Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 1. Hamburg, 1832.nicht mit sich reden. Man erzählte auch von einem -- Ihre Briefe machen mir eigentlich nur -- Was mag jetzt nicht in Deutschland alles nicht mit ſich reden. Man erzählte auch von einem — Ihre Briefe machen mir eigentlich nur — Was mag jetzt nicht in Deutſchland alles <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0077" n="63"/> nicht mit ſich reden. Man erzählte auch von einem<lb/> Bauern-Aufſtand in Hanau. Wiſſen Sie etwas<lb/> davon.</p><lb/> <p>— Ihre Briefe machen mir eigentlich nur<lb/> Freude ehe ich ſie aufmache, und in der Erwartung,<lb/> daß ſie recht groß ſind. Aber einmal geöffnet iſt<lb/> auch alles vorüber. In einer Minute habe ich ſie<lb/> geleſen, es iſt das kürzeſte Vergnügen von der Welt.<lb/> Ich werde durch Ihre langen Buchſtaben und geſtreck¬<lb/> ten Zeilen ſehr übervortheilt. Ihre ganzen Briefe<lb/> brächte ich in zwanzig Zeilen. Was können Sie aber<lb/> dafür? Ihre Freundſchaft reicht nicht weiter.</p><lb/> <p>— Was mag jetzt nicht in Deutſchland alles<lb/> vorgehen, was man gar nicht erfährt, weil es nicht<lb/> gedruckt werden darf! Ich habe den Abend oft das<lb/> ganze Zimmer voll deutſcher Jünglinge, die alle re¬<lb/> volutioniren möchten. Es iſt aber mit den jungen<lb/> Leuten gar nichts anzufangen. Sie wiſſen weder<lb/> was ſie wollen, noch was ſie können. Geſtern traf<lb/> ich bei Lafayette einen blonden Jüngling mit einem<lb/> Schnurrbarte und einer ſehr kecken und geiſtreichen Phy¬<lb/> ſionomie. Dieſer war von*** wo er wohnt, als dort<lb/> die Unruhen ausgebrochen, hierhergekommen, hatte La¬<lb/> fayette, Benjamin Conſtant, Quiroga und andere<lb/> Revolutionshäupter beſucht und um Rath gefragt, ge¬<lb/> rade als hätten dieſe Männer ein Revolutionspulver,<lb/> das man den Deutſchen eingeben könnte.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [63/0077]
nicht mit ſich reden. Man erzählte auch von einem
Bauern-Aufſtand in Hanau. Wiſſen Sie etwas
davon.
— Ihre Briefe machen mir eigentlich nur
Freude ehe ich ſie aufmache, und in der Erwartung,
daß ſie recht groß ſind. Aber einmal geöffnet iſt
auch alles vorüber. In einer Minute habe ich ſie
geleſen, es iſt das kürzeſte Vergnügen von der Welt.
Ich werde durch Ihre langen Buchſtaben und geſtreck¬
ten Zeilen ſehr übervortheilt. Ihre ganzen Briefe
brächte ich in zwanzig Zeilen. Was können Sie aber
dafür? Ihre Freundſchaft reicht nicht weiter.
— Was mag jetzt nicht in Deutſchland alles
vorgehen, was man gar nicht erfährt, weil es nicht
gedruckt werden darf! Ich habe den Abend oft das
ganze Zimmer voll deutſcher Jünglinge, die alle re¬
volutioniren möchten. Es iſt aber mit den jungen
Leuten gar nichts anzufangen. Sie wiſſen weder
was ſie wollen, noch was ſie können. Geſtern traf
ich bei Lafayette einen blonden Jüngling mit einem
Schnurrbarte und einer ſehr kecken und geiſtreichen Phy¬
ſionomie. Dieſer war von*** wo er wohnt, als dort
die Unruhen ausgebrochen, hierhergekommen, hatte La¬
fayette, Benjamin Conſtant, Quiroga und andere
Revolutionshäupter beſucht und um Rath gefragt, ge¬
rade als hätten dieſe Männer ein Revolutionspulver,
das man den Deutſchen eingeben könnte.
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