Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 6. Paris, 1834.

Bild:
<< vorherige Seite

kraten, und um beiden auszuweichen, muß er zugleich
vorwärts und rückwärts gehen.

Um den Demokraten zu gefallen sagt Heine:
Die Jesuitisch-Aristokratische-Parthei in Deutschland
verläumde und verfolge ihn, weil er dem Absolutismus
kühn, die Stirne biete. Dann um den Aristokraten
zu gefallen sagt er: er habe dem Jakobinismus kühn
die Stirne geboten; er sei ein guter Royalist und
werde ewig monarchisch gesinnt bleiben; in einem
Pariser Putzladen, wo er vorigen Sommer bekannt
war, sei er unter den acht Putzmachermädchen mit
ihren acht Liebhabern -- alle sechszehen von höchst
gefährlicher republikanischer Gesinnung -- der einzige
Royalist gewesen, und darum stünden ihm die Demo¬
kraten nach dem Leben. Ganz wörtlich sagt er:
"Ich bin bei Gott! kein Republikaner, ich weiß
"wenn die Republikaner siegen, so schneiden
"sie mir die Kehle ab." Ferner. "Wenn die
"Insurrektion vom 5. Juni nicht scheiterte, wäre
"es ihnen leicht gelungen, mir den Tod zu be¬
"reiten, den sie mir zugedacht: Ich verzeihe
"ihnen gerne diese Narrheit." Ich nicht. Republi¬
kaner die solche Narren wären, daß sie Heine
glaubten aus dem Wege räumen zu müssen um ihr
Ziel zu erreichen, die gehörten in das Tollhaus.

kraten, und um beiden auszuweichen, muß er zugleich
vorwärts und rückwärts gehen.

Um den Demokraten zu gefallen ſagt Heine:
Die Jeſuitiſch-Ariſtokratiſche-Parthei in Deutſchland
verläumde und verfolge ihn, weil er dem Abſolutismus
kühn, die Stirne biete. Dann um den Ariſtokraten
zu gefallen ſagt er: er habe dem Jakobinismus kühn
die Stirne geboten; er ſei ein guter Royaliſt und
werde ewig monarchiſch geſinnt bleiben; in einem
Pariſer Putzladen, wo er vorigen Sommer bekannt
war, ſei er unter den acht Putzmachermädchen mit
ihren acht Liebhabern — alle ſechszehen von höchſt
gefährlicher republikaniſcher Geſinnung — der einzige
Royaliſt geweſen, und darum ſtünden ihm die Demo¬
kraten nach dem Leben. Ganz wörtlich ſagt er:
Ich bin bei Gott! kein Republikaner, ich weiß
wenn die Republikaner ſiegen, ſo ſchneiden
ſie mir die Kehle ab.“ Ferner. „Wenn die
„Inſurrektion vom 5. Juni nicht ſcheiterte, wäre
„es ihnen leicht gelungen, mir den Tod zu be¬
reiten, den ſie mir zugedacht: Ich verzeihe
„ihnen gerne dieſe Narrheit.“ Ich nicht. Republi¬
kaner die ſolche Narren wären, daß ſie Heine
glaubten aus dem Wege räumen zu müſſen um ihr
Ziel zu erreichen, die gehörten in das Tollhaus.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0154" n="142"/>
kraten, und um beiden auszuweichen, muß er zugleich<lb/>
vorwärts und rückwärts gehen.</p><lb/>
          <p>Um den Demokraten zu gefallen &#x017F;agt Heine:<lb/>
Die Je&#x017F;uiti&#x017F;ch-Ari&#x017F;tokrati&#x017F;che-Parthei in Deut&#x017F;chland<lb/>
verläumde und verfolge ihn, weil er dem Ab&#x017F;olutismus<lb/>
kühn, die Stirne biete. Dann um den Ari&#x017F;tokraten<lb/>
zu gefallen &#x017F;agt er: er habe dem Jakobinismus kühn<lb/>
die Stirne geboten; er &#x017F;ei ein guter Royali&#x017F;t und<lb/>
werde ewig monarchi&#x017F;ch ge&#x017F;innt bleiben; in einem<lb/>
Pari&#x017F;er Putzladen, wo er vorigen Sommer bekannt<lb/>
war, &#x017F;ei er unter den acht Putzmachermädchen mit<lb/>
ihren acht Liebhabern &#x2014; alle &#x017F;echszehen von höch&#x017F;t<lb/>
gefährlicher republikani&#x017F;cher Ge&#x017F;innung &#x2014; der einzige<lb/>
Royali&#x017F;t gewe&#x017F;en, und darum &#x017F;tünden ihm die Demo¬<lb/>
kraten nach dem Leben. Ganz wörtlich &#x017F;agt er:<lb/>
&#x201E;<hi rendition="#g">Ich bin bei Gott</hi>! kein Republikaner, ich weiß<lb/>
&#x201E;<hi rendition="#g">wenn die Republikaner &#x017F;iegen</hi>, <hi rendition="#g">&#x017F;o &#x017F;chneiden</hi><lb/>
&#x201E;<hi rendition="#g">&#x017F;ie mir die Kehle ab</hi>.&#x201C; Ferner. &#x201E;Wenn die<lb/>
&#x201E;In&#x017F;urrektion vom 5. Juni nicht &#x017F;cheiterte, wäre<lb/>
&#x201E;es ihnen leicht gelungen, <hi rendition="#g">mir den Tod zu be¬</hi><lb/>
&#x201E;<hi rendition="#g">reiten</hi>, <hi rendition="#g">den &#x017F;ie mir zugedacht</hi>: Ich verzeihe<lb/>
&#x201E;ihnen gerne die&#x017F;e Narrheit.&#x201C; Ich nicht. Republi¬<lb/>
kaner die &#x017F;olche Narren wären, daß &#x017F;ie Heine<lb/>
glaubten aus dem Wege räumen zu mü&#x017F;&#x017F;en um ihr<lb/>
Ziel zu erreichen, die gehörten in das Tollhaus.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[142/0154] kraten, und um beiden auszuweichen, muß er zugleich vorwärts und rückwärts gehen. Um den Demokraten zu gefallen ſagt Heine: Die Jeſuitiſch-Ariſtokratiſche-Parthei in Deutſchland verläumde und verfolge ihn, weil er dem Abſolutismus kühn, die Stirne biete. Dann um den Ariſtokraten zu gefallen ſagt er: er habe dem Jakobinismus kühn die Stirne geboten; er ſei ein guter Royaliſt und werde ewig monarchiſch geſinnt bleiben; in einem Pariſer Putzladen, wo er vorigen Sommer bekannt war, ſei er unter den acht Putzmachermädchen mit ihren acht Liebhabern — alle ſechszehen von höchſt gefährlicher republikaniſcher Geſinnung — der einzige Royaliſt geweſen, und darum ſtünden ihm die Demo¬ kraten nach dem Leben. Ganz wörtlich ſagt er: „Ich bin bei Gott! kein Republikaner, ich weiß „wenn die Republikaner ſiegen, ſo ſchneiden „ſie mir die Kehle ab.“ Ferner. „Wenn die „Inſurrektion vom 5. Juni nicht ſcheiterte, wäre „es ihnen leicht gelungen, mir den Tod zu be¬ „reiten, den ſie mir zugedacht: Ich verzeihe „ihnen gerne dieſe Narrheit.“ Ich nicht. Republi¬ kaner die ſolche Narren wären, daß ſie Heine glaubten aus dem Wege räumen zu müſſen um ihr Ziel zu erreichen, die gehörten in das Tollhaus.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris06_1834
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris06_1834/154
Zitationshilfe: Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 6. Paris, 1834, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris06_1834/154>, abgerufen am 23.11.2024.