Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 3. Paris, 1833.

Bild:
<< vorherige Seite

buben niemand größere Aehnlichkeit hat als ein
ehrlicher Mann. Als mich der Zöllner fragte,
ob ich nichts zu deklariren hätte, antworte ich:
rien que quelques paquets de tabac pour ma
consomation.
Darauf fragte er: votre qualite?
Ich verstand, er wollte die Qualität des Ta¬
backs wissen und erwiederte: qualite ordinaire.
Er hatte aber nach meinem Stande gefragt.
Am Wachthause erkundigte sich der Thorschreiber
nach Neuigkeiten bei mir, und als ich von Po¬
len zu erzählen anfing, lief er schnell zurück und
holte einen Gensd'armen und noch einen Her¬
ren aus der Wachtstube. Letzterer, wahrschein¬
lich ein Polizeibeamter, forschte mich sehr gründ¬
lich nach Neuigkeiten über Polen aus. Ich berich¬
tete Tröstliches, wofür er mir sehr artig dankte.
Dieser Herr schien eigens an den Eingang der
Stadt beordert worden zu seyn, um die Rei¬
senden, die von Deutschland kommen, auszu¬
fragen. Die Regierung mag große Unruhe ha¬

1*

buben niemand groͤßere Aehnlichkeit hat als ein
ehrlicher Mann. Als mich der Zoͤllner fragte,
ob ich nichts zu deklariren haͤtte, antworte ich:
rien que quelques paquets de tabac pour ma
consomation.
Darauf fragte er: votre qualité?
Ich verſtand, er wollte die Qualitaͤt des Ta¬
backs wiſſen und erwiederte: qualité ordinaire.
Er hatte aber nach meinem Stande gefragt.
Am Wachthauſe erkundigte ſich der Thorſchreiber
nach Neuigkeiten bei mir, und als ich von Po¬
len zu erzaͤhlen anfing, lief er ſchnell zuruͤck und
holte einen Gensd'armen und noch einen Her¬
ren aus der Wachtſtube. Letzterer, wahrſchein¬
lich ein Polizeibeamter, forſchte mich ſehr gruͤnd¬
lich nach Neuigkeiten uͤber Polen aus. Ich berich¬
tete Troͤſtliches, wofuͤr er mir ſehr artig dankte.
Dieſer Herr ſchien eigens an den Eingang der
Stadt beordert worden zu ſeyn, um die Rei¬
ſenden, die von Deutſchland kommen, auszu¬
fragen. Die Regierung mag große Unruhe ha¬

1*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0017" n="3"/>
buben niemand gro&#x0364;ßere Aehnlichkeit hat als ein<lb/>
ehrlicher Mann. Als mich der Zo&#x0364;llner fragte,<lb/>
ob ich nichts zu deklariren ha&#x0364;tte, antworte ich:<lb/><hi rendition="#aq">rien que quelques paquets de tabac pour ma<lb/>
consomation.</hi> Darauf fragte er: <hi rendition="#aq">votre qualité?</hi><lb/>
Ich ver&#x017F;tand, er wollte die Qualita&#x0364;t des Ta¬<lb/>
backs wi&#x017F;&#x017F;en und erwiederte: <hi rendition="#aq">qualité ordinaire.</hi><lb/>
Er hatte aber nach meinem <hi rendition="#g">Stande</hi> gefragt.<lb/>
Am Wachthau&#x017F;e erkundigte &#x017F;ich der Thor&#x017F;chreiber<lb/>
nach Neuigkeiten bei mir, und als ich von Po¬<lb/>
len zu erza&#x0364;hlen anfing, lief er &#x017F;chnell zuru&#x0364;ck und<lb/>
holte einen Gensd'armen und noch einen Her¬<lb/>
ren aus der Wacht&#x017F;tube. Letzterer, wahr&#x017F;chein¬<lb/>
lich ein Polizeibeamter, for&#x017F;chte mich &#x017F;ehr gru&#x0364;nd¬<lb/>
lich nach Neuigkeiten u&#x0364;ber Polen aus. Ich berich¬<lb/>
tete Tro&#x0364;&#x017F;tliches, wofu&#x0364;r er mir &#x017F;ehr artig dankte.<lb/>
Die&#x017F;er Herr &#x017F;chien eigens an den Eingang der<lb/>
Stadt beordert worden zu &#x017F;eyn, um die Rei¬<lb/>
&#x017F;enden, die von Deut&#x017F;chland kommen, auszu¬<lb/>
fragen. Die Regierung mag große Unruhe ha¬<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">1*<lb/></fw>
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[3/0017] buben niemand groͤßere Aehnlichkeit hat als ein ehrlicher Mann. Als mich der Zoͤllner fragte, ob ich nichts zu deklariren haͤtte, antworte ich: rien que quelques paquets de tabac pour ma consomation. Darauf fragte er: votre qualité? Ich verſtand, er wollte die Qualitaͤt des Ta¬ backs wiſſen und erwiederte: qualité ordinaire. Er hatte aber nach meinem Stande gefragt. Am Wachthauſe erkundigte ſich der Thorſchreiber nach Neuigkeiten bei mir, und als ich von Po¬ len zu erzaͤhlen anfing, lief er ſchnell zuruͤck und holte einen Gensd'armen und noch einen Her¬ ren aus der Wachtſtube. Letzterer, wahrſchein¬ lich ein Polizeibeamter, forſchte mich ſehr gruͤnd¬ lich nach Neuigkeiten uͤber Polen aus. Ich berich¬ tete Troͤſtliches, wofuͤr er mir ſehr artig dankte. Dieſer Herr ſchien eigens an den Eingang der Stadt beordert worden zu ſeyn, um die Rei¬ ſenden, die von Deutſchland kommen, auszu¬ fragen. Die Regierung mag große Unruhe ha¬ 1*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris03_1833
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris03_1833/17
Zitationshilfe: Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 3. Paris, 1833, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris03_1833/17>, abgerufen am 24.11.2024.