Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bogatzky, Carl Heinrich von: Güldenes Schatz-Kästlein der Kinder GOttes, deren Schatz im Himmel ist. Halle, 1755.

Bild:
<< vorherige Seite

Euch aber, die ihr meinen Namen fürchtet, soll aufgehen die Sonne
der Gerechtigkeit, und Heil unter desselben Flügeln, und ihr sollet
aus-und eingehen, und zunehmen wie die Mastkälber.
Malach. 4, 2.
So du gläuben würdest, du soltest die Herrlichkeit GOttes sehen.
Joh. 11, 40. Der Glaube hoffet, da nichts zu hoffen und zu sehen ist:
Röm. 4, 18. Wer nun mit seiner Vernunft alles vorher sehen und begreifen
will, der hindert sich, daß er von der Gnadensonne nicht erleuchtet wird, und
recht im Glauben sehen lernt. Unglaube aller Sünden Quell! wer glaubts?
fragt man hundert: Hast du Glauben? Jeder sagt: Ja; und hat nicht den
Anfang davon, nemlich Hunger und Durst nach der Gerechtigkeit, ja kein
zerbrochen Herz, indem GOtt erst Glauben wirket, hat auch nicht drum ge-
betet: nun sagt aber Luth. bitte GOtt um Glauben, sonst bleibest du ewig
ohne Glauben. HErr, ich habe drum gebeten, und bitte noch, also hab ich ihn.

Geh' auf, o Gnadensonn, und offenbare dich,
Gib einen hellen Blick aus deinem Liebesherzen:
Ich bin noch blind an dir, komm, komm erleuchte mich,
Verkläre dich in mir, zünd an des Glaubens Kerzen,
Und laß, o Lieb', in dir, von allen meinen Sünden
Mich Rettung, Heil und Schutz, und Seelenweide finden.

Euch aber, die ihr meinen Namen fürchtet, ſoll aufgehen die Sonne
der Gerechtigkeit, und Heil unter deſſelben Flügeln, und ihr ſollet
aus-und eingehen, und zunehmen wie die Maſtkälber.
Malach. 4, 2.
So du gläuben würdeſt, du ſolteſt die Herrlichkeit GOttes ſehen.
Joh. 11, 40. Der Glaube hoffet, da nichts zu hoffen und zu ſehen iſt:
Röm. 4, 18. Wer nun mit ſeiner Vernunft alles vorher ſehen und begreifen
will, der hindert ſich, daß er von der Gnadenſonne nicht erleuchtet wird, und
recht im Glauben ſehen lernt. Unglaube aller Sünden Quell! wer glaubts?
fragt man hundert: Haſt du Glauben? Jeder ſagt: Ja; und hat nicht den
Anfang davon, nemlich Hunger und Durſt nach der Gerechtigkeit, ja kein
zerbrochen Herz, indem GOtt erſt Glauben wirket, hat auch nicht drum ge-
betet: nun ſagt aber Luth. bitte GOtt um Glauben, ſonſt bleibeſt du ewig
ohne Glauben. HErr, ich habe drum gebeten, und bitte noch, alſo hab ich ihn.

Geh’ auf, o Gnadenſonn, und offenbare dich,
Gib einen hellen Blick aus deinem Liebesherzen:
Ich bin noch blind an dir, komm, komm erleuchte mich,
Verkläre dich in mir, zünd an des Glaubens Kerzen,
Und laß, o Lieb’, in dir, von allen meinen Sünden
Mich Rettung, Heil und Schutz, und Seelenweide finden.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0108" n="96"/>
        <div n="2">
          <dateline>6. <hi rendition="#aq">April.</hi></dateline><lb/>
          <p><hi rendition="#in">E</hi><hi rendition="#fr">uch aber, die ihr meinen Namen fürchtet, &#x017F;oll aufgehen die Sonne<lb/>
der Gerechtigkeit, und Heil unter de&#x017F;&#x017F;elben Flügeln, und ihr &#x017F;ollet<lb/>
aus-und eingehen, und zunehmen wie die Ma&#x017F;tkälber.</hi> Malach. 4, 2.<lb/><hi rendition="#fr">So du gläuben würde&#x017F;t, du &#x017F;olte&#x017F;t die Herrlichkeit GOttes &#x017F;ehen.</hi><lb/>
Joh. 11, 40. <hi rendition="#fr">Der Glaube hoffet, da nichts zu hoffen und zu &#x017F;ehen i&#x017F;t:</hi><lb/>
Röm. 4, 18. Wer nun mit &#x017F;einer Vernunft alles vorher &#x017F;ehen und begreifen<lb/>
will, der hindert &#x017F;ich, daß er von der Gnaden&#x017F;onne nicht erleuchtet wird, und<lb/>
recht im Glauben &#x017F;ehen lernt. Unglaube aller Sünden Quell! wer glaubts?<lb/>
fragt man hundert: Ha&#x017F;t du Glauben? Jeder &#x017F;agt: Ja; und hat nicht den<lb/>
Anfang davon, nemlich Hunger und Dur&#x017F;t nach der Gerechtigkeit, ja kein<lb/>
zerbrochen Herz, indem GOtt er&#x017F;t Glauben wirket, hat auch nicht drum ge-<lb/>
betet: nun &#x017F;agt aber <hi rendition="#fr">Luth.</hi> bitte GOtt um Glauben, &#x017F;on&#x017F;t bleibe&#x017F;t du ewig<lb/>
ohne Glauben. HErr, ich habe drum gebeten, und bitte noch, al&#x017F;o hab ich ihn.</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Geh&#x2019; auf, o Gnaden&#x017F;onn, und offenbare dich,</l><lb/>
            <l>Gib einen hellen Blick aus deinem Liebesherzen:</l><lb/>
            <l>Ich bin noch blind an dir, komm, komm erleuchte mich,</l><lb/>
            <l>Verkläre dich in mir, zünd an des Glaubens Kerzen,</l><lb/>
            <l>Und laß, o Lieb&#x2019;, in dir, von <hi rendition="#fr">allen</hi> meinen Sünden</l><lb/>
            <l>Mich Rettung, Heil und Schutz, und Seelenweide finden.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[96/0108] 6. April. Euch aber, die ihr meinen Namen fürchtet, ſoll aufgehen die Sonne der Gerechtigkeit, und Heil unter deſſelben Flügeln, und ihr ſollet aus-und eingehen, und zunehmen wie die Maſtkälber. Malach. 4, 2. So du gläuben würdeſt, du ſolteſt die Herrlichkeit GOttes ſehen. Joh. 11, 40. Der Glaube hoffet, da nichts zu hoffen und zu ſehen iſt: Röm. 4, 18. Wer nun mit ſeiner Vernunft alles vorher ſehen und begreifen will, der hindert ſich, daß er von der Gnadenſonne nicht erleuchtet wird, und recht im Glauben ſehen lernt. Unglaube aller Sünden Quell! wer glaubts? fragt man hundert: Haſt du Glauben? Jeder ſagt: Ja; und hat nicht den Anfang davon, nemlich Hunger und Durſt nach der Gerechtigkeit, ja kein zerbrochen Herz, indem GOtt erſt Glauben wirket, hat auch nicht drum ge- betet: nun ſagt aber Luth. bitte GOtt um Glauben, ſonſt bleibeſt du ewig ohne Glauben. HErr, ich habe drum gebeten, und bitte noch, alſo hab ich ihn. Geh’ auf, o Gnadenſonn, und offenbare dich, Gib einen hellen Blick aus deinem Liebesherzen: Ich bin noch blind an dir, komm, komm erleuchte mich, Verkläre dich in mir, zünd an des Glaubens Kerzen, Und laß, o Lieb’, in dir, von allen meinen Sünden Mich Rettung, Heil und Schutz, und Seelenweide finden.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bogatzky_gueldenes_1739
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bogatzky_gueldenes_1739/108
Zitationshilfe: Bogatzky, Carl Heinrich von: Güldenes Schatz-Kästlein der Kinder GOttes, deren Schatz im Himmel ist. Halle, 1755, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bogatzky_gueldenes_1739/108>, abgerufen am 17.07.2024.