Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 3. Paris, 1833.

Bild:
<< vorherige Seite

er bläßt. Hätte ich aber den spielenden Mund
selbst vor mir, würde ich ihm sagen: Sie glau¬
ben, es wäre mir blos um Geld zu thun! a la
bonne heure.
Das beleidigt wenigstens meinen
Kopf nicht, und mein Herz nimmt so leicht
nichts übel. Sie meinen aber auch, mich är¬
gert, daß ich noch keinen Orden bekommen!
Vous n'y pensez pas, mon cher Baron. Ich
gäbe den Heiligengeist-Orden, den Hosenband-
Orden, die rothen und die schwarzen Adler und
wie diese Zeichen der Dienstbarkeit sonst heißen,
alle für einen Zahnstocher hin, den ich gerade
in diesem Augenblicke nöthig brauche. Außer sie
müßten mit Brillanten besetzt seyn, für welche
ich die Hälfte ihres Werthes bezahlte, weil sie
in solcher Fassung die Hälfte ihres Werthes in
meinen Augen verlöhren.

Seyn Sie ruhig; Gott selbst rezensirt meine
Schriften; der erste Artikel ist schon erschienen,
die Fortsetzung wird bald folgen. Der Bundes¬

III. 16

er blaͤßt. Haͤtte ich aber den ſpielenden Mund
ſelbſt vor mir, wuͤrde ich ihm ſagen: Sie glau¬
ben, es waͤre mir blos um Geld zu thun! à la
bonne heure.
Das beleidigt wenigſtens meinen
Kopf nicht, und mein Herz nimmt ſo leicht
nichts uͤbel. Sie meinen aber auch, mich aͤr¬
gert, daß ich noch keinen Orden bekommen!
Vous n'y pensez pas, mon cher Baron. Ich
gaͤbe den Heiligengeiſt-Orden, den Hoſenband-
Orden, die rothen und die ſchwarzen Adler und
wie dieſe Zeichen der Dienſtbarkeit ſonſt heißen,
alle fuͤr einen Zahnſtocher hin, den ich gerade
in dieſem Augenblicke noͤthig brauche. Außer ſie
muͤßten mit Brillanten beſetzt ſeyn, fuͤr welche
ich die Haͤlfte ihres Werthes bezahlte, weil ſie
in ſolcher Faſſung die Haͤlfte ihres Werthes in
meinen Augen verloͤhren.

Seyn Sie ruhig; Gott ſelbſt rezenſirt meine
Schriften; der erſte Artikel iſt ſchon erſchienen,
die Fortſetzung wird bald folgen. Der Bundes¬

III. 16
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div>
          <p><pb facs="#f0255" n="241"/>
er bla&#x0364;ßt. Ha&#x0364;tte ich aber den &#x017F;pielenden Mund<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t vor mir, wu&#x0364;rde ich ihm &#x017F;agen: Sie glau¬<lb/>
ben, es wa&#x0364;re mir blos um Geld zu thun! <hi rendition="#aq">à la<lb/>
bonne heure.</hi> Das beleidigt wenig&#x017F;tens meinen<lb/>
Kopf nicht, und mein Herz nimmt &#x017F;o leicht<lb/>
nichts u&#x0364;bel. Sie meinen aber auch, mich a&#x0364;<lb/>
gert, daß ich noch keinen <hi rendition="#g">Orden</hi> bekommen!<lb/><hi rendition="#aq">Vous n'y pensez pas, mon cher Baron.</hi> Ich<lb/>
ga&#x0364;be den Heiligengei&#x017F;t-Orden, den Ho&#x017F;enband-<lb/>
Orden, die rothen und die &#x017F;chwarzen Adler und<lb/>
wie die&#x017F;e Zeichen der Dien&#x017F;tbarkeit &#x017F;on&#x017F;t heißen,<lb/>
alle fu&#x0364;r einen Zahn&#x017F;tocher hin, den ich gerade<lb/>
in die&#x017F;em Augenblicke no&#x0364;thig brauche. Außer &#x017F;ie<lb/>
mu&#x0364;ßten mit Brillanten be&#x017F;etzt &#x017F;eyn, fu&#x0364;r welche<lb/>
ich die Ha&#x0364;lfte ihres Werthes bezahlte, weil &#x017F;ie<lb/>
in &#x017F;olcher Fa&#x017F;&#x017F;ung die Ha&#x0364;lfte ihres Werthes in<lb/>
meinen Augen verlo&#x0364;hren.</p><lb/>
          <p>Seyn Sie ruhig; Gott &#x017F;elb&#x017F;t rezen&#x017F;irt meine<lb/>
Schriften; der er&#x017F;te Artikel i&#x017F;t &#x017F;chon er&#x017F;chienen,<lb/>
die Fort&#x017F;etzung wird bald folgen. Der Bundes¬<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq">III</hi>. 16<lb/></fw>
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[241/0255] er blaͤßt. Haͤtte ich aber den ſpielenden Mund ſelbſt vor mir, wuͤrde ich ihm ſagen: Sie glau¬ ben, es waͤre mir blos um Geld zu thun! à la bonne heure. Das beleidigt wenigſtens meinen Kopf nicht, und mein Herz nimmt ſo leicht nichts uͤbel. Sie meinen aber auch, mich aͤr¬ gert, daß ich noch keinen Orden bekommen! Vous n'y pensez pas, mon cher Baron. Ich gaͤbe den Heiligengeiſt-Orden, den Hoſenband- Orden, die rothen und die ſchwarzen Adler und wie dieſe Zeichen der Dienſtbarkeit ſonſt heißen, alle fuͤr einen Zahnſtocher hin, den ich gerade in dieſem Augenblicke noͤthig brauche. Außer ſie muͤßten mit Brillanten beſetzt ſeyn, fuͤr welche ich die Haͤlfte ihres Werthes bezahlte, weil ſie in ſolcher Faſſung die Haͤlfte ihres Werthes in meinen Augen verloͤhren. Seyn Sie ruhig; Gott ſelbſt rezenſirt meine Schriften; der erſte Artikel iſt ſchon erſchienen, die Fortſetzung wird bald folgen. Der Bundes¬ III. 16

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris03_1833
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris03_1833/255
Zitationshilfe: Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 3. Paris, 1833, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris03_1833/255>, abgerufen am 05.05.2024.