester
ihnen noch nicht die Reverentz gemachet. Dieser
Vorwurf geschiehet in der Gräfin Gegenwart/ wel-
che begierig sich am Hofe sehen zu lassen/ ihren Ge-
mahl verweiset/ daß er sie noch nicht zur Königin ge-
hen lassen. Er antwortet ziemlich frostig; sie möge
zu ihr gehen/ wann sie wolte: worauf sie dann auch
diese Visite ableget.

Die Königin empfänget sie mit aller Gnaden-
Bezeugung; wie auch Madame von Angouleme
sie gantz freundlich bewillkommet. Der König kömmt
kurtz darauf in das Zimmer/ von Monsieur Bour-

bon

Die Wuͤrckungen
modiret ſich nach ſeiner Zaͤrtligkeit/ und ſo bald die
Hochzeit voruͤber/ ſuchet er ſeine junge Gemahlin den
Augen des Hofes zu entziehen/ und ſie mit ſich in
Bretagne nach Chateau-Briant zu nehmen. Doch
ein oͤffentliches Feſt/ ſo am Hofe ſoll gehalten werden/
verhindert ihn/ daß er ſolches Abſehen nicht ſo fort
vollziehen kan.

Koͤnig Franciſcus I. will mit ſeiner Gemahlin
der Koͤnigin kurtz nach ſeiner Kroͤnung einen ſolen-
nen Einzug in Paris halten; dieſe Zeitung beunruhi-
get den Grafen von Chateau-Briant uͤber die maſ-
ſen/ weil er nicht leiden kan/ daß die Schoͤnheit ſeiner
Gemahlin ſo vieler ihrem Anſchauen ausgeſetzet ſey/
die nur ſuchen/ Galanterien zu machen. Doch darf er
ſich nicht mercken laſſen/ dieſes ſolenne Schauſpiel
nicht abzuwarten/ damit er nicht wegen ſeiner allzu-
ſorgfaͤltigen Eyferſucht des Hofes Spott werde.

Monſieur von Lantree vermehret ſeinen Kum-
mer/ als er ihm die Nachricht giebet/ daß die Koͤnigin
und Madame von Augouleme ihm gantz freund-
lich befraget/ waꝛum ſeine neue vermaͤhlte Schweſter
ihnen noch nicht die Reverentz gemachet. Dieſer
Vorwurf geſchiehet in der Graͤfin Gegenwart/ wel-
che begierig ſich am Hofe ſehen zu laſſen/ ihren Ge-
mahl verweiſet/ daß er ſie noch nicht zur Koͤnigin ge-
hen laſſen. Er antwortet ziemlich froſtig; ſie moͤge
zu ihr gehen/ wann ſie wolte: worauf ſie dann auch
dieſe Viſite ableget.

Die Koͤnigin empfaͤnget ſie mit aller Gnaden-
Bezeugung; wie auch Madame von Angouleme
ſie gantz freundlich bewillkommet. Der Koͤnig koͤm̃t
kurtz darauf in das Zimmer/ von Monſieur Bour-

bon
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[146/0170] Die Wuͤrckungen modiret ſich nach ſeiner Zaͤrtligkeit/ und ſo bald die Hochzeit voruͤber/ ſuchet er ſeine junge Gemahlin den Augen des Hofes zu entziehen/ und ſie mit ſich in Bretagne nach Chateau-Briant zu nehmen. Doch ein oͤffentliches Feſt/ ſo am Hofe ſoll gehalten werden/ verhindert ihn/ daß er ſolches Abſehen nicht ſo fort vollziehen kan. Koͤnig Franciſcus I. will mit ſeiner Gemahlin der Koͤnigin kurtz nach ſeiner Kroͤnung einen ſolen- nen Einzug in Paris halten; dieſe Zeitung beunruhi- get den Grafen von Chateau-Briant uͤber die maſ- ſen/ weil er nicht leiden kan/ daß die Schoͤnheit ſeiner Gemahlin ſo vieler ihrem Anſchauen ausgeſetzet ſey/ die nur ſuchen/ Galanterien zu machen. Doch darf er ſich nicht mercken laſſen/ dieſes ſolenne Schauſpiel nicht abzuwarten/ damit er nicht wegen ſeiner allzu- ſorgfaͤltigen Eyferſucht des Hofes Spott werde. Monſieur von Lantree vermehret ſeinen Kum- mer/ als er ihm die Nachricht giebet/ daß die Koͤnigin und Madame von Augouleme ihm gantz freund- lich befraget/ waꝛum ſeine neue vermaͤhlte Schweſter ihnen noch nicht die Reverentz gemachet. Dieſer Vorwurf geſchiehet in der Graͤfin Gegenwart/ wel- che begierig ſich am Hofe ſehen zu laſſen/ ihren Ge- mahl verweiſet/ daß er ſie noch nicht zur Koͤnigin ge- hen laſſen. Er antwortet ziemlich froſtig; ſie moͤge zu ihr gehen/ wann ſie wolte: worauf ſie dann auch dieſe Viſite ableget. Die Koͤnigin empfaͤnget ſie mit aller Gnaden- Bezeugung; wie auch Madame von Angouleme ſie gantz freundlich bewillkommet. Der Koͤnig koͤm̃t kurtz darauf in das Zimmer/ von Monſieur Bour- bon

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Zitationshilfe: Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/170>, abgerufen am 24.11.2024.