Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 1. Hamburg, 1832.Mann den ganzen Abend in dem Gedränge und in Mann den ganzen Abend in dem Gedränge und in <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0076" n="62"/> Mann den ganzen Abend in dem Gedränge und in<lb/> der Hitze aushält, iſt mir unbegreiflich. Dazu muß<lb/> man ein Franzoſe ſeyn. Als man ihm die Nachrich¬<lb/> ten aus ... mittheilte, ſchien er ſehr vergnügt und<lb/> lachte. Ich habe den Abend viele Leute geſprochen,<lb/> die ich natürlich nicht alle kenne. Auch viele Deut¬<lb/> ſche waren da, junge Leute, die ſehr revolutionirten.<lb/> Die ganze Geſellſchaft würde im Oeſterreichiſchen<lb/> gehenkt werden, wenn man ſie hätte. Es geht da<lb/> ſehr ungenirt her, ja ungenirter als im Kaffeehauſe.<lb/> Und dabei hat man die Erfriſchungen umſonſt. Ich<lb/> ging ſchon um zehn Uhr weg. Da waren noch die<lb/> Treppen bedeckt von Leuten, die kamen. Wie die<lb/> aber Platz finden mochten, weiß ich nicht. Es<lb/> waren auch zwei Sophas mit Frauenzimmern da,<lb/> meiſtens Nordamerikanerinnen. Talleyrand war<lb/> neulich, ehe er nach London abreiſte, in Lafayette's<lb/> Salon; es hat aber kein Menſch mit ihm geſprochen.<lb/> Ich ſprach unter andern zwei Advokaten, welche die<lb/> Vertheidigung der angeklagten Miniſter übernommen.<lb/> Sie ſagten, die Sache ſtände ſchlimm mit ihren<lb/> Klienten und ſie ſtänden in Lebensgefahr. Sie wä¬<lb/> ren aber auch ſo dumm, daß ſie nicht einmal ſo viel<lb/> Verſtand gehabt hätten, zu entwiſchen, was die Re¬<lb/> gierung ſehr gern geſehen hätte. Jetzt ſei es zur<lb/> Flucht zu ſpät. Der Kommandant in Vincennes,<lb/> wo die Miniſter eingeſperrt ſind, ſei ſtreng und laſſe<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [62/0076]
Mann den ganzen Abend in dem Gedränge und in
der Hitze aushält, iſt mir unbegreiflich. Dazu muß
man ein Franzoſe ſeyn. Als man ihm die Nachrich¬
ten aus ... mittheilte, ſchien er ſehr vergnügt und
lachte. Ich habe den Abend viele Leute geſprochen,
die ich natürlich nicht alle kenne. Auch viele Deut¬
ſche waren da, junge Leute, die ſehr revolutionirten.
Die ganze Geſellſchaft würde im Oeſterreichiſchen
gehenkt werden, wenn man ſie hätte. Es geht da
ſehr ungenirt her, ja ungenirter als im Kaffeehauſe.
Und dabei hat man die Erfriſchungen umſonſt. Ich
ging ſchon um zehn Uhr weg. Da waren noch die
Treppen bedeckt von Leuten, die kamen. Wie die
aber Platz finden mochten, weiß ich nicht. Es
waren auch zwei Sophas mit Frauenzimmern da,
meiſtens Nordamerikanerinnen. Talleyrand war
neulich, ehe er nach London abreiſte, in Lafayette's
Salon; es hat aber kein Menſch mit ihm geſprochen.
Ich ſprach unter andern zwei Advokaten, welche die
Vertheidigung der angeklagten Miniſter übernommen.
Sie ſagten, die Sache ſtände ſchlimm mit ihren
Klienten und ſie ſtänden in Lebensgefahr. Sie wä¬
ren aber auch ſo dumm, daß ſie nicht einmal ſo viel
Verſtand gehabt hätten, zu entwiſchen, was die Re¬
gierung ſehr gern geſehen hätte. Jetzt ſei es zur
Flucht zu ſpät. Der Kommandant in Vincennes,
wo die Miniſter eingeſperrt ſind, ſei ſtreng und laſſe
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