Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 4. Offenbach, 1833.ihrer vergebenen List. Das Vaterland herabwürdi¬ Gestern las ich wieder in hiesigen Blättern ihrer vergebenen Liſt. Das Vaterland herabwürdi¬ Geſtern las ich wieder in hieſigen Blättern <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0092" n="78"/> ihrer vergebenen Liſt. Das Vaterland herabwürdi¬<lb/> gen! Deutſches Volk beſchimpfen! Hätte ich wirk¬<lb/> lich gethan, was ſie durch ihre Ausrufer mich be¬<lb/> ſchuldigen laſſen — die Hände küßten ſie mir dafür!<lb/> Vaterland, Volk, Ehre, Schande, das ſind den Ari¬<lb/> ſtokraten nur mythologiſche Geſchöpfe, und ſie hätten<lb/> mich glücklichen Jäger bewundert, dem ſolche Fabel¬<lb/> thiere einmal wirklich in den Schuß gekommen, und<lb/> der ſie getroffen und dann abgethan. Ihr Vater¬<lb/> land iſt der Hof; ihre Ehre iſt in der Unterwürfig¬<lb/> keit des Volks; ihre Schande in deſſen Freiheit, und<lb/> das Volk iſt nichts, ein Stuhl, ein Tiſch, ein Ofen,<lb/> das man weder ſchänden noch ehren kann. Vor<lb/><hi rendition="#g">ſolchen</hi> Menſchen ſoll ich mich fürchten? Sie,<lb/> ohne Herz und ohne Gott, was vermögen ſie <hi rendition="#g">mir</hi><lb/> gegenüber, der ich liebe und glaube? Mit einem<lb/> einzigen Worte durchbreche ich den Nebel ihrer Ver¬<lb/> läumdungen; mit einer einzigen Zeile zünde ich ihre<lb/> Lügenbände an, und verbrenne ſie zu Aſche. Ich<lb/> erwarte ſie, wenn ich nach Deutſchland komme.</p><lb/> <p>Geſtern las ich wieder in hieſigen Blättern<lb/> von Mauthzerſtörungen im Heſſiſchen, ich weiß aber<lb/> nicht, ob das die alten oder neuen Geſchichten ſind.<lb/> Indeſſen wahrſcheinlich das Erſtere, da Sie mir in<lb/> Ihren letzten Briefen von keinen ſpätern Vorfällen<lb/> ſchreiben. Das ſind recht traurige Verhältniſſe, und<lb/> am traurigſten iſt, daß ſich die Regierungen nicht zu<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [78/0092]
ihrer vergebenen Liſt. Das Vaterland herabwürdi¬
gen! Deutſches Volk beſchimpfen! Hätte ich wirk¬
lich gethan, was ſie durch ihre Ausrufer mich be¬
ſchuldigen laſſen — die Hände küßten ſie mir dafür!
Vaterland, Volk, Ehre, Schande, das ſind den Ari¬
ſtokraten nur mythologiſche Geſchöpfe, und ſie hätten
mich glücklichen Jäger bewundert, dem ſolche Fabel¬
thiere einmal wirklich in den Schuß gekommen, und
der ſie getroffen und dann abgethan. Ihr Vater¬
land iſt der Hof; ihre Ehre iſt in der Unterwürfig¬
keit des Volks; ihre Schande in deſſen Freiheit, und
das Volk iſt nichts, ein Stuhl, ein Tiſch, ein Ofen,
das man weder ſchänden noch ehren kann. Vor
ſolchen Menſchen ſoll ich mich fürchten? Sie,
ohne Herz und ohne Gott, was vermögen ſie mir
gegenüber, der ich liebe und glaube? Mit einem
einzigen Worte durchbreche ich den Nebel ihrer Ver¬
läumdungen; mit einer einzigen Zeile zünde ich ihre
Lügenbände an, und verbrenne ſie zu Aſche. Ich
erwarte ſie, wenn ich nach Deutſchland komme.
Geſtern las ich wieder in hieſigen Blättern
von Mauthzerſtörungen im Heſſiſchen, ich weiß aber
nicht, ob das die alten oder neuen Geſchichten ſind.
Indeſſen wahrſcheinlich das Erſtere, da Sie mir in
Ihren letzten Briefen von keinen ſpätern Vorfällen
ſchreiben. Das ſind recht traurige Verhältniſſe, und
am traurigſten iſt, daß ſich die Regierungen nicht zu
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