Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 1. Hamburg, 1832.dem Thorweg liegt, und die Kälte des Fußbodens -- Eine Flinte möchte ich haben und schießen. dem Thorweg liegt, und die Kälte des Fußbodens — Eine Flinte möchte ich haben und ſchießen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0088" n="74"/> dem Thorweg liegt, und die Kälte des Fußbodens<lb/> gar nicht zu heilen iſt. Das war mir entgangen,<lb/> ſowohl beim Miethen als während der vierzehn<lb/> Tage, daß ich im Hauſe wohne. Und doch bin ich<lb/> Doktor der Philoſophie! Wie dumm mögen erſt ge¬<lb/> wöhnliche Menſchen ſeyn, die von Fichte und Schel¬<lb/> ling nie ein Wort geleſen! Ich ſchämte mich im<lb/> Stillen und nahm mir feſt vor, mich nie mehr mit<lb/> Staatsreformen zu beſchäftigen.</p><lb/> <p>— Eine Flinte möchte ich haben und ſchießen.<lb/> Mit guten Worten, das ſehe ich täglich mehr ein,<lb/> richtet man nichts aus. Ich wünſche, daß es Krieg<lb/> gäbe, und der kränkelnde Zuſtand der Welt in eine<lb/> kräftige Krankheit übergehe, die Tod oder Leben ent¬<lb/> ſcheidet. Wenn es Friede bleibt, wird die Zucht¬<lb/> meiſterei in Deutſchland immer unerträglicher werden,<lb/> und glauben Sie ja keinem Menſchen das Gegen¬<lb/> theil; ich werde Recht behalten. Dem deutſchen<lb/> Bürgerſtande wird Angſt gemacht vor dem Pöbel<lb/> und er bewaffnet ſich, ſtellt ſich in ſeiner viehiſchen<lb/> Dummheit unter das Commando der Militärmacht<lb/> und vermehrt dadurch nur die Gewalt der Regie¬<lb/> rungen. Hier und in den Niederlanden wird der<lb/> Pöbel auch aufgehetzt. Die National-Garde hält<lb/> ihn im Zaum, läßt ſich aber nicht zum Beſten ha¬<lb/> ben, ſondern vertheidigt und beſchützt nur ſeine eignen<lb/> Rechte und ſeinen eignen Vortheil. Heute las ich<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [74/0088]
dem Thorweg liegt, und die Kälte des Fußbodens
gar nicht zu heilen iſt. Das war mir entgangen,
ſowohl beim Miethen als während der vierzehn
Tage, daß ich im Hauſe wohne. Und doch bin ich
Doktor der Philoſophie! Wie dumm mögen erſt ge¬
wöhnliche Menſchen ſeyn, die von Fichte und Schel¬
ling nie ein Wort geleſen! Ich ſchämte mich im
Stillen und nahm mir feſt vor, mich nie mehr mit
Staatsreformen zu beſchäftigen.
— Eine Flinte möchte ich haben und ſchießen.
Mit guten Worten, das ſehe ich täglich mehr ein,
richtet man nichts aus. Ich wünſche, daß es Krieg
gäbe, und der kränkelnde Zuſtand der Welt in eine
kräftige Krankheit übergehe, die Tod oder Leben ent¬
ſcheidet. Wenn es Friede bleibt, wird die Zucht¬
meiſterei in Deutſchland immer unerträglicher werden,
und glauben Sie ja keinem Menſchen das Gegen¬
theil; ich werde Recht behalten. Dem deutſchen
Bürgerſtande wird Angſt gemacht vor dem Pöbel
und er bewaffnet ſich, ſtellt ſich in ſeiner viehiſchen
Dummheit unter das Commando der Militärmacht
und vermehrt dadurch nur die Gewalt der Regie¬
rungen. Hier und in den Niederlanden wird der
Pöbel auch aufgehetzt. Die National-Garde hält
ihn im Zaum, läßt ſich aber nicht zum Beſten ha¬
ben, ſondern vertheidigt und beſchützt nur ſeine eignen
Rechte und ſeinen eignen Vortheil. Heute las ich
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