Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 1. Hamburg, 1832.Straße stellen könnte. Jetzt stellen Sie sich vor, Freitag, den 1. October. -- Cotta will hier in Paris eine Zeitung her¬ Straße ſtellen könnte. Jetzt ſtellen Sie ſich vor, Freitag, den 1. October. — Cotta will hier in Paris eine Zeitung her¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0070" n="56"/> Straße ſtellen könnte. Jetzt ſtellen Sie ſich vor,<lb/> daß dieſe kleine Stadt, zwei oder gar drei Fürſten<lb/> hat, die ſie gemeinſchaftlich beherrſchen. Iſt es da<lb/> ein Wunder, wenn es zur Revolution gekommen?<lb/> Es iſt ſchon mit einem Fürſten nicht auszuhalten.<lb/> Der Doctor Schapper hat aber einen guten vater¬<lb/> ländiſchen Grund in mir gelegt! Er wird ſich freuen,<lb/> wenn er es erfährt.</p><lb/> </div> <div n="2"> <dateline> <hi rendition="#right">Freitag, den 1. October.</hi> </dateline><lb/> <p>— Cotta will hier in Paris eine Zeitung her¬<lb/> ausgeben, wie mir eben D. erzählte, an den er<lb/> ſich vorläufig deswegen gewendet. Wenn es nur<lb/> zur Ausführung kömmt — es wäre himmliſch.<lb/> Hundert deutſche Miniſter würden darüber verrückt<lb/> werden. Was könnte dieſer Mann mit ſeinem<lb/> Reichthume, ſeiner Thätigkeit, ſeinem Geſchäftskreiſe<lb/> und ſeinen Verbindungen nicht alles wirken, wenn<lb/> er wollte! Er allein verſteht es, wie man die<lb/> furchtſamen Federn beherzt macht, und die verbor¬<lb/> genſten Schubladen der Geheimnißkrämer öffnet.<lb/> Wenn ich an die Cenſur denke, möchte ich mit dem<lb/> Kopfe an die Wand rennen. Es iſt zum Verzwei¬<lb/> feln. Die Preßfreiheit iſt noch nicht der Sieg, noch<lb/> nicht einmal d<supplied>e</supplied>r Kampf, ſie iſt erſt die Bewaffnung;<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [56/0070]
Straße ſtellen könnte. Jetzt ſtellen Sie ſich vor,
daß dieſe kleine Stadt, zwei oder gar drei Fürſten
hat, die ſie gemeinſchaftlich beherrſchen. Iſt es da
ein Wunder, wenn es zur Revolution gekommen?
Es iſt ſchon mit einem Fürſten nicht auszuhalten.
Der Doctor Schapper hat aber einen guten vater¬
ländiſchen Grund in mir gelegt! Er wird ſich freuen,
wenn er es erfährt.
Freitag, den 1. October.
— Cotta will hier in Paris eine Zeitung her¬
ausgeben, wie mir eben D. erzählte, an den er
ſich vorläufig deswegen gewendet. Wenn es nur
zur Ausführung kömmt — es wäre himmliſch.
Hundert deutſche Miniſter würden darüber verrückt
werden. Was könnte dieſer Mann mit ſeinem
Reichthume, ſeiner Thätigkeit, ſeinem Geſchäftskreiſe
und ſeinen Verbindungen nicht alles wirken, wenn
er wollte! Er allein verſteht es, wie man die
furchtſamen Federn beherzt macht, und die verbor¬
genſten Schubladen der Geheimnißkrämer öffnet.
Wenn ich an die Cenſur denke, möchte ich mit dem
Kopfe an die Wand rennen. Es iſt zum Verzwei¬
feln. Die Preßfreiheit iſt noch nicht der Sieg, noch
nicht einmal der Kampf, ſie iſt erſt die Bewaffnung;
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