Bohse, August: Des Frantzöischen Helicons auserlesene Winter-Früchte. [Bd. 1]. Leipzig, 1703.des Königreichs Franckreich. Francisque genennet/ und ein Wurff-Spieß.Jhre gantze Armee habe in eitel Fuß-Volck bestan- den/ und nicht mehr Reuterey dabey gewesen/ als so viel etwan zu Umgebung des Feld-Herrns/ und dessen Ordren auszutragen/ von nöthen gewesen. Die Beute habe man erst nach geendeten Kriege getheilet/ und wäre damit über die massen ehrlich und treu zugegangen. Der Feld-Herr habe darüber nichts disponiret/ auch nicht mehr davon gehabt/ als was sein Lohs ihm zugebracht. So gar/ daß auch König Clodovaeus, so ein grosser König er gewesen/ sich nicht getrauet/ wegen eines güldenen Gefäßes den Ausspruch zu thun/ welches die Sol- daten aus der Kirche zu Reims geraubet/ und Sanct Remigius wiedergefordet/ sondern er habe es ihm erstlich zurück gegeben/ nachdem die gantze Armee darein gewilliget. Die königlichen Einkünffte hätten in einigen Haus- A 5
des Koͤnigreichs Franckreich. Francisque genennet/ und ein Wurff-Spieß.Jhre gantze Armee habe in eitel Fuß-Volck beſtan- den/ und nicht mehr Reuterey dabey geweſen/ als ſo viel etwan zu Umgebung des Feld-Herrns/ und deſſen Ordren auszutragen/ von noͤthen geweſen. Die Beute habe man erſt nach geendeten Kriege getheilet/ und waͤre damit uͤber die maſſen ehrlich und treu zugegangen. Der Feld-Herr habe daruͤber nichts diſponiret/ auch nicht mehr davon gehabt/ als was ſein Lohs ihm zugebracht. So gar/ daß auch Koͤnig Clodovæus, ſo ein groſſer Koͤnig er geweſen/ ſich nicht getrauet/ wegen eines guͤldenen Gefaͤßes den Ausſpruch zu thun/ welches die Sol- daten aus der Kirche zu Reims geraubet/ und Sanct Remigius wiedergefordet/ ſondern er habe es ihm erſtlich zuruͤck gegeben/ nachdem die gantze Armee darein gewilliget. Die koͤniglichen Einkuͤnffte haͤtten in einigen Haus- A 5
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des Koͤnigreichs Franckreich.
Francisque genennet/ und ein Wurff-Spieß.
Jhre gantze Armee habe in eitel Fuß-Volck beſtan-
den/ und nicht mehr Reuterey dabey geweſen/ als ſo
viel etwan zu Umgebung des Feld-Herrns/ und
deſſen Ordren auszutragen/ von noͤthen geweſen.
Die Beute habe man erſt nach geendeten Kriege
getheilet/ und waͤre damit uͤber die maſſen ehrlich
und treu zugegangen. Der Feld-Herr habe daruͤber
nichts diſponiret/ auch nicht mehr davon gehabt/
als was ſein Lohs ihm zugebracht. So gar/ daß
auch Koͤnig Clodovæus, ſo ein groſſer Koͤnig er
geweſen/ ſich nicht getrauet/ wegen eines guͤldenen
Gefaͤßes den Ausſpruch zu thun/ welches die Sol-
daten aus der Kirche zu Reims geraubet/ und
Sanct Remigius wiedergefordet/ ſondern er habe es
ihm erſtlich zuruͤck gegeben/ nachdem die gantze
Armee darein gewilliget.
Die koͤniglichen Einkuͤnffte haͤtten in einigen
Steuren beſtanden/ welche denen Galliern alleine/
und nicht denen Francken/ waͤren auffgeleget wor-
den. Solche Auflagen nun haͤtte man entweder
an baarem Gelde/ oder an Waaren/ nachdem es der
Koͤnig beliebet/ gehoben. Wenn ſie die Aecker
und Laͤndereyen getheilet/ haͤtten ſie denen Koͤni-
gen allezeit die beſten gegeben/ davon ſie ihr koͤni-
gliches Haus meiſtens erhalten. Bey iedweder
ſolcher Laͤnderey waͤre eine groſſe Menge Sclaven
geweſen/ von Ackerleuten/ Weinarbeitern und al-
lerhand Handwerckern/ ſo alle vor den Koͤnig
muͤſſen arbeiten. Die Haͤuſer/ die dazu gewied-
met/ habe man Fiſcal-Haͤuſer genennet/ die alle zur
Haus-
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