Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 1. Hamburg, 1832.

Bild:
<< vorherige Seite

tant de fois mal defini, n'est, a tout prendre,
et c'est la sa definition reelle, que le libera¬
lisme en litterature
."

Was doch das Glück übermüthig macht! Diese
jungen Leute jammern und verwünschen sich das
Leben, weil einige poetische Absolutisten nicht haben
wollen, daß sie romantisch sind: Absolutisten, die doch
keine andern Waffen haben als die Feder und den
Spott, welchem man gleiche Waffen entgegensetzen
kann -- und wir unglückseligen Deutschen, Alt und
Jung, sobald wir nur einen Augenblick aufhören
romantisch zu seyn und uns um die Wirklichkeit be¬
kümmern wollen, werden gescholten wie Schulbuben,
geprügelt wie Hunde und müssen schweigen und
dürfen uns nicht rühren!

-- Der Bundestag, wie ich höre, will in
Deutschland die Preßfreiheit beschränken. Wie sie
das aber anfangen wollen, möchte ich wissen. Wo
nichts ist, hat der Kaiser sein Recht verloren.


tant de fois mal défini, n'est, à tout prendre,
et c'est là sa définition réelle, que le libéra¬
lisme en littérature
.“

Was doch das Glück übermüthig macht! Dieſe
jungen Leute jammern und verwünſchen ſich das
Leben, weil einige poetiſche Abſolutiſten nicht haben
wollen, daß ſie romantiſch ſind: Abſolutiſten, die doch
keine andern Waffen haben als die Feder und den
Spott, welchem man gleiche Waffen entgegenſetzen
kann — und wir unglückſeligen Deutſchen, Alt und
Jung, ſobald wir nur einen Augenblick aufhören
romantiſch zu ſeyn und uns um die Wirklichkeit be¬
kümmern wollen, werden geſcholten wie Schulbuben,
geprügelt wie Hunde und müſſen ſchweigen und
dürfen uns nicht rühren!

— Der Bundestag, wie ich höre, will in
Deutſchland die Preßfreiheit beſchränken. Wie ſie
das aber anfangen wollen, möchte ich wiſſen. Wo
nichts iſt, hat der Kaiſer ſein Recht verloren.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><hi rendition="#aq"><pb facs="#f0094" n="80"/>
tant de fois mal défini, n'est, à tout prendre,<lb/>
et c'est là sa définition réelle, que le libéra¬<lb/>
lisme en littérature</hi>.&#x201C;</p><lb/>
          <p>Was doch das Glück übermüthig macht! Die&#x017F;e<lb/>
jungen Leute jammern und verwün&#x017F;chen &#x017F;ich das<lb/>
Leben, weil einige poeti&#x017F;che Ab&#x017F;oluti&#x017F;ten nicht haben<lb/>
wollen, daß &#x017F;ie romanti&#x017F;ch &#x017F;ind: Ab&#x017F;oluti&#x017F;ten, die doch<lb/>
keine andern Waffen haben als die Feder und den<lb/>
Spott, welchem man gleiche Waffen entgegen&#x017F;etzen<lb/>
kann &#x2014; und wir unglück&#x017F;eligen Deut&#x017F;chen, Alt und<lb/>
Jung, &#x017F;obald wir nur einen Augenblick <hi rendition="#g">aufhören</hi><lb/>
romanti&#x017F;ch zu &#x017F;eyn und uns um die Wirklichkeit be¬<lb/>
kümmern wollen, werden ge&#x017F;cholten wie Schulbuben,<lb/>
geprügelt wie Hunde und mü&#x017F;&#x017F;en &#x017F;chweigen und<lb/>
dürfen uns nicht rühren!</p><lb/>
          <p>&#x2014; Der Bundestag, wie ich höre, will in<lb/>
Deut&#x017F;chland die Preßfreiheit be&#x017F;chränken. Wie &#x017F;ie<lb/>
das aber anfangen wollen, möchte ich wi&#x017F;&#x017F;en. Wo<lb/>
nichts i&#x017F;t, hat der Kai&#x017F;er &#x017F;ein Recht verloren.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[80/0094] tant de fois mal défini, n'est, à tout prendre, et c'est là sa définition réelle, que le libéra¬ lisme en littérature.“ Was doch das Glück übermüthig macht! Dieſe jungen Leute jammern und verwünſchen ſich das Leben, weil einige poetiſche Abſolutiſten nicht haben wollen, daß ſie romantiſch ſind: Abſolutiſten, die doch keine andern Waffen haben als die Feder und den Spott, welchem man gleiche Waffen entgegenſetzen kann — und wir unglückſeligen Deutſchen, Alt und Jung, ſobald wir nur einen Augenblick aufhören romantiſch zu ſeyn und uns um die Wirklichkeit be¬ kümmern wollen, werden geſcholten wie Schulbuben, geprügelt wie Hunde und müſſen ſchweigen und dürfen uns nicht rühren! — Der Bundestag, wie ich höre, will in Deutſchland die Preßfreiheit beſchränken. Wie ſie das aber anfangen wollen, möchte ich wiſſen. Wo nichts iſt, hat der Kaiſer ſein Recht verloren.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris01_1832
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris01_1832/94
Zitationshilfe: Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 1. Hamburg, 1832, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris01_1832/94>, abgerufen am 23.11.2024.