Wahrheit, darf man diesem Schriftsteller die Kinderei nachsehen, daß er für das Kind Bor¬ deaux sich bemüht, und man soll nur lächeln darüber, als über eine Schwachheit. Die Men¬ schen haben immer wunderliche Gottheiten ge¬ habt; der eine betet Fizli-Puzli, der andere die Legitimität an. Aber alles was er gegen das französische Ministerium sagt, gegen dessen Ver¬ waltung im Innern und nach Außen, ist klar wie die Sonne und rein wie Gold. "Die "Wahl-Monarchie hat der Fahne, der sie sich "bemächtigt, bis jetzt noch wenig Ruhm ver¬ "schafft. Sie weht nur über der Thüre der "Minister und unter den Mauern von Lissa¬ "bon; sie wurde nur von den Winden zerrissen; "der Regen färbt seinen Purpur und sein Him¬ "melblau ab, und übrig bleibt ein schmuzig "weißer Lappen, die natürliche Farbe der Ba¬ "stard-Legitimität ... Der Scepter des jungen "Heinrichs, gestützt von den Händen des jungen
Wahrheit, darf man dieſem Schriftſteller die Kinderei nachſehen, daß er fuͤr das Kind Bor¬ deaux ſich bemuͤht, und man ſoll nur laͤcheln daruͤber, als uͤber eine Schwachheit. Die Men¬ ſchen haben immer wunderliche Gottheiten ge¬ habt; der eine betet Fizli-Puzli, der andere die Legitimitaͤt an. Aber alles was er gegen das franzoͤſiſche Miniſterium ſagt, gegen deſſen Ver¬ waltung im Innern und nach Außen, iſt klar wie die Sonne und rein wie Gold. „Die „Wahl-Monarchie hat der Fahne, der ſie ſich „bemaͤchtigt, bis jetzt noch wenig Ruhm ver¬ „ſchafft. Sie weht nur uͤber der Thuͤre der „Miniſter und unter den Mauern von Liſſa¬ „bon; ſie wurde nur von den Winden zerriſſen; „der Regen faͤrbt ſeinen Purpur und ſein Him¬ „melblau ab, und uͤbrig bleibt ein ſchmuzig „weißer Lappen, die natuͤrliche Farbe der Ba¬ „ſtard-Legitimitaͤt ... Der Scepter des jungen „Heinrichs, geſtuͤtzt von den Haͤnden des jungen
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Wahrheit, darf man dieſem Schriftſteller die
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deaux ſich bemuͤht, und man ſoll nur laͤcheln
daruͤber, als uͤber eine Schwachheit. Die Men¬
ſchen haben immer wunderliche Gottheiten ge¬
habt; der eine betet Fizli-Puzli, der andere die
Legitimitaͤt an. Aber alles was er gegen das
franzoͤſiſche Miniſterium ſagt, gegen deſſen Ver¬
waltung im Innern und nach Außen, iſt klar
wie die Sonne und rein wie Gold. „Die
„Wahl-Monarchie hat der Fahne, der ſie ſich
„bemaͤchtigt, bis jetzt noch wenig Ruhm ver¬
„ſchafft. Sie weht nur uͤber der Thuͤre der
„Miniſter und unter den Mauern von Liſſa¬
„bon; ſie wurde nur von den Winden zerriſſen;
„der Regen faͤrbt ſeinen Purpur und ſein Him¬
„melblau ab, und uͤbrig bleibt ein ſchmuzig
„weißer Lappen, die natuͤrliche Farbe der Ba¬
„ſtard-Legitimitaͤt ... Der Scepter des jungen
„Heinrichs, geſtuͤtzt von den Haͤnden des jungen
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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 3. Paris, 1833, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris03_1833/158>, abgerufen am 27.11.2024.
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