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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 3. Paris, 1833.

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reichen Städter über zu starke Auflagen klagen
hören? Wer trägt denn nun alle die Lasten,
unter welchen die europäischen Völker halb zer¬
quetscht jammern? Der arme Taglöhner, das
Land. Aber was ist dem Städter das Land?
Gott hat es nur zu Spazierfahrten und Kirch¬
weihfesten geschaffen! Der Bauer muß seinen
einzigen Sohn hergeben, den frechen Ueberfluß
der Reichen gegen seine eigene Noth zu schützen,
und unterliegt er der Verzweiflung und murret,
schickt man ihm den eigenen Sohn zurück, der
für fünf Kreuzer täglich bereit seyn muß, ein
Vatermörder zu werden. Alle Abgaben ruhen
auf den nothwendigsten Lebensbedürfnissen, und
der Luxus der Reichen wird nur so viel be¬
steuert, als es ihre Eitelkeit gern sieht; denn
ein wohlfeiler Genuß würde sie nicht auszeich¬
nen vor dem niedrigen Volke. Die fluchwürdi¬
gen Staatsanleihen, von denen erfunden, wel¬
chen nicht genügt, das lebende Menschengeschlecht

reichen Staͤdter uͤber zu ſtarke Auflagen klagen
hoͤren? Wer traͤgt denn nun alle die Laſten,
unter welchen die europaͤiſchen Voͤlker halb zer¬
quetſcht jammern? Der arme Tagloͤhner, das
Land. Aber was iſt dem Staͤdter das Land?
Gott hat es nur zu Spazierfahrten und Kirch¬
weihfeſten geſchaffen! Der Bauer muß ſeinen
einzigen Sohn hergeben, den frechen Ueberfluß
der Reichen gegen ſeine eigene Noth zu ſchuͤtzen,
und unterliegt er der Verzweiflung und murret,
ſchickt man ihm den eigenen Sohn zuruͤck, der
fuͤr fuͤnf Kreuzer taͤglich bereit ſeyn muß, ein
Vatermoͤrder zu werden. Alle Abgaben ruhen
auf den nothwendigſten Lebensbeduͤrfniſſen, und
der Luxus der Reichen wird nur ſo viel be¬
ſteuert, als es ihre Eitelkeit gern ſieht; denn
ein wohlfeiler Genuß wuͤrde ſie nicht auszeich¬
nen vor dem niedrigen Volke. Die fluchwuͤrdi¬
gen Staatsanleihen, von denen erfunden, wel¬
chen nicht genuͤgt, das lebende Menſchengeſchlecht

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[226/0240] reichen Staͤdter uͤber zu ſtarke Auflagen klagen hoͤren? Wer traͤgt denn nun alle die Laſten, unter welchen die europaͤiſchen Voͤlker halb zer¬ quetſcht jammern? Der arme Tagloͤhner, das Land. Aber was iſt dem Staͤdter das Land? Gott hat es nur zu Spazierfahrten und Kirch¬ weihfeſten geſchaffen! Der Bauer muß ſeinen einzigen Sohn hergeben, den frechen Ueberfluß der Reichen gegen ſeine eigene Noth zu ſchuͤtzen, und unterliegt er der Verzweiflung und murret, ſchickt man ihm den eigenen Sohn zuruͤck, der fuͤr fuͤnf Kreuzer taͤglich bereit ſeyn muß, ein Vatermoͤrder zu werden. Alle Abgaben ruhen auf den nothwendigſten Lebensbeduͤrfniſſen, und der Luxus der Reichen wird nur ſo viel be¬ ſteuert, als es ihre Eitelkeit gern ſieht; denn ein wohlfeiler Genuß wuͤrde ſie nicht auszeich¬ nen vor dem niedrigen Volke. Die fluchwuͤrdi¬ gen Staatsanleihen, von denen erfunden, wel¬ chen nicht genuͤgt, das lebende Menſchengeſchlecht

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Zitationshilfe: Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 3. Paris, 1833, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris03_1833/240>, abgerufen am 22.11.2024.