Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 1. Hamburg, 1832.wie kann man aber siegen ohne Kampf, wie kämpfen -- Die Frankfurter Bürgerschaft wäre ja rein -- Merkwürdig sind die Hanauer Geschichten! wie kann man aber ſiegen ohne Kampf, wie kämpfen — Die Frankfurter Bürgerſchaft wäre ja rein — Merkwürdig ſind die Hanauer Geſchichten! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0071" n="57"/> wie kann man aber ſiegen ohne Kampf, wie kämpfen<lb/> ohne Waffen? Das iſt der Zirkel, der einen toll<lb/> macht. Wir müſſen uns mit nackten Fäuſten, wie<lb/> wilde Thiere mit den Zähnen, wehren. Freiwillig<lb/> gibt man uns nie die Preßfreiheit. Ich möchte<lb/> unſern Fürſten und ihren Rathgebern nicht Unrecht<lb/> thun, ich möchte nicht behaupten, daß bei allen und<lb/> überall, der böſe Wille, alle Mißbräuche, welche<lb/> durch die Preſſe offenkundig würden, fortzuſetzen,<lb/> Schuld an der hartnäckigen Verweigerung der Pre߬<lb/> freiheit ſei; das nicht. Wenn ſie regierten wie die<lb/> Engel im Himmel und auch der anſpruchsvollſte<lb/> Bürger nichts zu klagen fände: ſie würden doch<lb/> Preßfreiheit verſagen. Ich weiß nicht — ſie haben<lb/> eine Eulen-Natur, ſie können das Tageslicht nicht<lb/> ertragen; ſie ſind wie Geſpenſter, die zerfließen,<lb/> ſobald der Hahn kräht.</p><lb/> <p>— Die Frankfurter Bürgerſchaft wäre ja rein<lb/> toll, wenn ſie dem Senate die Anwerbung von<lb/> Schweizertruppen bewilligte. Das gäbe nur eine<lb/> Leibwache für die <choice><sic>Bundesverſammlnng</sic><corr>Bundesverſammlung</corr></choice> und die ſteckt<lb/> gewiß hinter dem Plane.</p><lb/> <p>— Merkwürdig ſind die Hanauer Geſchichten!<lb/> Wer hätte das erwartet? Kann ſich die Freiheit in<lb/> der Nähe von Frankfurt bewegen? Es gibt irgendwo<lb/> einen See von ſo giftiger Ausdünſtung, daß alle<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [57/0071]
wie kann man aber ſiegen ohne Kampf, wie kämpfen
ohne Waffen? Das iſt der Zirkel, der einen toll
macht. Wir müſſen uns mit nackten Fäuſten, wie
wilde Thiere mit den Zähnen, wehren. Freiwillig
gibt man uns nie die Preßfreiheit. Ich möchte
unſern Fürſten und ihren Rathgebern nicht Unrecht
thun, ich möchte nicht behaupten, daß bei allen und
überall, der böſe Wille, alle Mißbräuche, welche
durch die Preſſe offenkundig würden, fortzuſetzen,
Schuld an der hartnäckigen Verweigerung der Pre߬
freiheit ſei; das nicht. Wenn ſie regierten wie die
Engel im Himmel und auch der anſpruchsvollſte
Bürger nichts zu klagen fände: ſie würden doch
Preßfreiheit verſagen. Ich weiß nicht — ſie haben
eine Eulen-Natur, ſie können das Tageslicht nicht
ertragen; ſie ſind wie Geſpenſter, die zerfließen,
ſobald der Hahn kräht.
— Die Frankfurter Bürgerſchaft wäre ja rein
toll, wenn ſie dem Senate die Anwerbung von
Schweizertruppen bewilligte. Das gäbe nur eine
Leibwache für die Bundesverſammlung und die ſteckt
gewiß hinter dem Plane.
— Merkwürdig ſind die Hanauer Geſchichten!
Wer hätte das erwartet? Kann ſich die Freiheit in
der Nähe von Frankfurt bewegen? Es gibt irgendwo
einen See von ſo giftiger Ausdünſtung, daß alle
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