Hüte dich, mein Sohn, vor andern (Büchern) mehr. Pred. 12, 12. Seyd begierig nach der vernünftigen lautern Milch, als die itzt gebornen Kindlein, auf daß ihr durch dieselbige zunehmet. 1 Petr. 2, 2. Diese Kindlein sollen nicht hoch herfahren, sondern die Kindersprüchlein von Christo, das ist, das Evangelium als eine Kraft GOttes recht schmecken lernen, das gibt das beste Wachsthum und vergällt die Welt. Denn einem Kinde ist gegen der Mutterbrust alles geringe. Die nun hochfliegende Schrif- ten und seltsame Lieder mehr brauchen, als die Bibel, folgen da nicht dem rechten Geiste.
Falle nur auf hohe Bücher, aber glaube nur auch frey, Du wirst einst noch lernen müssen, was dein Catechismus sey, Fleuch nur immer hoch hinauf, spiegle dich im hohen Wissen, Fleuch nur über andre weg, du wirst schon herunter müssen. GOtt kan gar nichts hohes leiden; Darum geh die Einfalt ein, Setze dich aufs letzte Bänkchen; so wirst du GOtt nahe seyn. Seelen, die dem Ende nah, und nun bald zum Vater gehen, Sieht man in der tiefsten Tief' und in größter Einfalt stehen. Drum so halt in Demuth dich für das schwächst und kleinste Kind! Weil die kleinsten ja der Mutter oft die allerliebsten sind.
14. Maj.
Hüte dich, mein Sohn, vor andern (Büchern) mehr. Pred. 12, 12. Seyd begierig nach der vernünftigen lautern Milch, als die itzt gebornen Kindlein, auf daß ihr durch dieſelbige zunehmet. 1 Petr. 2, 2. Dieſe Kindlein ſollen nicht hoch herfahren, ſondern die Kinderſprüchlein von Chriſto, das iſt, das Evangelium als eine Kraft GOttes recht ſchmecken lernen, das gibt das beſte Wachsthum und vergällt die Welt. Denn einem Kinde iſt gegen der Mutterbruſt alles geringe. Die nun hochfliegende Schrif- ten und ſeltſame Lieder mehr brauchen, als die Bibel, folgen da nicht dem rechten Geiſte.
Falle nur auf hohe Bücher, aber glaube nur auch frey, Du wirſt einſt noch lernen müſſen, was dein Catechiſmus ſey, Fleuch nur immer hoch hinauf, ſpiegle dich im hohen Wiſſen, Fleuch nur über andre weg, du wirſt ſchon herunter müſſen. GOtt kan gar nichts hohes leiden; Darum geh die Einfalt ein, Setze dich aufs letzte Bänkchen; ſo wirſt du GOtt nahe ſeyn. Seelen, die dem Ende nah, und nun bald zum Vater gehen, Sieht man in der tiefſten Tief’ und in größter Einfalt ſtehen. Drum ſo halt in Demuth dich für das ſchwächſt und kleinſte Kind! Weil die kleinſten ja der Mutter oft die allerliebſten ſind.
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14. Maj.
Hüte dich, mein Sohn, vor andern (Büchern) mehr. Pred. 12, 12.
Seyd begierig nach der vernünftigen lautern Milch, als die itzt
gebornen Kindlein, auf daß ihr durch dieſelbige zunehmet. 1 Petr. 2,
2. Dieſe Kindlein ſollen nicht hoch herfahren, ſondern die Kinderſprüchlein
von Chriſto, das iſt, das Evangelium als eine Kraft GOttes recht ſchmecken
lernen, das gibt das beſte Wachsthum und vergällt die Welt. Denn einem
Kinde iſt gegen der Mutterbruſt alles geringe. Die nun hochfliegende Schrif-
ten und ſeltſame Lieder mehr brauchen, als die Bibel, folgen da nicht dem
rechten Geiſte.
Falle nur auf hohe Bücher, aber glaube nur auch frey,
Du wirſt einſt noch lernen müſſen, was dein Catechiſmus ſey,
Fleuch nur immer hoch hinauf, ſpiegle dich im hohen Wiſſen,
Fleuch nur über andre weg, du wirſt ſchon herunter müſſen.
GOtt kan gar nichts hohes leiden; Darum geh die Einfalt ein,
Setze dich aufs letzte Bänkchen; ſo wirſt du GOtt nahe ſeyn.
Seelen, die dem Ende nah, und nun bald zum Vater gehen,
Sieht man in der tiefſten Tief’ und in größter Einfalt ſtehen.
Drum ſo halt in Demuth dich für das ſchwächſt und kleinſte Kind!
Weil die kleinſten ja der Mutter oft die allerliebſten ſind.
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Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
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Bogatzky, Carl Heinrich von: Güldenes Schatz-Kästlein der Kinder GOttes, deren Schatz im Himmel ist. Halle, 1755, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bogatzky_gueldenes_1739/146>, abgerufen am 16.02.2025.
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