Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 3. Paris, 1833.

Bild:
<< vorherige Seite

Bei Tische wurde auch angekündigt, daß
eine aus polnischen und französischen Gelehr¬
ten gebildete Gesellschaft den Vorsatz gefaßt,
alle classischen Schriften der Polen, etwa funf¬
zig bis sechzig Bände, in das Französische zu
übersetzen, um mit dem Ertrage des Werkes
die dürftigen Polen zu unterstützen. Gewiß,
die Franzosen haben eine gute Art, wohl zu
thun. Die Rauheit ihrer Regierung gut zu
machen, thut das auch Noth. Schmach und
Unglück über die heuchlerischen Erbschleicher
der Julirevolution! Keiner der vertriebenen
Polen darf nach Paris; sie werden wie Va¬
gabunden auf vorgeschriebenen Wegen nach dem
südlichen Frankreich gewiesen, und dort unter
Aufsicht der Polizei gestellt. Man will sie an
das Mittelländische Meer führen, um sie dann
bei Strafe des Hungertodes zu zwingen, un¬
ter den Truppen von Algier Dienste zu neh¬
men. Afrika oder Sibirien -- diese Wahl

Bei Tiſche wurde auch angekuͤndigt, daß
eine aus polniſchen und franzoͤſiſchen Gelehr¬
ten gebildete Geſellſchaft den Vorſatz gefaßt,
alle claſſiſchen Schriften der Polen, etwa funf¬
zig bis ſechzig Baͤnde, in das Franzoͤſiſche zu
uͤberſetzen, um mit dem Ertrage des Werkes
die duͤrftigen Polen zu unterſtuͤtzen. Gewiß,
die Franzoſen haben eine gute Art, wohl zu
thun. Die Rauheit ihrer Regierung gut zu
machen, thut das auch Noth. Schmach und
Ungluͤck uͤber die heuchleriſchen Erbſchleicher
der Julirevolution! Keiner der vertriebenen
Polen darf nach Paris; ſie werden wie Va¬
gabunden auf vorgeſchriebenen Wegen nach dem
ſuͤdlichen Frankreich gewieſen, und dort unter
Aufſicht der Polizei geſtellt. Man will ſie an
das Mittellaͤndiſche Meer fuͤhren, um ſie dann
bei Strafe des Hungertodes zu zwingen, un¬
ter den Truppen von Algier Dienſte zu neh¬
men. Afrika oder Sibirien — dieſe Wahl

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0291" n="277"/>
          <p>Bei Ti&#x017F;che wurde auch angeku&#x0364;ndigt, daß<lb/>
eine aus polni&#x017F;chen und franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen Gelehr¬<lb/>
ten gebildete Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft den Vor&#x017F;atz gefaßt,<lb/>
alle cla&#x017F;&#x017F;i&#x017F;chen Schriften der Polen, etwa funf¬<lb/>
zig bis &#x017F;echzig Ba&#x0364;nde, in das Franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;che zu<lb/>
u&#x0364;ber&#x017F;etzen, um mit dem Ertrage des Werkes<lb/>
die du&#x0364;rftigen Polen zu unter&#x017F;tu&#x0364;tzen. Gewiß,<lb/>
die Franzo&#x017F;en haben eine gute Art, wohl zu<lb/>
thun. Die Rauheit ihrer Regierung gut zu<lb/>
machen, thut das auch Noth. Schmach und<lb/>
Unglu&#x0364;ck u&#x0364;ber die heuchleri&#x017F;chen Erb&#x017F;chleicher<lb/>
der Julirevolution! Keiner der vertriebenen<lb/>
Polen darf nach Paris; &#x017F;ie werden wie Va¬<lb/>
gabunden auf vorge&#x017F;chriebenen Wegen nach dem<lb/>
&#x017F;u&#x0364;dlichen Frankreich gewie&#x017F;en, und dort unter<lb/>
Auf&#x017F;icht der Polizei ge&#x017F;tellt. Man will &#x017F;ie an<lb/>
das Mittella&#x0364;ndi&#x017F;che Meer fu&#x0364;hren, um &#x017F;ie dann<lb/>
bei Strafe des Hungertodes zu zwingen, un¬<lb/>
ter den Truppen von Algier Dien&#x017F;te zu neh¬<lb/>
men. Afrika oder Sibirien &#x2014; die&#x017F;e Wahl<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[277/0291] Bei Tiſche wurde auch angekuͤndigt, daß eine aus polniſchen und franzoͤſiſchen Gelehr¬ ten gebildete Geſellſchaft den Vorſatz gefaßt, alle claſſiſchen Schriften der Polen, etwa funf¬ zig bis ſechzig Baͤnde, in das Franzoͤſiſche zu uͤberſetzen, um mit dem Ertrage des Werkes die duͤrftigen Polen zu unterſtuͤtzen. Gewiß, die Franzoſen haben eine gute Art, wohl zu thun. Die Rauheit ihrer Regierung gut zu machen, thut das auch Noth. Schmach und Ungluͤck uͤber die heuchleriſchen Erbſchleicher der Julirevolution! Keiner der vertriebenen Polen darf nach Paris; ſie werden wie Va¬ gabunden auf vorgeſchriebenen Wegen nach dem ſuͤdlichen Frankreich gewieſen, und dort unter Aufſicht der Polizei geſtellt. Man will ſie an das Mittellaͤndiſche Meer fuͤhren, um ſie dann bei Strafe des Hungertodes zu zwingen, un¬ ter den Truppen von Algier Dienſte zu neh¬ men. Afrika oder Sibirien — dieſe Wahl

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris03_1833
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris03_1833/291
Zitationshilfe: Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 3. Paris, 1833, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris03_1833/291>, abgerufen am 05.05.2024.