Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 2. Hamburg, 1832.Franzosen! Sie leben leichter als wir Deutschen Franzoſen! Sie leben leichter als wir Deutſchen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0087" n="73"/> Franzoſen! Sie leben leichter als wir Deutſchen<lb/> ſterben. Hören Sie. Ein junger deutſcher Gro߬<lb/> herzog hat drei Maitreſſen — verſteht ſich in chro¬<lb/> nologiſcher Ordnung, eine nach der andern — eine<lb/> italieniſche Gräfin, eine italieniſche Sängerin und ein<lb/> deutſches Nähmädchen. Drei und dreißig und ein<lb/> drittel Prozent Patriotismus — das iſt viel an ei¬<lb/> nem Fürſten! Dieſe drei Damen lieben aber den<lb/> Fürſten nicht, ſondern einen ſeiner Offiziere, den<lb/> Grafen Rudolph, und da dieſer wegen dummer<lb/> Streiche arretirt werden ſoll, befreien und verbergen<lb/> ſie ihn. Der Offizier liebt aber nur das Nähmäd¬<lb/> chen, den Andern macht er blos den Hof. Als er<lb/> mit der Geliebten allein iſt, entdeckt er ihr, er, an<lb/> der Spitze der Cadetten-Schule, gehe mit einer Re¬<lb/> volution um, dem Volke <hi rendition="#aq">„priviléges et franchises“</hi><lb/> zu verſchaffen. Henriette ſucht ihn von dem gefähr¬<lb/> lichen Vorhaben abzubringen, und fragt ihn: was<lb/> dabei heraus komme? (Die Nähmädchen ſind pfiffig!)<lb/> Rudolph antwortet: <hi rendition="#aq">„vois-tu Henriette, la liberté ...<lb/> „cela regarde tout le monde ..... on nous en<lb/> „avait promis, il y a quelques années, quand<lb/> „Napoléon avait envahi notre Allemagne et qu'on<lb/> „voulait nous soulever en masse contre lui.<lb/> „Mais dès qu'on eut repoussé le tyran, nos pe¬<lb/> „tits princes et nos petits grand-ducs, qui étai¬<lb/> „ent tous comme lui, à la hauteur près, ont<lb/></hi></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [73/0087]
Franzoſen! Sie leben leichter als wir Deutſchen
ſterben. Hören Sie. Ein junger deutſcher Gro߬
herzog hat drei Maitreſſen — verſteht ſich in chro¬
nologiſcher Ordnung, eine nach der andern — eine
italieniſche Gräfin, eine italieniſche Sängerin und ein
deutſches Nähmädchen. Drei und dreißig und ein
drittel Prozent Patriotismus — das iſt viel an ei¬
nem Fürſten! Dieſe drei Damen lieben aber den
Fürſten nicht, ſondern einen ſeiner Offiziere, den
Grafen Rudolph, und da dieſer wegen dummer
Streiche arretirt werden ſoll, befreien und verbergen
ſie ihn. Der Offizier liebt aber nur das Nähmäd¬
chen, den Andern macht er blos den Hof. Als er
mit der Geliebten allein iſt, entdeckt er ihr, er, an
der Spitze der Cadetten-Schule, gehe mit einer Re¬
volution um, dem Volke „priviléges et franchises“
zu verſchaffen. Henriette ſucht ihn von dem gefähr¬
lichen Vorhaben abzubringen, und fragt ihn: was
dabei heraus komme? (Die Nähmädchen ſind pfiffig!)
Rudolph antwortet: „vois-tu Henriette, la liberté ...
„cela regarde tout le monde ..... on nous en
„avait promis, il y a quelques années, quand
„Napoléon avait envahi notre Allemagne et qu'on
„voulait nous soulever en masse contre lui.
„Mais dès qu'on eut repoussé le tyran, nos pe¬
„tits princes et nos petits grand-ducs, qui étai¬
„ent tous comme lui, à la hauteur près, ont
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