Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 3. Paris, 1833.

Bild:
<< vorherige Seite

wie alle Deutsche, die Livree des Grafen von
Münch-Bellinghausen. Man hätte mich als
einen Schriftsteller, als einen Redner beur¬
theilt; man hätte mich, nachdem ich gut oder
schlecht gesprochen, wie einen Schauspieler be¬
klatscht oder ausgepfiffen. Da stockt das Blut,
da steht die Zunge still. Mag sich schämen,
wem es zukömmt. Arndt wäre freilich nicht
in Verlegenheit gekommen. Er hätte gespro¬
chen von den Sygambern und Cheruskern,
von den Katten und Franken, von Allemanen,
Friesen, Chaucern, Vandalen, Burgundionen,
Quaden, Markomanen, Bojoariern, Hermun¬
duren und Teutonen. Er hätte gesprochen --
von Gauen, von Hermann dem Cherusker, vom
Teutoburger Wald, von Marobodäus und den
Hohenstaufen. Aber ich bin nicht Arndt. Ich
kenne nur die Deutschen des Regensburger
Reichstags und des Wiener Friedens, und die
sind nicht weit her.

wie alle Deutſche, die Livree des Grafen von
Muͤnch-Bellinghauſen. Man haͤtte mich als
einen Schriftſteller, als einen Redner beur¬
theilt; man haͤtte mich, nachdem ich gut oder
ſchlecht geſprochen, wie einen Schauſpieler be¬
klatſcht oder ausgepfiffen. Da ſtockt das Blut,
da ſteht die Zunge ſtill. Mag ſich ſchaͤmen,
wem es zukoͤmmt. Arndt waͤre freilich nicht
in Verlegenheit gekommen. Er haͤtte geſpro¬
chen von den Sygambern und Cheruskern,
von den Katten und Franken, von Allemanen,
Frieſen, Chaucern, Vandalen, Burgundionen,
Quaden, Markomanen, Bojoariern, Hermun¬
duren und Teutonen. Er haͤtte geſprochen —
von Gauen, von Hermann dem Cherusker, vom
Teutoburger Wald, von Marobodaͤus und den
Hohenſtaufen. Aber ich bin nicht Arndt. Ich
kenne nur die Deutſchen des Regensburger
Reichstags und des Wiener Friedens, und die
ſind nicht weit her.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0290" n="276"/>
wie alle Deut&#x017F;che, die Livree des Grafen von<lb/>
Mu&#x0364;nch-Bellinghau&#x017F;en. Man ha&#x0364;tte mich als<lb/>
einen Schrift&#x017F;teller, als einen Redner beur¬<lb/>
theilt; man ha&#x0364;tte mich, nachdem ich gut oder<lb/>
&#x017F;chlecht ge&#x017F;prochen, wie einen Schau&#x017F;pieler be¬<lb/>
klat&#x017F;cht oder ausgepfiffen. Da &#x017F;tockt das Blut,<lb/>
da &#x017F;teht die Zunge &#x017F;till. Mag &#x017F;ich &#x017F;cha&#x0364;men,<lb/>
wem es zuko&#x0364;mmt. Arndt wa&#x0364;re freilich nicht<lb/>
in Verlegenheit gekommen. Er ha&#x0364;tte ge&#x017F;pro¬<lb/>
chen von den Sygambern und Cheruskern,<lb/>
von den Katten und Franken, von Allemanen,<lb/>
Frie&#x017F;en, Chaucern, Vandalen, Burgundionen,<lb/>
Quaden, Markomanen, Bojoariern, Hermun¬<lb/>
duren und Teutonen. Er ha&#x0364;tte ge&#x017F;prochen &#x2014;<lb/>
von Gauen, von Hermann dem Cherusker, vom<lb/>
Teutoburger Wald, von Maroboda&#x0364;us und den<lb/>
Hohen&#x017F;taufen. Aber ich bin nicht Arndt. Ich<lb/>
kenne nur die Deut&#x017F;chen des Regensburger<lb/>
Reichstags und des Wiener Friedens, und die<lb/>
&#x017F;ind nicht weit her.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[276/0290] wie alle Deutſche, die Livree des Grafen von Muͤnch-Bellinghauſen. Man haͤtte mich als einen Schriftſteller, als einen Redner beur¬ theilt; man haͤtte mich, nachdem ich gut oder ſchlecht geſprochen, wie einen Schauſpieler be¬ klatſcht oder ausgepfiffen. Da ſtockt das Blut, da ſteht die Zunge ſtill. Mag ſich ſchaͤmen, wem es zukoͤmmt. Arndt waͤre freilich nicht in Verlegenheit gekommen. Er haͤtte geſpro¬ chen von den Sygambern und Cheruskern, von den Katten und Franken, von Allemanen, Frieſen, Chaucern, Vandalen, Burgundionen, Quaden, Markomanen, Bojoariern, Hermun¬ duren und Teutonen. Er haͤtte geſprochen — von Gauen, von Hermann dem Cherusker, vom Teutoburger Wald, von Marobodaͤus und den Hohenſtaufen. Aber ich bin nicht Arndt. Ich kenne nur die Deutſchen des Regensburger Reichstags und des Wiener Friedens, und die ſind nicht weit her.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris03_1833
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris03_1833/290
Zitationshilfe: Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 3. Paris, 1833, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris03_1833/290>, abgerufen am 05.05.2024.