In meinem eignen Kopfe ist eine große Land¬ straße ganz mit dieser Gesinnung gepflastert. Ich erwiederte: ja wohl wäre es traurig, daß Politik, Regierung, Staat, Gesetz, Freiheit, al¬ les nur Werkzeuge, das Glück der Menschen zu bereiten; alles nur Wege, sie zur Kunst, Wis¬ senschaft, zum Handel, zu häuslichem Glücke, zu brüderlicher Gesellschaft, zum Vollgenusse des Lebens zu führen -- daß diese Werkzeuge mit dem Kunstwerke selbst, daß die Wege mit dem Ziele verwechselt werden; daß man vor lauter Arbeiten es zu keiner Arbeit bringt; daß die grausamen Kriege der Regierungen gegen ihre Völkchen und die thörigten Völker unter sich selbst alle Kräfte der Menschheit verzehren; daß die letzte Verwünschung den letzten Athemzug ausgeben und der Frieden keinen mehr finden wird, der ihn genießt. Aber zu diesem Stand¬ punkte der Betrachtung folgte mir der junge Mann nicht; die Politik war ihm zuwider, wie
In meinem eignen Kopfe iſt eine große Land¬ ſtraße ganz mit dieſer Geſinnung gepflaſtert. Ich erwiederte: ja wohl waͤre es traurig, daß Politik, Regierung, Staat, Geſetz, Freiheit, al¬ les nur Werkzeuge, das Gluͤck der Menſchen zu bereiten; alles nur Wege, ſie zur Kunſt, Wiſ¬ ſenſchaft, zum Handel, zu haͤuslichem Gluͤcke, zu bruͤderlicher Geſellſchaft, zum Vollgenuſſe des Lebens zu fuͤhren — daß dieſe Werkzeuge mit dem Kunſtwerke ſelbſt, daß die Wege mit dem Ziele verwechſelt werden; daß man vor lauter Arbeiten es zu keiner Arbeit bringt; daß die grauſamen Kriege der Regierungen gegen ihre Voͤlkchen und die thoͤrigten Voͤlker unter ſich ſelbſt alle Kraͤfte der Menſchheit verzehren; daß die letzte Verwuͤnſchung den letzten Athemzug ausgeben und der Frieden keinen mehr finden wird, der ihn genießt. Aber zu dieſem Stand¬ punkte der Betrachtung folgte mir der junge Mann nicht; die Politik war ihm zuwider, wie
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In meinem eignen Kopfe iſt eine große Land¬
ſtraße ganz mit dieſer Geſinnung gepflaſtert.
Ich erwiederte: ja wohl waͤre es traurig, daß
Politik, Regierung, Staat, Geſetz, Freiheit, al¬
les nur Werkzeuge, das Gluͤck der Menſchen zu
bereiten; alles nur Wege, ſie zur Kunſt, Wiſ¬
ſenſchaft, zum Handel, zu haͤuslichem Gluͤcke,
zu bruͤderlicher Geſellſchaft, zum Vollgenuſſe des
Lebens zu fuͤhren — daß dieſe Werkzeuge mit
dem Kunſtwerke ſelbſt, daß die Wege mit dem
Ziele verwechſelt werden; daß man vor lauter
Arbeiten es zu keiner Arbeit bringt; daß die
grauſamen Kriege der Regierungen gegen ihre
Voͤlkchen und die thoͤrigten Voͤlker unter ſich
ſelbſt alle Kraͤfte der Menſchheit verzehren; daß
die letzte Verwuͤnſchung den letzten Athemzug
ausgeben und der Frieden keinen mehr finden
wird, der ihn genießt. Aber zu dieſem Stand¬
punkte der Betrachtung folgte mir der junge
Mann nicht; die Politik war ihm zuwider, wie
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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 3. Paris, 1833, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris03_1833/286>, abgerufen am 22.11.2024.
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