Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bogatzky, Carl Heinrich von: Güldenes Schatz-Kästlein der Kinder GOttes, deren Schatz im Himmel ist. Halle, 1755.

Bild:
<< vorherige Seite

Der ich in der Höhe und im Heiligthum wohne, und bey denen, so
zerschlagenes und demüthiges Geistes sind, auf daß ich er-
quicke den Geist der Gedemüthigten, und das Herz der Zerschlage-
nen. Ich will nicht immerdar haddern, und nicht ewiglich zürnen,
sondern es soll von meinem Angesicht ein Geist weben, und ich will
Odem machen.
Es. 57, 15. 16. Zu sehr dringen auf empfindliche Freudigkeit,
könte die unrechte hervor bringen, und Blöde noch blöder machen. Manche
Seele ist wie ein Gefässe mit einem sehr engen Halse, da man nur alles ein-
tröpflen muß. Siehst du dich nun bloß, und nichts Guts in dir, Christus be-
deckt dich. Gehe nur zuerst ausser dir, und siehe dich in ihm an; und fühlst du
alsdenn was Guts, Friede, Freude, oder andre Heiligungsgaben, gründe dich
doch nicht darauf, sondern allein auf Christum; so bleibst du ruhig und gewiß.

Ich muß mich, HErr, als Asch, und gar als nichts erkennen;
Ja ich bin weniger, als nur ein Nichts zu nennen;
Und dennoch soll mein Herz dein Haus und Tempel seyn.
O grosse Herrlichkeit! Ach! komm nun, komm herein!
Komm! komm, den matten Geist, mein JEsu, zu erquicken!
Ach! mache mir doch Luft, und laß mich nicht ersticken.

Der ich in der Höhe und im Heiligthum wohne, und bey denen, ſo
zerſchlagenes und demüthiges Geiſtes ſind, auf daß ich er-
quicke den Geiſt der Gedemüthigten, und das Herz der Zerſchlage-
nen. Ich will nicht immerdar haddern, und nicht ewiglich zürnen,
ſondern es ſoll von meinem Angeſicht ein Geiſt weben, und ich will
Odem machen.
Eſ. 57, 15. 16. Zu ſehr dringen auf empfindliche Freudigkeit,
könte die unrechte hervor bringen, und Blöde noch blöder machen. Manche
Seele iſt wie ein Gefäſſe mit einem ſehr engen Halſe, da man nur alles ein-
tröpflen muß. Siehſt du dich nun bloß, und nichts Guts in dir, Chriſtus be-
deckt dich. Gehe nur zuerſt auſſer dir, und ſiehe dich in ihm an; und fühlſt du
alsdenn was Guts, Friede, Freude, oder andre Heiligungsgaben, gründe dich
doch nicht darauf, ſondern allein auf Chriſtum; ſo bleibſt du ruhig und gewiß.

Ich muß mich, HErr, als Aſch, und gar als nichts erkennen;
Ja ich bin weniger, als nur ein Nichts zu nennen;
Und dennoch ſoll mein Herz dein Haus und Tempel ſeyn.
O groſſe Herrlichkeit! Ach! komm nun, komm herein!
Komm! komm, den matten Geiſt, mein JEſu, zu erquicken!
Ach! mache mir doch Luft, und laß mich nicht erſticken.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0068" n="56"/>
        <div n="2">
          <dateline>25. <hi rendition="#aq">Febr.</hi></dateline><lb/>
          <p><hi rendition="#in">D</hi><hi rendition="#fr">er ich in der Höhe und im Heiligthum wohne, und bey denen, &#x017F;o<lb/>
zer&#x017F;chlagenes und demüthiges Gei&#x017F;tes &#x017F;ind, auf daß ich er-<lb/>
quicke den Gei&#x017F;t der Gedemüthigten, und das Herz der Zer&#x017F;chlage-<lb/>
nen. Ich will nicht immerdar haddern, und nicht ewiglich zürnen,<lb/>
&#x017F;ondern es &#x017F;oll von meinem Ange&#x017F;icht ein Gei&#x017F;t weben, und ich will<lb/>
Odem machen.</hi> E&#x017F;. 57, 15. 16. Zu &#x017F;ehr dringen auf empfindliche Freudigkeit,<lb/>
könte die unrechte hervor bringen, und Blöde noch blöder machen. Manche<lb/>
Seele i&#x017F;t wie ein Gefä&#x017F;&#x017F;e mit einem &#x017F;ehr engen Hal&#x017F;e, da man nur alles ein-<lb/>
tröpflen muß. Sieh&#x017F;t du dich nun bloß, und nichts Guts in dir, Chri&#x017F;tus be-<lb/>
deckt dich. Gehe nur zuer&#x017F;t au&#x017F;&#x017F;er dir, und &#x017F;iehe dich in ihm an; und fühl&#x017F;t du<lb/>
alsdenn was Guts, Friede, Freude, oder andre Heiligungsgaben, gründe dich<lb/>
doch nicht darauf, &#x017F;ondern allein auf Chri&#x017F;tum; &#x017F;o bleib&#x017F;t du ruhig und gewiß.</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Ich muß mich, HErr, als A&#x017F;ch, und gar als nichts erkennen;</l><lb/>
            <l>Ja ich bin <hi rendition="#fr">weniger,</hi> als nur ein <hi rendition="#fr">Nichts</hi> zu nennen;</l><lb/>
            <l>Und dennoch &#x017F;oll mein Herz dein Haus und Tempel &#x017F;eyn.</l><lb/>
            <l>O gro&#x017F;&#x017F;e Herrlichkeit! Ach! komm nun, komm herein!</l><lb/>
            <l>Komm! komm, den matten Gei&#x017F;t, mein JE&#x017F;u, zu erquicken!</l><lb/>
            <l>Ach! mache mir doch Luft, und laß mich nicht er&#x017F;ticken.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[56/0068] 25. Febr. Der ich in der Höhe und im Heiligthum wohne, und bey denen, ſo zerſchlagenes und demüthiges Geiſtes ſind, auf daß ich er- quicke den Geiſt der Gedemüthigten, und das Herz der Zerſchlage- nen. Ich will nicht immerdar haddern, und nicht ewiglich zürnen, ſondern es ſoll von meinem Angeſicht ein Geiſt weben, und ich will Odem machen. Eſ. 57, 15. 16. Zu ſehr dringen auf empfindliche Freudigkeit, könte die unrechte hervor bringen, und Blöde noch blöder machen. Manche Seele iſt wie ein Gefäſſe mit einem ſehr engen Halſe, da man nur alles ein- tröpflen muß. Siehſt du dich nun bloß, und nichts Guts in dir, Chriſtus be- deckt dich. Gehe nur zuerſt auſſer dir, und ſiehe dich in ihm an; und fühlſt du alsdenn was Guts, Friede, Freude, oder andre Heiligungsgaben, gründe dich doch nicht darauf, ſondern allein auf Chriſtum; ſo bleibſt du ruhig und gewiß. Ich muß mich, HErr, als Aſch, und gar als nichts erkennen; Ja ich bin weniger, als nur ein Nichts zu nennen; Und dennoch ſoll mein Herz dein Haus und Tempel ſeyn. O groſſe Herrlichkeit! Ach! komm nun, komm herein! Komm! komm, den matten Geiſt, mein JEſu, zu erquicken! Ach! mache mir doch Luft, und laß mich nicht erſticken.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bogatzky_gueldenes_1739
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bogatzky_gueldenes_1739/68
Zitationshilfe: Bogatzky, Carl Heinrich von: Güldenes Schatz-Kästlein der Kinder GOttes, deren Schatz im Himmel ist. Halle, 1755, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bogatzky_gueldenes_1739/68>, abgerufen am 17.07.2024.