Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 1. Hamburg, 1832.in einer hiesigen Zeitung, daß ein Koch in Dresden Vor einigen Tagen stand in einem hiesigen in einer hieſigen Zeitung, daß ein Koch in Dresden Vor einigen Tagen ſtand in einem hieſigen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0089" n="75"/> in einer hieſigen Zeitung, daß ein Koch in Dresden<lb/> zu ſechszehnjähriger Zuchthausſtrafe verurtheilt wor¬<lb/> den, weil man bei einem Volksauflaufe ein Meſſer<lb/> bei ihm gefunden. Als wenn es nicht ganz was<lb/> natürliches und gewöhnliches wäre, daß ein Koch ein<lb/> Meſſer bei ſich führe! Auch hat man einen Grafen<lb/> Schulenburg, der das Volk aufgewiegelt haben ſoll,<lb/> arretirt, und nach Berlin geführt. Es verſteht ſich,<lb/> daß die deutſchen Zeitungen nicht Graf Schulenburg<lb/> ſchreiben durften, ſondern nur Graf S. Nur in<lb/> den franzöſiſchen Blättern war der Name ausge¬<lb/> ſchrieben. Ich zweifle zwar nicht daran, daß es in<lb/> Deutſchland Menſchen gibt, die aus Patriotismus<lb/> oder Muthwillen das Volk aufwiegeln; aber gewiß<lb/> haben ſie die verſchiedenen Inſurrektionen nicht herbei<lb/> geführt, ſondern höchſtens benutzt. Die Regierungen<lb/> aber, in ihrer alten bekannten Verſtocktheit, werden<lb/> glauben oder ſich anſtellen zu glauben, einzelne Auf¬<lb/> wiegler wären an allen Unruhen Schuld, und wenn<lb/> ſie nun dieſe in ihre Gewalt bekommen, werden ſie<lb/> denken, alles ſei geendigt, auf die Klagen des Volkes<lb/> ferner keine Rückſicht nehmen, und in die alte Lage<lb/> zurück fallen. Nur Krieg kann helfen.</p><lb/> <p>Vor einigen Tagen ſtand in einem hieſigen<lb/> Blatte ein ſehr merkwürdiger Brief aus Deutſchland,<lb/> der über die dortigen Unruhen ein großes und neues<lb/> Licht verbreitet. Es wird darin erzählt, wie Met¬<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [75/0089]
in einer hieſigen Zeitung, daß ein Koch in Dresden
zu ſechszehnjähriger Zuchthausſtrafe verurtheilt wor¬
den, weil man bei einem Volksauflaufe ein Meſſer
bei ihm gefunden. Als wenn es nicht ganz was
natürliches und gewöhnliches wäre, daß ein Koch ein
Meſſer bei ſich führe! Auch hat man einen Grafen
Schulenburg, der das Volk aufgewiegelt haben ſoll,
arretirt, und nach Berlin geführt. Es verſteht ſich,
daß die deutſchen Zeitungen nicht Graf Schulenburg
ſchreiben durften, ſondern nur Graf S. Nur in
den franzöſiſchen Blättern war der Name ausge¬
ſchrieben. Ich zweifle zwar nicht daran, daß es in
Deutſchland Menſchen gibt, die aus Patriotismus
oder Muthwillen das Volk aufwiegeln; aber gewiß
haben ſie die verſchiedenen Inſurrektionen nicht herbei
geführt, ſondern höchſtens benutzt. Die Regierungen
aber, in ihrer alten bekannten Verſtocktheit, werden
glauben oder ſich anſtellen zu glauben, einzelne Auf¬
wiegler wären an allen Unruhen Schuld, und wenn
ſie nun dieſe in ihre Gewalt bekommen, werden ſie
denken, alles ſei geendigt, auf die Klagen des Volkes
ferner keine Rückſicht nehmen, und in die alte Lage
zurück fallen. Nur Krieg kann helfen.
Vor einigen Tagen ſtand in einem hieſigen
Blatte ein ſehr merkwürdiger Brief aus Deutſchland,
der über die dortigen Unruhen ein großes und neues
Licht verbreitet. Es wird darin erzählt, wie Met¬
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