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Bogatzky, Carl Heinrich von: Güldenes Schatz-Kästlein der Kinder GOttes, deren Schatz im Himmel ist. Halle, 1755.

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Eure Lindigkeit lasset kund seyn allen Menschen. Phil. 4, 5. (Denn)
die Liebe bessert.
1. Cor. 8, 1. Wenn du andere bestrafest, und so haben
wilst, wie du bist; prüfe, ob es aus Bekehrsucht, Parteiligkeit, Ungeduld, Ei-
gensinn, oder aus Liebe herkommt, u. ob du vor oder auch hernach herzlich be-
test. Wer da siehet, wie GOtt mit ihm, als dem schwächsten Kinde, so gelinde
und zärtlich umgeht, der ist auch gegen alle andere gelinde, und denkt: Wenn
auch niemand mit andern Geduld hat, so muß ich sie doch haben:

seufzet daher: Schenke mir den sanften Geist, der nur Lindigkeit beweis't.

Folge du der Liebe Spur: Denn die Liebe bessert nur,
Strafe darum in der Liebe, nicht im falschen Eifertriebe:
Denn dis macht nur Bitterkeit. Strafe mit Bescheidenheit:
So wirst du vielmehr gewinnen, und dein Freund wird sich besinnen.
Strafen aber muß man wol, wo man herzlich lieben soll;
Denn läßt man den Nächsten stehen, und so in der Irre gehen,
So ist Menschenfurcht sehr nah, und gar wenig Liebe da.
Doch der andre soll auch hören: Denn uns kan ein Kind oft lehren;
Wenn es gleich schon harte scheint, ist es doch wol gut gemeint.
Thut es weh, machts viele Schmerzen, o so steckt noch viel im Herzen:
Also ist, das glaube mir, nur vielmehr die Härt' in dir.
G

Eure Lindigkeit laſſet kund ſeyn allen Menſchen. Phil. 4, 5. (Denn)
die Liebe beſſert.
1. Cor. 8, 1. Wenn du andere beſtrafeſt, und ſo haben
wilſt, wie du biſt; prüfe, ob es aus Bekehrſucht, Parteiligkeit, Ungeduld, Ei-
genſinn, oder aus Liebe herkommt, u. ob du vor oder auch hernach herzlich be-
teſt. Wer da ſiehet, wie GOtt mit ihm, als dem ſchwächſten Kinde, ſo gelinde
und zärtlich umgeht, der iſt auch gegen alle andere gelinde, und denkt: Wenn
auch niemand mit andern Geduld hat, ſo muß ich ſie doch haben:

ſeufzet daher: Schenke mir den ſanften Geiſt, der nur Lindigkeit beweiſ’t.

Folge du der Liebe Spur: Denn die Liebe beſſert nur,
Strafe darum in der Liebe, nicht im falſchen Eifertriebe:
Denn dis macht nur Bitterkeit. Strafe mit Beſcheidenheit:
So wirſt du vielmehr gewinnen, und dein Freund wird ſich beſinnen.
Strafen aber muß man wol, wo man herzlich lieben ſoll;
Denn läßt man den Nächſten ſtehen, und ſo in der Irre gehen,
So iſt Menſchenfurcht ſehr nah, und gar wenig Liebe da.
Doch der andre ſoll auch hören: Denn uns kan ein Kind oft lehren;
Wenn es gleich ſchon harte ſcheint, iſt es doch wol gut gemeint.
Thut es weh, machts viele Schmerzen, o ſo ſteckt noch viel im Herzen:
Alſo iſt, das glaube mir, nur vielmehr die Härt’ in dir.
G
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[97/0109] 7. April. Eure Lindigkeit laſſet kund ſeyn allen Menſchen. Phil. 4, 5. (Denn) die Liebe beſſert. 1. Cor. 8, 1. Wenn du andere beſtrafeſt, und ſo haben wilſt, wie du biſt; prüfe, ob es aus Bekehrſucht, Parteiligkeit, Ungeduld, Ei- genſinn, oder aus Liebe herkommt, u. ob du vor oder auch hernach herzlich be- teſt. Wer da ſiehet, wie GOtt mit ihm, als dem ſchwächſten Kinde, ſo gelinde und zärtlich umgeht, der iſt auch gegen alle andere gelinde, und denkt: Wenn auch niemand mit andern Geduld hat, ſo muß ich ſie doch haben: ſeufzet daher: Schenke mir den ſanften Geiſt, der nur Lindigkeit beweiſ’t. Folge du der Liebe Spur: Denn die Liebe beſſert nur, Strafe darum in der Liebe, nicht im falſchen Eifertriebe: Denn dis macht nur Bitterkeit. Strafe mit Beſcheidenheit: So wirſt du vielmehr gewinnen, und dein Freund wird ſich beſinnen. Strafen aber muß man wol, wo man herzlich lieben ſoll; Denn läßt man den Nächſten ſtehen, und ſo in der Irre gehen, So iſt Menſchenfurcht ſehr nah, und gar wenig Liebe da. Doch der andre ſoll auch hören: Denn uns kan ein Kind oft lehren; Wenn es gleich ſchon harte ſcheint, iſt es doch wol gut gemeint. Thut es weh, machts viele Schmerzen, o ſo ſteckt noch viel im Herzen: Alſo iſt, das glaube mir, nur vielmehr die Härt’ in dir. G

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Zitationshilfe: Bogatzky, Carl Heinrich von: Güldenes Schatz-Kästlein der Kinder GOttes, deren Schatz im Himmel ist. Halle, 1755, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bogatzky_gueldenes_1739/109>, abgerufen am 21.11.2024.