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Bohse, August: Des Frantzöischen Helicons auserlesene Winter-Früchte. [Bd. 1]. Leipzig, 1703.

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Denckwürdigkeiten
nien Meister. Allein Graf Julianus jünster Sohn/ den
er dem Califa Murza zum Geisel gegeben/ den An-
schlag auff Spanien auszuüben/ wird zu erst von
den Saracenen ermordet; Julian selbst in ein Ge-
fängniß geworffen/ darinnen er sich ersticht: Seine
geschändete Tochter aber/ wie sie siehet/ daß sie den
Ruin ihres Vaterlandes verursachet/ indem sie ih-
ren Vater zu einer so starcken Rache angefeuert/
stürtzet sich von einem Thurme herunter. p. 321.
Also wird das Reich der Wisigothen, welches ohn-
gefehr dreyhundert Jahr gedauert/ abgebrochen;
der Name abgeschaffet/ und die noch unter dem Jo-
che der Ungläubigen darinnen bleiben/ Muzarabes,
von dem ersten Könige der Araber in Hispanien/
Muza Namens/ genennet.

Die Saracenen, oder so genannten Muzarabes,
dencken nun darauf/ ihre Herrschaft weiter in Gal-
lien
zu erstrecken. Zaman nimmt Narbonne hin-
weg. Gehet nachdem auff Toulouse los. Allein
Hertzog Eudes gehet ihm mit einer Armee entgegen/
und schläget im Jahr 721. die Saracenen sehr
hart/ also daß Zaman selbst mit einem grossen
Theile seines Heeres im Treffen bleibet. p. 323.

Einige Jahre darauffällt Ambiza, Gouverneur
von Spanien in Septimanien ein/ nimmt Carcasso-
ne, Nimes
und das übrige der Provintz bis an den
Rhodanum hinweg. Eudes ist eyfersüchtig we-
gen Carl Martels seiner Macht/ und läßt eini-
ge Zeit die Saracenen nach Gefallen hausen.
Endlich resolviret er sich/ das Joch dieser Ungläubi-
gen von seinem Lande abzuwerffen. Doch durch

ein

Denckwuͤrdigkeiten
nien Meiſter. Allein Graf Julianus juͤnſter Sohn/ den
er dem Califa Murza zum Geiſel gegeben/ den An-
ſchlag auff Spanien auszuuͤben/ wird zu erſt von
den Saracenen ermordet; Julian ſelbſt in ein Ge-
faͤngniß geworffen/ darinnen er ſich erſticht: Seine
geſchaͤndete Tochter aber/ wie ſie ſiehet/ daß ſie den
Ruin ihres Vaterlandes verurſachet/ indem ſie ih-
ren Vater zu einer ſo ſtarcken Rache angefeuert/
ſtuͤrtzet ſich von einem Thurme herunter. p. 321.
Alſo wird das Reich der Wiſigothen, welches ohn-
gefehr dreyhundert Jahr gedauert/ abgebrochen;
der Name abgeſchaffet/ und die noch unter dem Jo-
che der Unglaͤubigen darinnen bleiben/ Muzarabes,
von dem erſten Koͤnige der Araber in Hiſpanien/
Muza Namens/ genennet.

Die Saracenen, oder ſo genannten Muzarabes,
dencken nun darauf/ ihre Herrſchaft weiter in Gal-
lien
zu erſtrecken. Zaman nimmt Narbonne hin-
weg. Gehet nachdem auff Toulouſe los. Allein
Hertzog Eudes gehet ihm mit einer Armée entgegen/
und ſchlaͤget im Jahr 721. die Saracenen ſehr
hart/ alſo daß Zaman ſelbſt mit einem groſſen
Theile ſeines Heeres im Treffen bleibet. p. 323.

Einige Jahre darauffaͤllt Ambiza, Gouverneur
von Spanien in Septimanien ein/ nimmt Carcaſſo-
ne, Nimes
und das uͤbrige der Provintz bis an den
Rhodanum hinweg. Eudes iſt eyferſuͤchtig we-
gen Carl Martels ſeiner Macht/ und laͤßt eini-
ge Zeit die Saracenen nach Gefallen hauſen.
Endlich reſolviret er ſich/ das Joch dieſer Unglaͤubi-
gen von ſeinem Lande abzuwerffen. Doch durch

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[104/0124] Denckwuͤrdigkeiten nien Meiſter. Allein Graf Julianus juͤnſter Sohn/ den er dem Califa Murza zum Geiſel gegeben/ den An- ſchlag auff Spanien auszuuͤben/ wird zu erſt von den Saracenen ermordet; Julian ſelbſt in ein Ge- faͤngniß geworffen/ darinnen er ſich erſticht: Seine geſchaͤndete Tochter aber/ wie ſie ſiehet/ daß ſie den Ruin ihres Vaterlandes verurſachet/ indem ſie ih- ren Vater zu einer ſo ſtarcken Rache angefeuert/ ſtuͤrtzet ſich von einem Thurme herunter. p. 321. Alſo wird das Reich der Wiſigothen, welches ohn- gefehr dreyhundert Jahr gedauert/ abgebrochen; der Name abgeſchaffet/ und die noch unter dem Jo- che der Unglaͤubigen darinnen bleiben/ Muzarabes, von dem erſten Koͤnige der Araber in Hiſpanien/ Muza Namens/ genennet. Die Saracenen, oder ſo genannten Muzarabes, dencken nun darauf/ ihre Herrſchaft weiter in Gal- lien zu erſtrecken. Zaman nimmt Narbonne hin- weg. Gehet nachdem auff Toulouſe los. Allein Hertzog Eudes gehet ihm mit einer Armée entgegen/ und ſchlaͤget im Jahr 721. die Saracenen ſehr hart/ alſo daß Zaman ſelbſt mit einem groſſen Theile ſeines Heeres im Treffen bleibet. p. 323. Einige Jahre darauffaͤllt Ambiza, Gouverneur von Spanien in Septimanien ein/ nimmt Carcaſſo- ne, Nimes und das uͤbrige der Provintz bis an den Rhodanum hinweg. Eudes iſt eyferſuͤchtig we- gen Carl Martels ſeiner Macht/ und laͤßt eini- ge Zeit die Saracenen nach Gefallen hauſen. Endlich reſolviret er ſich/ das Joch dieſer Unglaͤubi- gen von ſeinem Lande abzuwerffen. Doch durch ein

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Zitationshilfe: Bohse, August: Des Frantzöischen Helicons auserlesene Winter-Früchte. [Bd. 1]. Leipzig, 1703, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon01_1703/124>, abgerufen am 06.05.2024.