Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 2. Hamburg, 1832.

Bild:
<< vorherige Seite

mence chez mon cousin le duc de Brunswick."
(Ich glaube Ihnen schon geschrieben zu haben, daß
der leibhaftige Herzog von Braunschweig gerade im
Theater war, als das Stück zum Erstenmale aufge¬
führt wurde, und daß er, nach jener lieblichen An¬
spielung eilig das Haus verließ, aus Furcht, erkannt
und ausgelacht zu werden). Si ma garde refuse
de donner
. . . . si elle fait cause commune avec
eux, mon dieu, mon dieu
.... que devenir! une
sedition
! .. une revolte!" Der Fürst jammert so
erschrecklich, daß er einem alle Revolutionen verleiden
kann. Wozu? Man siehet, eine ausgestopfte Re¬
volution als Fürstenscheuche thät die nehmlichen Dienste.
Des Fürsten erste Maitresse, die Gräfin, eine feurige
entschlossene Italienerin, sucht ihn zu beruhigen, ver¬
spricht ihm Rettung. Sie öffnet das Fenster, und
ruft hinunter, der Fürst bewillige dem Volke eine Con¬
stitution. Und sogleich schreiet das Volk hinauf: es
lebe unser Großherzog! Der dankbare Fürst heira¬
thet seine Retterin; Rudolph heirathet sein Näher¬
mädchen, und die italienische Sängerin geht zum
englischen Gesandten, der sie auf den Abend einge¬
laden. So nimmt alles ein gutes Ende, und wahr¬
scheinlich wurden den andern Tag dem vielverspre¬
chenden Fürsten die Pferde ausgespannt.

Das dritte Stück: la famille Biquebourg
(das zweite, Zoe, ist keine zehen Tropfen Dinte

mencé chez mon cousin le duc de Brunswick.“
(Ich glaube Ihnen ſchon geſchrieben zu haben, daß
der leibhaftige Herzog von Braunſchweig gerade im
Theater war, als das Stück zum Erſtenmale aufge¬
führt wurde, und daß er, nach jener lieblichen An¬
ſpielung eilig das Haus verließ, aus Furcht, erkannt
und ausgelacht zu werden). Si ma garde refuse
de donner
. . . . si elle fait cause commune avec
eux, mon dieu, mon dieu
.... que devenir! une
sédition
! .. une révolte! Der Fürſt jammert ſo
erſchrecklich, daß er einem alle Revolutionen verleiden
kann. Wozu? Man ſiehet, eine ausgeſtopfte Re¬
volution als Fürſtenſcheuche thät die nehmlichen Dienſte.
Des Fürſten erſte Maitreſſe, die Gräfin, eine feurige
entſchloſſene Italienerin, ſucht ihn zu beruhigen, ver¬
ſpricht ihm Rettung. Sie öffnet das Fenſter, und
ruft hinunter, der Fürſt bewillige dem Volke eine Con¬
ſtitution. Und ſogleich ſchreiet das Volk hinauf: es
lebe unſer Großherzog! Der dankbare Fürſt heira¬
thet ſeine Retterin; Rudolph heirathet ſein Näher¬
mädchen, und die italieniſche Sängerin geht zum
engliſchen Geſandten, der ſie auf den Abend einge¬
laden. So nimmt alles ein gutes Ende, und wahr¬
ſcheinlich wurden den andern Tag dem vielverſpre¬
chenden Fürſten die Pferde ausgeſpannt.

Das dritte Stück: la famille Biquebourg
(das zweite, Zoé, iſt keine zehen Tropfen Dinte

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><hi rendition="#aq"><pb facs="#f0089" n="75"/>
mencé chez mon cousin le duc de Brunswick.&#x201C;</hi><lb/>
(Ich glaube Ihnen &#x017F;chon ge&#x017F;chrieben zu haben, daß<lb/>
der leibhaftige Herzog von Braun&#x017F;chweig gerade im<lb/>
Theater war, als das Stück zum Er&#x017F;tenmale aufge¬<lb/>
führt wurde, und daß er, nach jener lieblichen An¬<lb/>
&#x017F;pielung eilig das Haus verließ, aus Furcht, erkannt<lb/>
und ausgelacht zu werden). <hi rendition="#aq">Si ma garde refuse<lb/>
de donner</hi> . . . . <hi rendition="#aq">si elle fait cause commune avec<lb/>
eux, mon dieu, mon dieu</hi> .... <hi rendition="#aq">que devenir</hi>! <hi rendition="#aq">une<lb/>
sédition</hi>! .. <hi rendition="#aq">une révolte</hi>!<hi rendition="#aq">&#x201C;</hi> Der Für&#x017F;t jammert &#x017F;o<lb/>
er&#x017F;chrecklich, daß er einem alle Revolutionen verleiden<lb/>
kann. Wozu? Man &#x017F;iehet, eine ausge&#x017F;topfte Re¬<lb/>
volution als Für&#x017F;ten&#x017F;cheuche thät die nehmlichen Dien&#x017F;te.<lb/>
Des Für&#x017F;ten er&#x017F;te Maitre&#x017F;&#x017F;e, die Gräfin, eine feurige<lb/>
ent&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;ene Italienerin, &#x017F;ucht ihn zu beruhigen, ver¬<lb/>
&#x017F;pricht ihm Rettung. Sie öffnet das Fen&#x017F;ter, und<lb/>
ruft hinunter, der Für&#x017F;t bewillige dem Volke eine Con¬<lb/>
&#x017F;titution. Und &#x017F;ogleich &#x017F;chreiet das Volk hinauf: es<lb/>
lebe un&#x017F;er Großherzog! Der dankbare Für&#x017F;t heira¬<lb/>
thet &#x017F;eine Retterin; Rudolph heirathet &#x017F;ein Näher¬<lb/>
mädchen, und die italieni&#x017F;che Sängerin geht zum<lb/>
engli&#x017F;chen Ge&#x017F;andten, der &#x017F;ie auf den Abend einge¬<lb/>
laden. So nimmt alles ein gutes Ende, und wahr¬<lb/>
&#x017F;cheinlich wurden den andern Tag dem vielver&#x017F;pre¬<lb/>
chenden Für&#x017F;ten die Pferde ausge&#x017F;pannt.</p><lb/>
          <p>Das dritte Stück: <hi rendition="#aq">la famille Biquebourg</hi><lb/>
(das zweite, <hi rendition="#aq">Zoé</hi>, i&#x017F;t keine zehen Tropfen Dinte<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[75/0089] mencé chez mon cousin le duc de Brunswick.“ (Ich glaube Ihnen ſchon geſchrieben zu haben, daß der leibhaftige Herzog von Braunſchweig gerade im Theater war, als das Stück zum Erſtenmale aufge¬ führt wurde, und daß er, nach jener lieblichen An¬ ſpielung eilig das Haus verließ, aus Furcht, erkannt und ausgelacht zu werden). Si ma garde refuse de donner . . . . si elle fait cause commune avec eux, mon dieu, mon dieu .... que devenir! une sédition! .. une révolte!“ Der Fürſt jammert ſo erſchrecklich, daß er einem alle Revolutionen verleiden kann. Wozu? Man ſiehet, eine ausgeſtopfte Re¬ volution als Fürſtenſcheuche thät die nehmlichen Dienſte. Des Fürſten erſte Maitreſſe, die Gräfin, eine feurige entſchloſſene Italienerin, ſucht ihn zu beruhigen, ver¬ ſpricht ihm Rettung. Sie öffnet das Fenſter, und ruft hinunter, der Fürſt bewillige dem Volke eine Con¬ ſtitution. Und ſogleich ſchreiet das Volk hinauf: es lebe unſer Großherzog! Der dankbare Fürſt heira¬ thet ſeine Retterin; Rudolph heirathet ſein Näher¬ mädchen, und die italieniſche Sängerin geht zum engliſchen Geſandten, der ſie auf den Abend einge¬ laden. So nimmt alles ein gutes Ende, und wahr¬ ſcheinlich wurden den andern Tag dem vielverſpre¬ chenden Fürſten die Pferde ausgeſpannt. Das dritte Stück: la famille Biquebourg (das zweite, Zoé, iſt keine zehen Tropfen Dinte

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris02_1832
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris02_1832/89
Zitationshilfe: Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 2. Hamburg, 1832, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris02_1832/89>, abgerufen am 04.05.2024.