Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 4. Offenbach, 1833.nicht die Anmaßung des Widerspruchs herausfordern Dritte Grundlehre. A chacun selon sa ca¬ nicht die Anmaßung des Widerſpruchs herausfordern Dritte Grundlehre. A chacun selon sa ca¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0032" n="18"/> nicht die Anmaßung des Widerſpruchs herausfordern<lb/> ſollte. Nicht die Vernunft iſt auf der Seite der<lb/> Gleichheit, ſondern auf der Seite der Ungleichheit iſt<lb/> der Wahnſinn. Aber der Vernunft ziemt es nicht,<lb/> dem Wahnſinn entgegen zu treten, ihm den Weg zu<lb/> verſperren; ſondern ſie ſoll warten bis er herbei<lb/> kömmt, bis er losbricht. Dann ſoll ſie ihn beſpre¬<lb/> chen, heilen, und wenn er ſich unheilbar zeigt, ihn<lb/> an die Kette legen und unſchädlich machen. Jedes<lb/> Wort, noch ferner gegen den Adel geſprochen, iſt ein<lb/> Schwertſtreich dem Schlachtfelde entzogen; die Zeit<lb/> des Redens iſt vorüber.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Dritte Grundlehre</hi>. <hi rendition="#aq">A chacun selon sa ca¬<lb/> pacité, à chaque capacité selon ses oeuvres.</hi> Eine<lb/> heilloſe Irrlehre! Die Wahrheit iſt ganz auf der entge¬<lb/> gengeſetzten Seite. <hi rendition="#g">Jemehr Verdienſt</hi>, <hi rendition="#g">je weni¬<lb/> ger Lohn</hi>; das iſt die Regel der Vernunft. <hi rendition="#g">Verdienſt</hi><lb/> iſt die reine Vorausbezahlung, welche die Natur ſol¬<lb/> chen Menſchen leiſtet, denen ſie vertraut, und der,<lb/> dem ſie geworden, hat keinen weitern Lohn zu for¬<lb/> dern. Bezahlung werde dem Verdienſtloſen, der nichts<lb/> von der Natur geerbt. „<hi rendition="#g">Jeder Capacität nach<lb/> ihren Werken</hi>,“ iſt auch falſch. Was der Menſch<lb/><hi rendition="#g">iſt</hi>, beſtimmt ſeinen Werth, und alſo ſeinen Preiß,<lb/> nicht das, was er <hi rendition="#g">thut</hi>. Iſt das, was er thut ſei¬<lb/> ner Natur gemäß, iſt es blos Lebensäußerung, Selbſt¬<lb/> erhaltungstrieb, und er hat dafür keinen Lohn zu for¬<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [18/0032]
nicht die Anmaßung des Widerſpruchs herausfordern
ſollte. Nicht die Vernunft iſt auf der Seite der
Gleichheit, ſondern auf der Seite der Ungleichheit iſt
der Wahnſinn. Aber der Vernunft ziemt es nicht,
dem Wahnſinn entgegen zu treten, ihm den Weg zu
verſperren; ſondern ſie ſoll warten bis er herbei
kömmt, bis er losbricht. Dann ſoll ſie ihn beſpre¬
chen, heilen, und wenn er ſich unheilbar zeigt, ihn
an die Kette legen und unſchädlich machen. Jedes
Wort, noch ferner gegen den Adel geſprochen, iſt ein
Schwertſtreich dem Schlachtfelde entzogen; die Zeit
des Redens iſt vorüber.
Dritte Grundlehre. A chacun selon sa ca¬
pacité, à chaque capacité selon ses oeuvres. Eine
heilloſe Irrlehre! Die Wahrheit iſt ganz auf der entge¬
gengeſetzten Seite. Jemehr Verdienſt, je weni¬
ger Lohn; das iſt die Regel der Vernunft. Verdienſt
iſt die reine Vorausbezahlung, welche die Natur ſol¬
chen Menſchen leiſtet, denen ſie vertraut, und der,
dem ſie geworden, hat keinen weitern Lohn zu for¬
dern. Bezahlung werde dem Verdienſtloſen, der nichts
von der Natur geerbt. „Jeder Capacität nach
ihren Werken,“ iſt auch falſch. Was der Menſch
iſt, beſtimmt ſeinen Werth, und alſo ſeinen Preiß,
nicht das, was er thut. Iſt das, was er thut ſei¬
ner Natur gemäß, iſt es blos Lebensäußerung, Selbſt¬
erhaltungstrieb, und er hat dafür keinen Lohn zu for¬
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |